Der Wahnsinn um die Babyerstausstattung
Nichts scheint die Werbealgorithmen so sehr in Aufruhr zu versetzen, wie ein völlig neuer Konsument. Ein Wesen, das noch nichts besitzt, außer äußerst konsumwillige Angehörige. Und diese gilt es, mit dem Erkennen eines herannahenden neuen Erdenbürgers durch etwaiges Klickverhalten im Internet mit Einkaufsvorschlägen zu fluten.
Und seien wir mal ehrlich: Welcher werdende Elternteil, Großelternteil, Onkel, Tante und so weiter schafft es, wenn im eigenen Umfeld ein Baby erwartet wird, völlig unbeeindruckt durch eine reale oder virtuelle Babyabteilung zu laufen? Spätestens mit der Bekanntgabe des Geschlechts brennen bei den meisten Mitgliedern dieser Zielgruppe endgültig die Sicherungen eines rationalen Einkaufverhaltens durch.
Stichwort: „Oh mein Gott, ist das süß!“ oder „Schau mal, wie klein!“
Gleichzeitig wollen die werdenden Eltern natürlich alles richtigmachen und ihr Kind bestmöglich ausstatten. Im besten Fall ist ein Produkt nicht nur wunderschön und süß, sondern auch besonders ökologisch, verträglich und förderlich für die Entwicklung des Kindes. Dieser Wunsch zur Perfektion wird von Werbestrategen sehr geschickt adressiert, indem fast jedem Produkt entsprechende Attribute zugeschrieben werden. Zahlreiche Siegel und Empfehlungshinweise von Hebammen, Kinderärzten, etc. vermitteln den werdenden Eltern das Gefühl, hier zugreifen zu müssen. Schnell kann es da passieren, dass man den Überblick verliert, was ein Baby wirklich braucht.
Um sich nicht im Angebotsdschungel zu verirren und sich im schlimmsten Fall in der Kostenfalle für Produkte wiederzufinden, die man gar nicht benötigt, lohnt sich präventive Recherche. Hierzu kann man sich Tipps zum Beispiel von der Hebamme, aus zahlreichen Fachartikeln und Blogs oder von anderen Eltern holen. Selbstverständlich sind diese Tipps nur ein Richtwert für die werdenden Eltern, denn Geschmäcker sind verschieden und Kinder unterschiedlich. Während in der einen Familie eine konsequente Weigerung des Kindes gegenüber dem Kinderwagen entsteht, da es nur im Tragetuch transportiert werden möchte, und dieser deshalb so gut wie nie zum Einsatz kommt, ist er in der anderen Familie ein tägliches must-have. Auch über Beistellbetten wird viel diskutiert, denn die einen nutzen es jede Nacht für ihren Nachwuchs, während die anderen darin alles ablegen, nur kein Baby. Im Zweifelsfall lassen sich gerade die großen und teureren Anschaffungen aber auch noch tätigen, wenn das Baby geboren ist und man seine Bedürfnisse und Eigenheiten besser abschätzen kann.
Für mich kristallisierte sich schnell heraus, dass sich Zurückhaltung insbesondere im Hinblick auf Kleidung lohnt. Hier bekommt man oft sehr viele Teile in kleinen Größen geschenkt, sodass das Kind nach der Geburt mehrmals täglich das Outfit wechseln müsste, um alles getragen zu haben, bevor es bereits wieder herausgewachsen ist. Damit sich Fehlkäufe nicht allzu negativ auf das Konto auswirken, ist man zudem stets gut beraten, auf speziellen Baby- und Kinderflohmärkten nach Angeboten Ausschau zu halten. Das geht in Zeiten von Corona dank zahlreicher Apps und Webseiten auch problemlos digital. Auch eine Wunschliste für Angehörige kann sich lohnen, damit diese gezielten Dinge schenken können, die man wirklich benötigt. Am Ende sollte man aber nicht allzu streng sein, denn wie man bekanntlich weiß, ist die Vorfreude die schönste Freude. Und die lässt sich durch einen zauberhaften Strampler in Größe 50 oft ganz erheblich steigern, auch wenn das Kind später mit 54 cm auf die Welt kommt.
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