Vom Mittelalter zum Fußballplatz – (fast) immer am Fischbach entlang
Im Südosten von Nürnberg kann man eine wilde Waldlandschaft entdecken, die man dort, wenige Kilometer vom Hauptmarkt, eigentlich nicht erwartet. Die ca. 5 km lange Wanderung startet in Fischbach am Pellerschloss (Buslinie 56 oder benachbarte Haltestellen der VAG-Linien 54 & 59).
Gleich zu Beginn wartet das Pellerschloss, einer von drei Herrensitzen im Ortsteil Fischbach. Erwähnt wird es bereits vor 1405, ehe es 1687 in den Besitz der Peller-Familie übergeht. Mit seinem typisch fränkischen Sandsteinsockel und dem Fachwerk-Aufbau steht es heute noch so da, wie es Albrecht Dürer vor 500 Jahren gemalt hatte. Auch der Garten des Schlosses bietet angenehme Sitzmöglichkeiten hinter einer passenden Sandsteinmauer.
Der Fischbach fließt durch den Garten des Schlosses. Seinem Verlauf muss man entlang des Eisweiherwegs bachabwärts folgen. Bis zum Reichswald ist es etwas mehr als 1 km, vorbei an Obstbäumen, Wiesen und Gehölzen am Bach. Der Eisweiherweg ist ein sehr angenehmer Spazierweg.
Erreicht man den Waldrand, so geht es geradeaus weiter und nach 150 m liegt der Eisweiher rechter Hand. Aus heutiger Sicht liegt der Eisweiher romantisch von Wald umrahmt. Wie der Name schon nahelegt wurde er zwischen den Weltkriegen zur Gewinnung von Eis genutzt. Die Nürnberger Brauereien sägten im Winter Eisplatten und lagerten sie in tiefen Kellern, um damit die Bierfässer frisch zu halten. Zum Bau dürften wahrscheinlich die Insassen der Kriegsgefangenenlager herangezogen worden sein. Heute ist der Eisweiher ein wertvolles Feuchtbiotop im Reichswald. Das flache Ufer, dessen Südseite gut besonnt ist, hat eine ausgebildete Verlandungszone mit Röhricht und Binsen.
Auf dem Lohengrinweg folgen wir weiter dem Fischbach abwärts. Im Reichswald gibt es nur wenige Bäche, die das ganze Jahr über Wasser führen. Der Fischbach gehört zu ihnen. Deshalb hat sich an seinen Ufern ein typischer Auwald ausgebildet.
Links des Weges fällt gerade bei Sonnenschein der lichte Birkenwald auf. Dieses Gelände ist von teilweise 2m hohen Wällen durchzogen, da hier während des 2. Weltkriegs eine Flakstellung eingerichtet war. Das verwüstete Gelände wurde mit schnellwüchsigen Birken aufgeforstet. Auf dem wechselfeuchten Gelände sind die Birken aber auch standortgemäß.
Der Lohengrinweg führt zu einem weiteren Weiher, dem Holzweiher. Im Ausflussbereich des Holzweihers imponieren die einen Meter hohen Bulte der Rispensegge. Nach Querung der Hochspannungstrasse läuft man durch einen steten Wechsel an trockenen und feuchteren Wäldern. Eintönig wird es nicht. Nach ca. 600 m erreicht man eine kleine asphaltierte Straße, die man überqueren muss. Will man das ausgedehnte Sumpfgebiet des Hutgrabens erreichen, muss man sich an der ersten Weggabelung nach der Asphaltstraße rechts halten.
Im Prinzip geht es immer den Weg geradeaus zum Valznerweiher. Aber ein kurzer Abstecher auf einen Holzsteg in die Aue des Hutgrabens gewährt fantastische Einblicke in die Sumpf- und Erlenbruchwälder, die nur dort bestehen, wo Bäche oder Flüsse nicht begradigt werden. Dort kann nur die Erle als Baum gut überleben (Achtung: aber auch Millionen von Stechmücken!!!!).
Wir müssen zurück auf den Hauptweg und weiter den Bachläufen abwärts folgen. Rechter Hand sind immer wieder Becken mit stehendem Wasser zu erkennen.
Darin wächst eine der großen Seltenheiten auf Nürnberger Stadtgebiet. Im Mai leuchtet der weiße Blütenstand der Sumpfkalla ab und zu aus dem satten Grün des Sumpfwaldes heraus. Die Sumpfkalla ist sehr nah mit dem Aronstab und der Zimmerpflanze Calla verwandt. Da sowohl die Pflanze als auch der empfindliche Lebensraum in Bayern auf der Roten Liste stehen, also vom Aussterben bedroht sind, sollte man diese Kostbarkeiten vom Weg aus zu betrachten.
Diesem Weg können wir direkt bis zum Valznerweiher folgen.
Ende des 14. Jahrhunderts wurden Gräben im Wald umgeleitet und der Valznerweiher für die Karpfenzucht aufgestaut. Heute ist er eines der beliebten Ausflugsziele der Stadt mit Spielplatz und einer sehr schön auf einer Insel errichteten Gaststätte.
Wer noch weitergehen möchte, kann dem Goldbach am Ende des Valznerweihers bis zum Wöhrder See folgen – aber bequemer ist es ab der Haltestelle Valznerweiher mit dem 44 in 15 min in die Innenstadt zu fahren. Und vielleicht erhascht man einen Blick auf die jetzt gesicherten 2-Liga-Kicker des 1. FCN am Trainingsgelände gegenüber 🙂 .
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Bildnachweis: Brunner
NACHPFLANZUNGEN?!!
Schluss mit den Bauwahn