Christel Krumwiede leitet seit einem Jahr den Pflegestützpunkt Nürnberg am Hans-Sachs-Platz 2. Wir haben nachgefragt, warum Bürgerinnen und Bürger sich an ihr Team wenden:

„Hauptthema ist ein sich anbahnender oder bereits bestehender Pflegebedarf und dass man sich erstmal informieren möchte, welche Möglichkeiten der Pflege und Versorgung im Alter es überhaupt gibt. Auch treten Belastungssituationen auf, zum Beispiel mit dem Thema Demenz. Man hat vielleicht Mama und Papa besucht und stellt fest: Auf einmal läuft was anders als sonst, was eventuell mit einer Demenzerkrankung zu tun hat, die man vielleicht vorher nicht so wahrgenommen hat. Da wird dann zum Beispiel hier angerufen und gefragt: „Wie ist das überhaupt mit der Demenz, wie erkenn ich das, wie kann ich mich als Angehöriger darauf einstellen?“

 

Auf wen treffe ich im Pflegestützpunkt, wenn ich mich als Angehörige an Sie wende?

„Unsere Pflegeberaterinnen haben ein pflegerisches Examen, Erfahrung in der Pflege und eine Weiterbildung zum Pflegeberater gemacht – das heißt z.B. Schulungen zum Thema Sozialgesetzbuch und gesetzlichen Ansprüchen, die ich als Pflegebedürftiger habe. Es gibt auch Kolleginnen, die ein abgeschlossenes Studium in der sozialen Arbeit als Qualifikation mitbringen.
Für Betroffene ist es ist manchmal schwierig, sich im Dschungel der Angebote überhaupt ein Bild zu machen: Was steht mir zu? Welche Möglichkeiten habe ich denn? Der Pflegestützpunkt berät Menschen aus Nürnberg, bzw. Angehörige die hier leben oder hier arbeiten. Für die Beratung ist es uns wichtig, Empathie mitzubringen, denn jede Situation ist sehr individuell. Und es ist wichtig, „die Ohren zu öffnen und aufmerksam zuzuhören und wahrzunehmen“, sich dann auf den Ratsuchenden einzustellen, mit seiner ganz eigenen Situation.“

 

Manchmal muss es schnell gehen – kann der Pflegestützpunkt dann helfen? Zum Beispiel, wenn Angehörige nach einem Krankenhausaufenthalt einen Heimaufenthalt andenken müssen?

„Im Akutfall stellen wir die Vereinbarung eines persönlichen Termins innerhalb des nächsten oder übernächsten Tages sicher, weil wir am Telefon schon merken: Die Situation ist so komplex und auch dringend, da macht es Sinn, persönlich vorbeizukommen. Die Pflegeberater nehmen sich dann eine Stunde Zeit, damit das Thema gemeinsam betrachtet wird. Dann versucht man Prioritäten zu erkennen: Was ist der erste Schritt, was ist der zweite Schritt, … Manchmal bemerken Angehörige zum Beispiel, dass sie die wichtigen Themen schon „auf dem Schirm haben“, durch das Gespräch mehr Struktur und neue Perspektiven für die eigene Situation erkennen und sich sicherer in ihren Entscheidungen fühlen.

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Wenden sich Pflegebedürftige auch selber an den Pflegestützpunkt?

„Ja, aber relativ wenig. Die Statistiken sagen: zu circa 85% sind es pflegende Angehörige, zu circa 14% Betroffene selber. Menschen gehen mit der Frage „Pflege“ unterschiedlich um: Lasse ich mich beraten, gehe ich zu einer Beratungsstelle oder versuche ich, Alles in der Familie zu klären und will vielleicht gar nicht, dass jemand von außen draufschaut.“

 

Die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf ist ein Thema, das an Bedeutung gewinnt. Kann der Pflegestützpunkt auch von Arbeitgebern genutzt werden?

„Das wird er auch. Wir werden angefragt von Unternehmen, um im Rahmen von Veranstaltungen zu referieren. Dabei schildern wir auch die Vielfalt der Angebote in der Stadt. Nürnberg ist in der Hinsicht sehr gut aufgestellt, im Gegensatz zu manchen ländlichen Gegenden. Es gibt viele Entlastungsmöglichkeiten für Angehörige, von der Tagespflege bis zu gut entwickelten ambulanten Diensten. Es kommen auch Firmen auf uns zu, die uns bitten, einen Stand im Rahmen eines betriebsinternen Gesundheitstages zu gestalten, bei dem man sich „im Vorbeigehen“ informieren kann. Das Thema kommt inzwischen auch in den Personalabteilungen an, dass pflegende Angehörige in ihrer Arbeitsfähigkeit bedroht sein können. Arbeitgeber überlegen nun eher, wie sie sich darauf einstellen und wie sie Mitarbeitende entlasten und unterstützen können.“

 

In Nürnberg leben viele Menschen mit Migrationshintergrund, gibt es für sie Übersetzungshilfen?

„Wir sind dabei, mit Kooperationspartnern dieses Thema weiter zu denken und suchen nach Wegen für professionelle, muttersprachliche Übersetzung. Die Krankenkassen selber halten sich da im Moment zurück, gesetzlich gibt es meiner Kenntnis nach keinen Anspruch auf Übersetzung in der Pflegeberatung. Gebärdendolmetscher können wir gut organisieren, die Bezahlung dieser Leistung wird übernommen.

Die Aufgaben des Pflegestützpunktes kann man in zwei Bereiche unterteilen: Einmal die Einzelfallberatung. Der zweite Aspekt ist das Care-management. Das heißt, dass der Pflegestützpunkt die Aufgabe hat, mit den Trägern in Nürnberg im Austausch zu sein und Veränderungen mitzubekommen und ggf. weiter zu transportieren. Wir erhalten zeitnah Informationen über freie Heimplätze, neu öffnende Pflegeunternehmen und andere Neuigkeiten zum Pflegethema in Nürnberg.Das geht manchmal ein bisschen unter in der Öffentlichkeit. Aber für Ratsuchende ist wichtig, dass wir wirklich wissen, welche Angebote es gibt und wo freie Kapazitäten sind. Es ist z.B. für pflegende Angehörige eine große Entlastung, wenn auf der Suche nach einem freien Heimplatz nicht alle Pflegeheime „abtelefoniert“ werden müssen, mit der Frage ob gerade aktuell ein Platz frei ist.“

Der Pflegestützpunkt Nürnberg befindet sich im Herzen der Altstadt,
am Hans-Sachs-Platz 2
Telefon: 0911 53989 53
www.pflegestuetzpunkt.nuernberg.de

Doris Reinecke

1 Kommentar

  1. Danke für die Informationen zur Pflegeunterstützung. Meine Mutter ist alt und braucht zusätzliche Pflege. Ich werde mich nach einem Pflegedienst umsehen, der sich um meine Mutter kümmern kann.

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