Wohnprojekte: Der Hof e.V.
Im Oktober fand im Nachbarschaftshaus der Wohnprojektetag 2021 statt und Margarete Weidinger kann zufrieden darauf zurückblicken: „Rund 100 Leute kamen, um mehr über Wohnprojekte in unserer Region zu erfahren“. „Wir kommen zusammen und tauschen uns aus“ – das war das Motto der Veranstaltung, die im letzten Jahr coronabedingt leider entfallen musste.
Organisiert wird der Austausch regelmäßig von „Der Hof – Wohnprojekte Alt und Jung e.V.“. Margarete Weidinger ist erste Vorsitzende des Vereins seit 2017.
Der Hof bietet Beratung, Koordinierung und Fortbildung rund um gemeinschaftliche Wohnformen an:
„Wir verstehen uns als Dachorganisation für Interessierte,“ erläutert Margarete Weidinger. „Wir vernetzen und beraten, auch im Rahmen von Workshops und Vorträgen, zu allem, worauf man bei einem Wohnprojekt achten muss – z.B. welche Gesellschaftsform wohl jeweils die richtige ist.“
In wenigen Tagen fährt Margarete Weidinger nach Karlstadt, um dort vor dem Stadtrat zu referieren, „denn mittlerweile werben wir auch gerne bei Kommunen, die zum Beispiel ein großes Grundstück für ein Wohnprojekt zur Verfügung stellen können.“
Die Architektin bezeichnet sich als ein „Urgestein“ des Gemeinschaftswohnens:
„Von meinem Elternhaus bin ich seinerzeit in eine WG, später in eine Hausgemeinschaft und danach in ein Wohnprojekt gezogen und habe schon früh alle möglichen Wohnformen kennen gelernt! Ich bringe Erfahrung als Projektentwicklerin, – steuerin und Bewohnerin eines Wohnprojektes mit.“
Viel ehrenamtliche Arbeit hat der Vereinsvorstand, trotz Nachwuchsproblemen unter den Aktiven, zu leisten, denn das Thema „Wohnen“ interessiert alle Generationen – und viele Menschen geradezu brennend aufgrund des Mangels an bezahlbarem Wohnraum.
Margarete Weidinger kennt die Sorgen gerade junger Familien:
„Andererseits leben in Nürnberg rund 240 000 Menschen allein in ihrer Wohnung oder ihrem Haus, das muss man sich mal vorstellen! Ich würde mir wünschen, dass es mehr Förderung und Anreize gäbe für diese Single-Bewohner, ihren zu großen Wohnraum gegen einen kleineren zu tauschen.“
Grundsätzlich sei es eine schwierige Zeit für alle, die ein Wohnprojekt ins Leben rufen wollen: Die Stadt Nürnberg mag über wenig eigenen Grund im Vergleich zu anderen Städten verfügen, der Wohnprojekten zur Verfügung gestellt werden kann: „Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Ich vermisse vor Ort die Strategie, das höhere Ziel, solche Projekte unterstützen zu wollen.“
Aber Margarete Weidinger sieht auch, dass Nürnberg in seiner Wohnungspolitik vieles richtig mache, zum Beispiel in Kooperation mit Unternehmen wie der WBG oder der Josephsstiftung.
Trotzdem bedauert sie, dass die aktive Teilhabe, das Mitorganisieren vieler Bürgerinnen und Bürger, in Rahmen von Wohnprojekten, nicht ausreichend gefördert würden: „Da gibt es ein großes ungesehenes Potential, von dem die Stadtgesellschaft profitieren würde. Und manche Familie könnte sich im Rahmen eines Wohnprojektes ihren Traum verwirklichen und Geld sparen gegenüber dem Kauf eines Eigenheimes.“
Nein, gemeinschaftliches Wohnen eigne sich natürlich nicht für Jede / für Jeden. Es müssten sich, in einem oft langen Prozess, Menschen finden, die Ähnliches wollen und gemeinsam lange durchhalten, bis eingezogen werden kann:
„In dem Wohnprojekt, in dem ich lebe, sind wir 18 Menschen zwischen 2 und 70 Jahren, die sich von ihrer Herkunft und ihrem Status schon recht ähnlich sind.“
Hier finden Sie mehr Informationen über „Der Hof e.V. – Wohnprojekte Alt und Jung e.V.“: https://www.wohnprojekte.org/
Bildnachweis: Der Hof e.V.
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