Wenn Väter trauern

von | 14. Februar 2020 | Miteinander leben, streiten, wachsen, Sagen Sie mal…

„Schon seit 2002 bieten wir jedes Jahr ein Wochenende für Väter, die ein Kind verloren haben, an“, berichtet Richard Sporrer, „Es ist für betroffene Männer ein Ort, an dem sie wissen: Hier werde ich verstanden und: Hier sind andere, die wissen, wovon ich rede!“

„Unter dem Regenbogen – Wochenende für Väter, die ein Kind verloren haben“ ist der Titel des Wochenendseminars mit Übernachtung, das unter dem Dach von Zoff+Harmonie, der Familienbildung der Katholischen Stadtkirche stattfindet.
„Auch Trauriges gehört zum Familienleben, wie Krankheit und Trauer,“ sagt Andrea Krapf von der Pädagogischen Leiterin der Einrichtung, „daher gehört so ein ernstes Thema auch in eine Familienbildungsstätte. Von Männern wird in unserer Gesellschaft noch immer eher erwartet, dass sie sich stark geben und ihrer Partnerin eine Stütze sind. Arbeit ist für sie oft ein Mittel, um aufkommende Trauer zu verdrängen. Das kann dazu führen, dass die Partnerin irritiert ist, weil der verwaiste Vater seinen Schmerz nach außen hin nicht zeigt, und noch mehr arbeitet als vor dem Verlust des Kindes.“

 

Richard Sporrer erzählt, manche Väter kämen jährlich wieder, während andere das erste Mal dabei sind: „Nach Jahren ist das verlorene Kind für viele Eltern ja noch immer präsent. Es kann auch sein, dass es in Träumen regelmäßig auftaucht.“
Ein Vater hatte seinen Sohn schon vor 19 Jahren verloren und kam, ermutigt durch seinen Freund, dazu. „Ich brauch das nicht“ war lange seine Haltung gewesen. Das gemeinsame Wochenende kann helfen, in der Verarbeitung der Trauer einen Schritt weiter zu kommen. Für manche Betroffene ist es aber auch die Gelegenheit, einmal im Jahr – quasi als Ritual – des toten Kindes zu gedenken.

„Am Samstagvormittag gibt es immer eine Erzählrunde, in der jedes der verlorenen Kinder in den Mittelpunkt gestellt wird und die Väter erzählen darüber. Für die „Neuen“ ist es vielleicht das erste Mal, sich zu öffnen. Für die, die schon öfter dabei waren, ist es die Gelegenheit, auf das vergangene Jahr zurückzublicken und eigene Schritte der Veränderung bewusst wahr zu nehmen.“
Die Gruppe bietet einen geschützten Raum, in dem Gefühle gezeigt werden dürfen. Dazu kann, bei aller Trauer, auch Wut gehören – zum Beispiel über den Motorradunfall, bei dem der Sohn verunglückt ist. Oder über die Drogensucht, aus der die Tochter nicht herausfand.

 

Aber es geht auch fröhlich zu während des Seminars! Richard Sporrer berichtet mit Schmunzeln: „Im Speisesaal stand auf unserem Tisch ein Reserviert-Schild mit der Aufschrift „Trauernde Väter“. Andere Gäste hat das irritiert, die uns miteinander lachen hörten.“
Auch miteinander an der frischen Luft zu Laufen kann befreiend sein für Kopf und Herz: Frageimpulse der Seminarleiter werden zum Beispiel in Zweiergruppen gemeinsam bearbeitet, während einer kleinen Wanderung.

„Dann und wann bekomme ich nach so einem Wochenende auch eine Mail mit einer Nachfrage oder einem Kontaktwunsch. Manche Väter treffen sich danach auch gerne wieder, sei es bei gegenseitigen Besuchen, beim Bogenschießen oder was auch immer.“
In den Räumen von „Zoff+Harmonie“ gibt es auch regelmäßig eine Gesprächsrunde für verwaiste Eltern früh verstorbener Kinder. Richard Sporrer kooperiert dabei mit einer Hebamme. „Auch bei diesen Treffen hat es sich als sinnvoll erwiesen, die Gruppe eine Zeitlang aufzuteilen in Mütter- und Väterrunden“.

Wie können denn Angehörige und Bekannte Eltern unterstützen, die ein Kind verloren haben?
„Sie sollten die Trauer der Eltern vor allem aushalten können!“, sagt Richard Sporrer „Aushalten, dass jemand anders drauf ist, als früher gewohnt. Dass jemand erzählen will über das verstorbene Kind.“
Und Andrea Krapf empfiehlt, auf trauernde Eltern auch vorsichtig zuzugehen und Angebote zu machen. „Das kann eine warme Suppe sein, die man vorbeibringt oder die Idee zu einer Unternehmung. Hilfreich ist nicht, zu erwarten, dass der Trauernde sich von sich aus meldet. Trauernde Eltern sind oft nicht in der Lage, von sich aus aktiv zu werden.“

Das Wochenende „Unter dem Regenbogen“ für Väter, die ein Kinder verloren haben, findet von Samstag, 21.03.2020, 09:00 Uhr – Sonntag, 22.03.2020, 14:00 Uhr statt.
Leitung: Alfons Staudt, Dipl.-Theologe, Klinikseelsorger, Ehe-, Familien- und Lebensberater und Richard Sporrer, Dipl.-Theologe, Familientherapeut
Ort: Arbeitnehmerbildungs- und Begegnungsstätte Obertrubach.
Gebühr: 70 Euro
Anmeldung unter zoff-harmonie@stadtkirche-nuernberg.de
oder 0911 / 24449493

Die Veranstaltung finden Sie unter:

https://zoff-harmonie.de/programm/besondere-familiensituationen-meistern/beim–fruehen–tod-eines-kindes/unter-dem-regenbogen/9ff69d60-9fbb-43fd-837d-6bc997aa3fac?mode=detail

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem KAB Bildungswerk Eichstätt e.V. statt und wird unterstützt vom Fachbereich Ehe und Familie im Erzbistum Bamberg

Zoff+Harmonie, Vordere Sterngasse 1, 90402 Nürnberg

1 Kommentar

  1. Ich habe auch einen geliebten Menschen verloren und überlege zu einer solchen Vereinigung zu gehen. Erstmal muss alles mit dem bestatter abgeklärt werden, damit wir uns in Ruhe verabschieden können. Es ist gut, dass man hier Unterstützung bekommt.

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