Studieren mit Kind – „Für uns ist es auch ein Privileg!“

von | 11. Januar 2021 | Familie und Beruf - Alles gut vereinbar?!

Ich muss gestehen: Manchmal fühle ich mich mit meinem Studium überfordert. Hier eine Projektarbeit, da eine Klausur und währenddessen den Anschluss in den Vorlesungen nicht verlieren. Aber: Sobald ich meine Aufgaben für die Hochschule erledigt habe, habe ich Zeit für mich.

 

Wie muss es dann sein das Studium und Elternsein unter einen Hut zu bekommen? Wenn nach dem Studieren (oder dabei) noch ein Kind versorgt werden will?

 

Nicole und Tobias sind beide noch im Studium und vor einem Jahr Eltern der kleinen Marlene geworden.
„Als ich schwanger wurde, war ich im 3. und Tobi im 5. Semester.“, berichtet Nicole, „Da standen am Anfang noch viele offene Fragen im Raum: Wie können wir das finanziell stemmen? Wie kann ich mein Studium in der Schwangerschaft und danach mit Kind organisieren? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen müssen wir beachten?“

 

Nicole und Tobias suchten sich dafür Rat bei ihrem Studiengangsleiter. Jede Hochschule und Universität hat aber auch spezielle Ansprechpersonen und Beratungsangebote für Studierende (werdende) Eltern. Es gibt auch, je nach Universität und Hochschule, eigene Krippen, Betreuungsangebote oder Stipendien für studierende Eltern. Hier lohnt es sich, sich vorab genau zu informieren!
„Wir haben das Glück, dass wir mit unserem Studium der Sozialen Arbeit und vielen Freunden, die in dem Bereich arbeiten, direkt an der Quelle der Informationen sitzen.“, erklärt mir Nicole lachend.
Tobias und Nicole haben keinen Anspruch auf BAföG und haben vor der Schwangerschaft beide nebenbei gearbeitet, um sich das Studium zu finanzieren.

 

„Als Student ist man meistens knapp bei Kasse, aber wir waren vor Marlene eindeutig knapper bei Kasse als jetzt.“, betont Tobias, „Nun erhalten wir – wie andere Eltern auch – staatliche Unterstützung wie Eltern- und Kindergeld. Zusätzlich greifen uns aber auch unsere Eltern finanziell unter die Arme, sodass wir nebenbei nicht arbeiten müssen und vor ungefähr 4 Monaten auch in eine deutlich größere Wohnung ziehen konnten.“
Nicole erklärt mir, dass sie nicht nur die finanzielle Entlastung, sondern auch genau den Umstand, dass beide noch studieren, als großes Privileg ansieht.
„Dass wir unsere Zeit so flexibel einteilen können, beide, im Gegensatz zum Berufsleben, viel Zeit haben und uns die Aufgaben aufteilen können ist meiner Meinung nach ein großer Vorteil des Studierens mit Kind. Wir hatten aber auch Glück mit dem Timing der Geburt und, dass ich davor und danach relativ fit war: Ich saß tatsächlich bis eine Woche vor der Geburt noch in einer Vorlesung und bereits zwei Wochen nach der Geburt saß ich dann mit der kleinen Marlene in der Trage wieder in einem Seminar. Das war natürlich nicht ganz ideal, aber ich musste das Seminar noch abschließen, da ich sonst die Arbeit von einem Jahr hätte nachholen müssen.“

 

 

Nun ist Nicole in Elternzeit und hat ihr drittes Urlaubssemester eingelegt, trotzdem nimmt sie regelmäßig an Vorlesungen teil und holt ein paar Prüfungen nach. „Mir gefällt die Doppelrolle: Mutter und Studentin. Das ist für mich eine schöne Abwechslung, auch wenn genau das natürlich auch eine Doppelbelastung ist.“, berichtet die 23-Jährige.
Tobias erklärt mir, dass die beiden ihre Stundenpläne gemeinsam planen, sodass einer der beiden immer für Marlene da ist: „Besonders seitdem ich meine Bachelorarbeit schreibe bin ich viel flexibler, sodass das eigentlich immer gut funktioniert. Ich versuche besonders in den Schlafenszeiten von Marlene viel dafür zu machen. Auch die digitale Lehre wegen der Corona-Maßnahmen erleichtert uns die Organisation, die Anfahrtszeiten fallen so komplett weg.“

 

Nicole sieht aber auch einige Herausforderungen darin, immer von Zuhause aus zu lernen: „Marlene merkt natürlich, dass Mama und Papa nicht weg sind, sondern nur in einem anderen Raum. Tobi muss sich aktuell auf seine Bachelorarbeit konzentrieren, deswegen bin ich zum Beispiel gerade für ein paar Tage bei meiner Mutter, dann wird er nicht so abgelenkt. Aber auch bei mir selbst merke ich, dass die digitale Lehre viel mehr Selbstdisziplin fordert.“
Abschließend fügt Tobias noch hinzu: „Wir versuchen immer an unseren Einstellungen zu arbeiten, mit einem Kind ist man eben doch sehr fremdbestimmt, da kann man nicht davon ausgehen, alle Vorlesungen mitzubekommen. Ich stelle mich einfach von vornherein darauf ein unterbrochen zu werden, dann kann ich viel besser damit umgehen, wenn es dann auch passiert.“

 

Hier findet Ihr einen Blogeitrag über den Hochschulservice für Familie, Gesundheit und Gleichstellung der TH Nürnberg zum Thema „Schwanger im Studium?“:
https://familienblog.nuernberg.de/schwanger-im-studium/

Hier findet Ihr einen Beitrag zu den familienfreundlichen Angeboten des Studentenwerks Nürnberg-Erlangen:

Aus der familienfreundlichen Werkswelt …

 

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Bildnachweis: Groskurth