Mütter und Töchter

von | 12. April 2021 | Miteinander leben, streiten, wachsen

Zum Glück gibt es sie, die gelungenen Mutter-Tochter-Beziehungen, in denen sich beide unterstützen, manches gemeinsam haben und machen, wo die Mutter Vorbild und weise Begleiterin ist und sich beide schätzen und ihre Liebe zeigen. Doch die meisten meiner Freundinnen hörte ich sagen: Ohweh … meine Mutter … – und viele hegen bis ins hohe Alter Ärger gegen die Mutter, von der sie sich so verletzt fühlten, so ungesehen und unverstanden.
Wer als Frau jemals den Satz hörte: „Du wirst wie deine Mutter!“, und dann dachte: „Niemals!“, hat zumindest einmal darüber nachgedacht, warum das so erschreckend ist. Was lässt uns auf Distanz gehen? Warum möchten wir ganz anders sein? Und warum nerven uns Mutters Worte so oft und warum kann sie uns nicht verstehen und nicht sehen, was wir wirklich brauchen?

Oft gehen wir bewusst andere Wege als unsere Mutter. Wir wollen eine glücklichere Ehe, unseren Kindern mehr Freiheiten und Selbstbewusstsein geben, als wir selbst erlebten und dann … „kommt es unterm Strich auf das Gleiche raus“, sagt eine frustrierte Mutter, deren Tochter sie auf Abstand hält und sich nicht anvertraut. Da tauchen Schuldgefühle auf: „Was habe ich nur falsch gemacht?“Manche Frauen leiden unter dominanten Müttern, die ihnen vermitteln, als wüssten sie was für die Tochter richtig ist, die ihnen Ratschläge erteilen, sie kontrollieren – oder sie leiden unter ängstlichen Müttern, die sie nicht loslassen können. Andere beklagen, dass die Mutter stark ihr eigenes Leben führt und für sie nicht genug da ist und werfen ihr „Fehler“ in der Kindheit vor.

Und Mütter wünschen sich von ihren Töchtern manchmal nur mehr Aufmerksamkeit. Viele schmerzende Fragezeichen entstehen, wenn der Kontakt schwierig ist: Warum kann meine Tochter nicht mal fragen, wie es MIR geht – muss ich immer nur zuhören? – Oder: Warum wird meine Sichtweise und mein Rat von meiner Tochter so abgelehnt, ich meine es doch gut und möchte meine Erfahrungen weitergeben – Ich möchte einfach nur mehr Kontakt und Familiengefühl.
Oder: Meine Tochter ist so verletzend zu mir, was habe ich ihr getan?
Was auch immer Schmerz, Distanz und Ärger zwischen Müttern und Töchtern auslöst, hinter allem steht auch die Sehnsucht nach Verständnis, Wertschätzung, Wohlwollen, letztlich: Liebe. Wenn die enttäuscht ist, geht manchmal gar keine Kommunikation mehr und man sucht Hilfe in Therapie und Beratung. Sehr häufig haben Mutter-Tochter-Konflikte eine lange Familiengeschichte, werden sozusagen vererbt. Das kann ein langer Heilungsweg sein. Manche berichten auch, nach einer Familienaufstellung sei alles klar geworden und sie konnten den Zwist beenden.

Auf einmal können sich Tore und Herzen öffnen, wenn eine Tochter beim Psychologen feststellt: Ich habe herausgefunden, dass ich meine Mutter bekämpfte, weil sie so lebt, wie ich das nicht kann. Eigentlich bewundere ich sie.
Wie auch immer, Austausch mit Gleichgesinnten kann erleichtern und ermutigend sein. Wer sieht, dass es anderen ähnlich geht, kann auch mal über sich lachen und Trost finden, sowie neue Strategien für eine leichtere Kommunikation oder das schwierige Loslassen.

Auf dem Weg zu mehr Verständnis für sich selbst und die Mutter oder Tochter kann eine Selbsthilfegruppe sehr unterstützend sein. In Nürnberg gibt es seit Dezember beim Selbsthilfe-Forum KISS eine solche. Bislang fand sie online statt: Mütter-Töchter – konfliktfrei? – Das Treffen ist jeden 2. Samstag im Monat um 15 Uhr. Bislang gehören einige Mütter zur Gruppe – Töchter sind ebenso willkommen. Infos bei Kiss Nürnberg-Fürth-Erlangen: 0911 234 94 49 – nuernberg@kiss-mfr.de – https://kiss-mfr.de/neue-selbsthilfegruppen/#suche_nuernberg

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