Was macht einen Spielplatz zu einem guten Spielplatz?
Wenn es um Spielplätze in Nürnberg geht ist Doris Lindner nicht weit. Spielflächenplanung, Spielflächensuche und Sicherung gehört seit rund 20 Jahren zu ihrem Tätigkeitsfeld beim Jugendamt. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben: Bevor ein Spielplatz/eine Aktionsfläche neu gebaut oder umgestaltet wird, fragt sie die, die das alles später nutzen – die Kinder. Schließlich wissen die am besten, was ein Spielplatz wirklich braucht.
Frau Lindner, wenn in Nürnberg ein Spielplatz gebaut oder neugestaltet wird, dürfen die Kinder mitreden. Warum ist der Stadt die Meinung der Kleinen so wichtig?
Zunächst: die Kinder haben ein Recht darauf. Es gibt gesetzliche Grundlagen wie die UN-Kinderrechtskonvention, auch laut Sozialgesetzbuch sind Kinder einzubeziehen. Beteiligung bedeutet politische Bildung, dadurch wird Demokratie erlebbar gemacht. In Nürnberg gibt es dazu seit vielen Jahren einen Stadtratsbeschluss. Kinder und Jugendliche erleben Spielplätze durch aktive Nutzung, daher können sie uns auch am besten sagen, was fehlt, was unbedingt besser werden muss oder was unnötig ist. Sie bewegen sich im Stadtteil anders als Erwachsene und machen andere Erfahrungen. Diese Sichtweisen verbessern unsere Planungen. Auch spielt eine Rolle, dass Spielflächen, die unter Beteiligung der Nutzergruppen entstanden sind, viel weniger Vandalismus ausgeliefert sind.
Wichtig ist, dass die Kinder eine unvoreingenommene und freie Plattform bekommen, auf der sie sich ohne Einfluss von Erwachsenen artikulieren können. Auf der anderen Seite braucht es fachkompetente Unterstützung durch Erzieher*innen, Sozialpädagoginnen und -pädagogen, Eltern, Planer*innen, die ihre eigenen Interessen und Vorstellungen hintenanstellen können.
Wie läuft so eine Beteiligung ab?
Wir laden die jeweilige Altersgruppe aus dem Umfeld ein, uns vor Ort ihre Ideen und Wünsche mitzuteilen. Die Kinder haben das Wort – Erwachsene die Aufgabe, aufmerksam zuzuhören. Die Kinder können Zeichnungen mitbringen, Wunschlisten
schreiben oder sich zu Wort melden. Damit Neues und Unbekanntes auch möglich wird, werden die Wünsche in Funktionen umgewandelt. So wird zum Beispiel aus dem Wunsch nach einem Trampolin die Funktion „Hüpfen“, aus dem Wunsch nach einer Vogelnestschaukel die Funktion „Schaukeln“. Sind alle Funktionen formuliert, dürfen die Kinder abstimmen. Sie erhalten je drei Bälle, die sie auf ihre Favoriten verteilen.
Alle Ideen, Wünsche und Nennungen werden von mir gesammelt, zusammengefasst und ausführlich dokumentiert. Diese Zusammenfassung bildet die Grundlage für die weitere Planung. Die erfolgt gemeinsam mit Landschaftsplaner*innen und in Kooperation meist mit dem Servicebetrieb öffentlicher Raum. Sind die Entwürfe fertig, stellen wir sie den Kindern bei einem zweiten Termin vor.
Schaukel, Sandkasten oder Kletterturm – gibt es Lieblinge auf den Wunschlisten?
Das hängt von der Altersgruppe ab. Für die Drei- bis Sechsjährigen sind Verstecken, Rutschen, Schaukeln sowie Wasser und Sand besonders wichtig. Viele spielen auch noch gerne in Häuschen, teils schon mit Klettern kombiniert.
Die Älteren bis zwölf Jahre mögen in der Regel Abenteuer und Herausforderungen in Form von Höhe, Klettern und Gleiten – Seilbahnen sind da sehr gefragt. Rutschen sollen möglichst steil und kurvig sein. Aussicht von Oben ist immer gerne dabei, ebenso wie Schaukeln aller Art.
Was macht einen guten Spielplatz aus Ihrer Expertinnensicht aus?
Ein guter Spielplatz ist altersgerecht ausgestattet und für die jeweilige Gruppe interessant und zeitgemäß gestaltet. Was es unbedingt braucht ist ein durchdachter und ausgeprägter Spannungsbogen, der sich langsam durch alle Schwierigkeitsgrade und Bewegungsarten bewegt und immer auch ein Ziel verfolgt, dass man mit Übung und Durchhaltevermögen erreicht. Anders ausgedrückt: Wenn nicht innerhalb von ein paar Minuten alles durchgespielt ist – Stichwort langweilig.
Ideal ist eine ausreichend große Fläche mit diversen Spielgeräten, kombiniert mit genug Raum zur freien Gestaltung und Bewegung, also ein ausgewogenes Angebot. Wichtig ist zudem, dass sich Begleitpersonen ebenfalls dort wohlfühlen und es ein Ort der Begegnung und Kommunikation ist. Nürnberg hat übrigens kürzlich als erste Großstadt Deutschlands verbindliche Leitlinien zu Qualität und Inklusion auf Spielplätzen festgeschrieben. (Mehr dazu unter https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/inklusion_spielplaetze.html)
Bei welchen anstehenden Projekten können Nürnberger Kinder 2023 mitbestimmen?
Da gibt es einige: Im April steht zum Beispiel die Beteiligung für den Neubau des Platzes am Ferdinand-Drexler-Weg in Langwasser an. Für den Spielhof in Fischbach und eine neue Spiel-und Aktionsfläche am Jean-Paul-Platz in der Südstadt sind Termine vor den Sommerferien angedacht.
Alle aktuellen Infos und Termine findet man auf den Internetseiten des Jugendamtes unter https://www.nuernberg.de/internet/kinder_und_jugendliche/spielflaechenplanung.html#_0_304
Bildnachweis: Copyright: Manuela Prill, Copyright Manuela Prill, Stadt Nürnberg / Jugendamt, Stadt Nürnmberg / Jugendamt
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