Maskenpflicht bei Erzieher*innen – was macht das mit der Kommunikation?

von | 7. Juni 2021 | Eltern werden, Eltern sein, Miteinander leben, streiten, wachsen

Im Inklusiven Kinderzentrum in der Marthastraße in Mögeldorf hat sich im Lauf des letzten Jahres alles bestens eingespielt: Das „Schleusen“ von Eltern und Kindern beim Bringen und Abholen, das Übermitteln von Informationen an die Eltern, weil niemand mehr an der Pinnwand stehen bleiben kann und auch die Maskenpflicht für die Erzieherinnen. Leiterin Sabine Hassani, legt alle bislang verwendeten Maskenmodelle auf den Tisch, die aus Stoff, die blauen medizinischen und FFP2. Sie wirkt gelassen nach dem Corona-Jahr: „Auf die soziale Beziehung zwischen den Kindern und uns hatte die Maskenpflicht gar keine Auswirkung … man hat ja auch eine gewisse Ausstrahlung, dafür haben Kinder ganz feine Antennen.“

Viele Aktivitäten mit den Kindern, wie auch das wichtige gemeinsame Singen, wurden nach Möglichkeit nach draußen verlegt. Doch bei den Mahlzeiten durften die Erzieherinnen nicht mehr gemeinsam mit den Kindern essen, sodass die Vorbildfunktion verloren ging, das Voressen und die genussvolle Mimik fielen weg.

Die Kollegin Nadine Weißmann berichtet ihre Erfahrungen mit der Maske: „Man kann ja auch mit Körperbewegung signalisieren, ich nehm dich jetzt in den Arm und tröste dich, die Augen können eingesetzt werden, die Sprache. Wir haben schon festgestellt, dass die Augen- und Stirnpartie und die Gestik verstärkt werden müssen, die Stimme muss mehr moduliert werden. … vielleicht ist das unser Vorteil, wir arbeiten ja auch mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen, da mussten wir vorher schon unsere Kommunikation vielseitiger einsetzen … jetzt wurde sie noch bewusster, wir mussten mehr Ruhe reinbringen.“

Frau Weißmann erlebte den Dialog durch die Maske hindurch eher bei Kindern schwierig, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, bei auditiven Störungen und einem Kind aus dem autistischen Formenkreis. Da fehlten dann die Lippenbewegungen zu den Lauten.

Auch der Austausch unter den Kolleginnen und mit den Eltern wurde angepasst, man konnte nicht einfach im Vorbeigehen mal was mitteilen. Frau Weißmann erlebte das so: „Wir hatten manchmal das eigenartige Gefühl, unter Wasser zu sein, alles eingedämmt zu hören.“ Nähe und Blickkontakt wurden wichtiger und mehr Nachsicht war gefragt.

Frau Hassani erlebte manch lustige Situation. Als eine Kollegin mal zum Trinken ihre Maske kurz abzog, erinnerte ein Kind sie sofort: Maske aufsetzen!
Sie freut sich über einen Nebeneffekt der Corona-Regelungen. Es gab kaum Infekte mehr, Magen- und Darmgeschichten blieben aus. Dazu trug neben Masken und mehr Händewaschen sicher auch bei, dass alle Kinder mit Krankheitsanzeichen strikt zuhause bleiben mussten: “Sonst kommen sie ja auch mit Rotznasen“. Dass im Kinderzentrum kein einziger Corona-Fall vorkam, bezeichnet sie als Glück.

Eine Sozialpädagogin und Therapeutin, die in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft mit Müttern und Kindern arbeitet, empfindet die Maske als Behinderung, weil Kinder Sprache erst durch Mimik ganzheitlich aufnehmen und lernen könnten. Sie meint, dass das Erkennen von Freude fehle. Ihr haben kleine Kinder die Maske öfter vom Gesicht gezogen. Die Betreuung sei für sie mühsamer geworden, besonders Menschen, für die Deutsch keine Muttersprache ist, verstehen sie teils gar nicht mehr. Und prustende Lippenspiele mit Kleinkindern machen keinen Spaß mehr.

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Bildnachweis: Karin Behrens