Welch wunderbare Freu(n)de!

von | 29. Juli 2019 | Miteinander leben, streiten, wachsen

„Hasta la vista, baby!“ Am 30.7. hat Arnold Schwarzenegger Geburtstag. Der Ösi aus der Steiermark wurde mit ‚Terminator‘ weltberühmt, obwohl er in dem Bösewicht-Blockbuster nur ein gutes Dutzend Sätze sagt, also insgesamt nicht mehr als 70 Wörter und lieber Muskeln spielen lässt. Vielleicht wurde er gerade deshalb ein so beliebter Schauspieler, weil er einfach mal die Klappe halten kann. Vielleicht verstummt man aber auch, wenn der Auftrag lautet, Sarah Connor terminieren, also töten zu müssen, wie es Arnie als Androiden aufgetragen worden ist.

Obgleich, wer „Just One Last Dance“ singt, rechnet wohl eh mit dem baldigen Ableben. Auch wenn unsere heimische Popsängerin Sarah mit der Filmfigur aus Terminator nix zu tun hat, sie heißen nur gleich. Apropos heißen: Bevor ich an so einem heißen Tag wie heute weiter nur falsche Assoziationen und hirnrissige Halluzinationen von mir gebe, halten wir einmal fest: Egal ob Schlager oder Schlag-mich-tot, Musik oder Muskeln, Pop oder Pumpgun: Zuhören und schweigen ist nie verkehrt. Und das zeichnet auch gute Freunde aus.

Womit wir beim eigentlichen Thema wären: Heute feiert nicht nur Schwarzenegger Geburtstag, sondern die ganze Welt den Internationalen Tag der Freundschaft. Zumindest hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahre 2011 den 30. Juli zum internationalen Freunde-Gedenktag erklärt und alle ihre Mitglieder aufgefordert, diesen Tag zu feiern. Es ist somit ein Termin, bei dem man nicht ans Terminieren á la Arnie denken sollte, sondern daran, Leute ins Herz zu schließen statt zu schießen.

Die Idee dazu kommt übrigens aus Paraguay. Das ist das Land, in dem auch das Fußballspiel erfunden worden ist, und zwar schon in präkolumbianischer Zeit. Bei Freundschaften sollte man ja auch immer am Ball bleiben. Schriftlich dokumentiert sind Matchs mit Hartgummibällen jedenfalls seit 1639. Beim Tag der Freundschaft geht es aber nicht nur um elf Freunde, sondern um möglichst viele. Das war zumindest die Vorstellung von Dr. Ramón Artemio Bracho in Puerto Pinasco, der 1958 die Anregung gab, sich mal intensiv um Menschen zu kümmern, die einem wichtig sind.

Daraus wurde eine richtige Initiative, genannt „Cruzada Mundial para la Amistad“. Das darf Ihnen, liebe Leser, ruhig spanisch vorkommen, denn erstens ist das spanisch und zweitens heißt „Cruzada“ Kreuzzug. Ein etwas unglücklich gewählter Begriff, wenn es um Freundschaft geht, finde ich, oder nicht? Bei Kreuzzügen ist man ja nicht unbedingt friedliebend auf Andere zugegangen, sondern hat sich gewaltig die Köpfe eingeschlagen. Und das auch noch im Namen des Glaubens. Freundschaft hingegen sollte eine Umgangsart sein, bei der niemand dran glauben muss.

Ich jedenfalls denke bei Freunden an liebe Menschen, die eine Schulter zum Anlehnen, ein Sofa zum Übernachten und einen Stall für Pferde bieten. Denn Pferde stehlen können sollte man auch mal gemeinsam. Mir kommt oft, wenn die Worte „Ein Freund, ein guter Freund“ fallen, der Heinz-Rühmann-Film „Die Drei von der Tankstelle“ in den Sinn. Da singen die Tankwarte Hand in Hand ein Loblied auf ihre Freundschaft, die der größte Schatz auf Erden sei, auch wenn die Welt zusammenbricht. Prima Idee, dass die drei eine Tanke eröffnen, da die Metapher auch heute noch stimmt: Wenn einem mal die Energie ausgeht, ist man dankbar, bei anderen wieder auftanken zu können.

Die ziemlich besten Freundschaften entstehen wohl in der Jugend. Da geht man gemeinsam durch Dick und Dünn und hat die Hosen nicht mehr gestrichen voll. Wenn einen Erwachsene zusammenscheißen, kann das fürs Leben zusammenzuschweißen. Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Lust verdoppelt sich. Kein Zufall, dass die Worte ‚Freude‘ und ‚Freunde‘ zu sechs Siebteln identisch sind. Die Tatsache, dass übrigens weltweit 2 Milliarden Menschen Facebook nutzen, spricht ja Bände, wie sehr man nach Zuspruch lechzt. Zugegebenermaßen hat der Begriff „Freund“ bei Facebook nur noch wenig mit wirklich anwesenden Seelenwohltätern zu tun, die analog ihr Unwesen mit einem treiben.

Dennoch scheint es zunehmend wichtig, Freunde zu werden und zu bleiben. Netzwerk-Forscher haben nämlich herausgefunden, dass es für Beziehungen in menschlichen Gruppen nahezu zwangsläufig nur zwei Entwicklungen gibt: Entweder alle mögen sich oder die Gruppe zerfällt in zwei gegnerische Lager, die sich hassen. Je mehr Freundschaften es jeweils am Anfang gibt, umso wahrscheinlicher ist, dass alle Beteiligten zu Freunden werden. So die Erkenntnis der Wissenschaftler aus weltweiten Forschungen.

Am Tag der Freundschaft kann man es also ruhig so machen wie die Erfinder des Gedenktages in Paraguay: Die beglückwünschen dort Freunde und Bekannte an diesem Tag mit kleinen Geschenken oder laden zu gemeinsamen Partys und Essen ein. In vielen Schulen werden an Tagen zuvor in den Klassen blind Namenskärtchen gezogen und man muss ein für die betreffende Person passendes kleines Geschenk besorgen. Bei der Übergabe am Tag der Freundschaft wird nicht nur das Geschenk überreicht, sondern man sagt sich, was man aneinander schätzt. So kann man bestimmt neue Freundschaften schließen. Das ist das Beste, was es gibt auf der Welt .. das sangen schon die Drei von der Tankstelle. Und weil der Film uralt ist, sollte man nicht vergessen, was alte Menschen sagen: „Ich hätte mit meinen Freunden in Kontakt bleiben sollen.“ Über Monate war das Buch, in dem diese Erkenntnis steht, weltweit in den Bestsellerlisten. Es heißt ‚5Dinge, die Sterbende am meisten bereuen‘. Bevor es also zu spät ist, oder immer dann, wenn Sie sich eh zu Tode langweilen: Schreiben Sie einem Freund, rufen Sie in an oder besorgen Sie ein Geschenk für ihn. Zum Beispiel heute! Sie werden sehen: Welch wunderbare Freu(n)de!

Mit fröhlichem Grinsen,
Dr. Oliver Tissot

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