Wer wartet die kinderfreundlichen Wartebereiche?
Behördengänge können ganz schön stressig sein, insbesondere dann, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Schön, wenn dann der Wartebereich so ausgestattet ist, dass sich die Kinder wohlfühlen und beschäftigen können.
Gemeinsam mit der noris inklusion hat das Bündnis für Familie im Herbst 2017 ein kleines Projekt gestartet: Zug um Zug spendierten wir eine Grundausstattung für fünf Wartebereiche in städtischen Ämtern. Zwei Mal in der Woche sorgt die noris inklusion dafür, dass die Ausstattung in den Wartebereichen sauber und gepflegt ist. Dazu wurde eigens ein Außenarbeitsplatz geschaffen.
Wir durften Richard N. – „Richi“ – auf seiner Tour zu den Ämtern begleiten. Mit dabei war auch Julia Munker, die bei der noris inklusion u.a. für die Außenarbeitsplätze zuständig ist.
Seine Arbeitsstellen kann Richi bequem mit U-Bahn und Bus erreichen. Sein Arbeitsmaterial führt er in einem Trolli mit sich. Neben einem praktischen Klappeimer sind das verschiedene Lappen, Allzweckreiniger, Desinfektionstücher, ein Spitzer sowie Buntstifte und Ausmalbögen zum Nachlegen.
„Richi, was ist an Deinem Arbeitsplatz so besonders?“
Ich mag es, dass ich nur vormittags ein paar Stunden drinnen arbeite – in der Küche der noris inklusion – und nach dem Essen rauskomme. Das ist sehr abwechslungsreich. Besser als zuhause rumzuhängen und nichts zu machen. Und ich komme dabei viel mit Menschen zusammen. Wenn ich mich anmelde, dann quatschen wir gerne erst einmal zusammen. Ich frage dann auch, ob alles soweit in Ordnung ist. Schön ist, dass ich viel Anerkennung bekomme und die Ämter mit meiner Arbeit sehr zufrieden sind. Obendrein macht mir Putzen aber auch Spaß – ich mag es gerne sauber.
„Frau Munker, ihr habt mit Richi ja offenbar genau den Richtigen für diese Aufgabe gefunden. Wie geht das?“
„Mit ganz viel Liebe und gegenseitiger Unterstützung! Ja, im Ernst: Es ist uns sehr wichtig die Stärken und Schwächen der Einzelnen herauszufinden, sie zu unterstützen und Tipps und Hilfestellungen zu geben. Richi hat natürlich erst Praktika und Lehrgänge in unseren Betrieben absolviert – zum Beispiel im Waldcafe, bevor wir ihm dann diese Aufgabe übertrugen, die er jetzt selbständig erledigt.“
„Habt ihr noch mehr so ungewöhnliche Außenarbeitsplätze?“
„Ja, zum Beispiel haben wir einen Teilnehmer, der Autos liebt, aber eine starke Sehbehinderung hat. Er arbeitet im Ersatzteillager eines Autohauses. Ein anderer versendet in einem Aquaristikladen – ein Familienbetrieb – Fische in Plastiktüten.“
„Was machst Du nach der Arbeit, Richi?“
„Ich habe eine eigene Wohnung um die ich mich hauptsächlich alleine kümmere. Eine Betreuerin kommt alle vierzehn Tage und spricht mit mir alles durch. Jeden Mittwoch nehme ich am Zumba teil. Auch sonst wird viel angeboten, zum Beispiel Ernährungskurse bei der AOK. In einem anderen Kurs habe ich mir ein Xylophon selber gebaut. Seit sechs Jahren gehöre ich auch dem Werkstattrat an, der Mitarbeitervertretung bei der noris inklusion. Das Einzige was mir im Moment noch fehlt wäre ein vernünftiger Internetanschluss zuhause.“
Seit über 30 Jahren ist die noris inklusion gGmbH der größte Arbeitgeber für erwachsene Menschen mit Behinderung in Nürnberg. Nach dem Motto: „Mittendrin und dabei“ finden sie hier ihren individuellen Platz. Bei der Arbeit, beim Wohnen, in der Weiter¬bildung und Qualifi-zierung sowie in der Freizeit. Die ehemalige „Werkstatt für Behinderte“ ist eine gemeinnützige „Tochter“ der Stadt Nürnberg und hat weit über 500 Arbeitsplätze in sechs Produktionsstätten sowie einige Außenarbeitsplätze. Ohne den Verlust des rechtlichen Schutzraumes der anerkannten Werkstatt können Mitarbeiter mit Behinderung auf diese Weise auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig sein. Unterstützt werden sie hierbei durch eine Fachkraft für betriebliche Integration.
https://www.noris-inklusion.de/
Mehr zu unseren Wartebereichen finden Sie unter https://www.nuernberg.de/internet/buendnis_fuer_familie/warteber.html
Bildnachweis: Karin Behrens
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