Für meine Enkelinnen (13) sind Omas gerade out. Sie sind mit Jungs unterwegs. Ich freue mich, wie viel unbekümmerter sie dabei sind als meine Generation damals. Doch wer weiß, wie sie mit dem ersten Liebeskummer umgehen. Mir fällt das Rezept meiner Mutter ein: „Liebeskummer lohnt sich nicht, my darling“, ein Ohrwurm-Schlager aus den 60ern.

 

Sie meinte, die Männer seien die Tränen nicht wert und wollte mir den Schmerz erleichtern, als ich weinte, weil der angehimmelte Schulfreund mit einer anderen rumschmuste. Nur funktionierte dieser Tipp bei mir nie, schon gar nicht bei meiner Scheidung. Verlassen zu werden oder einen Korb zu bekommen tat mir jedes Mal lang weh und ließ mich die Hoffnung auf neues Beziehungsglück verlieren. Doch immer war mir klar: ICH bin all meine Tränen wert, zumal es laut medizinischen Studien sehr gesund ist, wenn sie fließen dürfen.

 

Liebeskummer kann sich vernichtend anfühlen und handlungsunfähig machen, den ganzen Körper ergreifen. Manche werden richtig krank davon, können nicht mehr essen und schlafen (was genauso bei Verliebtheit passieren kann, von der man weiß, dass sie Stoffe ins Hirn schickt, die etwas „verrückt“ machen).
Warum die Evolution das so eingerichtet hat, konnte ich noch nicht herausfinden, es würde den Schmerz sowieso nicht lindern.

Doch ich bin überzeugt, dass es Sinn macht, Liebeskummer zuzulassen, mit all der Traurigkeit und der vollen Wut auf den Partner, die Partnerin, der/die uns seine/ihre Liebe verwehrt. Zulassen – nicht gleich den anderen/die andere damit bombardieren, auch wenn man ihn/sie zum Mond schießen möchte – erstmal Kissen gegen die Wand schmeißen, im Wald schreien, joggen, bergauf in Fahrradpedale treten usw. Besonders für Frauen/Mädchen ist Wut manchmal schambesetzt. Doch Wut bringt uns in die „Puschen“, gibt uns Kraft für neue Schritte.

Wie jeder Schmerz ist Liebesschmerz wie das leuchtendrote Lämpchen am Armaturenbrett eines Autos, das uns sagt, hier fehlt was, muss Öl oder Benzin nachgefüllt, etwas repariert werden. Menschen brauchen eben Treibstoff/ Lebenssaft in Form von Zuwendung für Seele und Körper – schlicht: Liebe.

 

Wenn ich genug Trauer- und Wutrunden gedreht habe, sehe ich klarer, was in meinem „Tank“ aufgefüllt werden will: Nähe, Berührung, gesehen und verstanden werden, Unterstützung, Zeit und Erlebnisse miteinander teilen, Geborgenheit, Sicherheit – und LIEBEN überhaupt. Wir wollen ja nicht nur Liebe bekommen, sondern auch geben.
All das kann ich natürlich ohne Partner*in leben, doch die Sehnsucht nach dem/der „Einen“ lebt in vielen von uns, auch wenn es heutzutage nicht mehr so modern oder notwendig ist.

Deshalb texte ich obigen Song um: Liebeskummer lohnt sich. Nach Jahrzehnten des Umgangs mit allerlei Enttäuschung in Liebesdingen, die ich auch noch als Oma erlebe, wenn ich Ablehnung erfahre und keine Beziehung möglich ist, die ich mir wünsche. Meinen Enkelinnen gebe ich auf den Weg:

Probiert die Liebe aus, macht Fehler, tröstet euch, wenn sie weh tut und findet raus, wer und was euch wirklich guttut. Für Notfälle gibt es Freundinnen und Freunde oder Omas und Opas, die euch zuhören oder Erste Hilfe bei Liebeskummer im Internet. Für Eltern: Vielleicht lohnt das Thema eine Runde Familiengespräch in gemütlicher Atmosphäre, wo Alte und Junge ihre Erfahrungen austauschen und dabei auch lachen – denn Liebeskummer ist generationenübergreifend.

In schweren Fällen helfen lokale Familienberatungsstellen und Therapeuten:

https://www.nuernberg.de/internet/jugendamt/erziehungsberatung.html

https://www.stadtmission-nuernberg.de/ich-brauche-hilfe/kinder-jugend-und-familie/erziehungs-paar-und-lebensberatung/

Für leichtere Fälle gibt´s  Internet-Tipps:
https://www.nordbayern.de/region/nuernberg/das-hilft-beim-ersten-liebeskummer-1.11521291

https://www.urbia.de/magazin/liebe-und-partnerschaft/10-notfall-tipps-bei-liebeskummer

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