Nürnberger Familienbildungstag 2025: Kinder in die Welt begleiten. Was braucht mein Kind, was brauche ich?

von | 28. März 2025 | Eltern werden, Eltern sein, Miteinander leben, streiten, wachsen

Jedes Frühjahr lädt die AG Familienbildung zum Nürnberger Familienbildungstag ein. Dieser widmet sich jeweils einem wichtigen Thema aus dem Familien- und Erziehungsalltag.
Unter dem Titel: Kinder in die Welt begleiten. Was braucht mein Kind, was brauche ich? gibt es auch dieses Jahr wieder einen Fachvortrag und verschiedene Workshops.
Die Veranstaltung findet am 10.05.25 im eckstein (Burgstr. 1-3, Nürnberg) statt.

Zu Gast ist Kindheitspädagogin und Autorin Kathrin Hohmann. In ihren Büchern vermittelt Hohmann praxisnahe Impulse für eine bedürfnisorientierte Erziehung und ein stärkendes Miteinander. Die Mitarbeiterinnen des Stabs Familienbildung (Jugendamt Nürnberg) haben ihr vorab ein paar Fragen gestellt:

 

 

Liebe Frau Hohmann, sie sind unsere Hauptreferentin am 10. Mai zum Thema „Kinder in die Welt begleiten“. Was würden sie sagen, hat sich verändert, in der Erziehung?

Die schnelle Veränderung der Welt und die hohe Flexibilität, haben die Anforderungen an Eltern stark erhöht. Viele Eltern sehen sich gestiegenen Erwartungen an Mobilität, Flexibilität und Verfügbarkeit gegenüber und erleben Erschöpfung. Eltern stehen unter Zeit-, Organisations- und Leistungsdruck. Trotz der vermeintlichen Freiheit, Kinder nach eigenem Ermessen zu „erziehen“, bleibt es schwierig, neue Erziehungswege zu gehen. Elternschaft ist heute komplexer und anspruchsvoller, erfordert mehr Reflexion und Anpassungsfähigkeit. Erziehung geht hin zu einer Begleitung in Beziehung und auf Augenhöhe: Eltern bemühen sich zunehmend um eine partnerschaftliche Erziehung, die die Verarbeitung ihrer eigenen Kindheit einbezieht. Sie reflektieren alte Verhaltensmuster und versuchen, diese zu verändern, um eine respektvollere und gleichwertige Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen, ohne zu beschämen oder zu strafen.

 

 

Was läuft heute in den meisten Familien besser, was ist schwieriger geworden?

Ich würde ungern von besser oder schlechter sprechen, es ist anders!
Früher war klar, was „man“ machte und was nicht. Heute gibt es nicht mehr den einen Weg. Viele der früheren Wertvorstellungen waren nicht besonders konstruktiv, und Eltern verfolgen heute neue Ziele und Werte. Die Abwesenheit klarer gesellschaftlicher Normen bedeutet, dass Eltern heute mehr Eigenverantwortung tragen und Entscheidungen selbst treffen müssen. Dies führt zu zusätzlichem Stress, bietet aber auch die Chance, individuellere und authentischere Erziehungswege zu gehen. Wir haben die Freiheit, Erziehungsstile zu entwickeln, die besser zu den eigenen Werten und den Bedürfnissen unserer Kinder passen.

Welche Werte in der Erziehung sind heute besonders wichtig?

Es ist nicht mehr möglich, Wertvorstellungen als allgemein verbindlich anzusehen. Das braucht Klarheit über die eigenen Werte. Es ist entscheidend, mutiger zu werden und sich zu positionieren. Die Begleitung von Kindern stellt uns vor die Aufgabe, sie auf eine schnelle, raue und mit Krisen konfrontierte Welt vorzubereiten.
Statt Kinder an Belastungen anzupassen oder sie vor Krisen abzuhärten, benötigen sie Vorbilder, die ihnen zeigen, wie sie mit den Stürmen des Lebens umgehen können, „Leuchttürme“ oder „Leitwölfe“, wie Juul sie nennt, die den Kindern den Weg weisen.
Diese neuen Anforderungen an Eltern sind immens, da sie selbst um Sicherheit und Orientierung ringen. Gewaltfreiheit, Flexibilität und Gleichwürdigkeit sind für mich persönlich besonders wichtige Werte.

Was sind häufige Fehler, die Eltern machen?

Das ist nicht pauschal zu beantworten. Ich kann sagen, welche Fehler ich lange Zeit gemacht habe. Mein Erziehungsfehler bestand darin, dass ich zwar die Bedürfnisse meiner Kinder im Blick hatte, aber die Bedeutung von Grenzen unterschätzte. Dies führte zu Erschöpfung aufgrund von Vernachlässigung meiner eigenen Bedürfnisse. Inzwischen habe ich erkannt, dass es entscheidend ist, meine eigenen seelischen und körperlichen Grenzen zu kennen und zu kommunizieren. Dadurch werde ich nicht nur besser verstanden, sondern zeige den Kindern auch, wie wichtig es ist, für sich selbst einzustehen.

Woran erkennen Eltern, dass sie auf dem richtigen Weg sind?

Im Zuge meines Buches habe ich eine kleine Elternumfrage gemacht und wollte wissen, was Eltern herausfordert, was sie bestärkt, auf welche Situationen sie stolz oder auch weniger stolz sind und ob sie gern Kind in ihrem Elternhaus wären. Die Familien antworteten zum Teil sehr selbstkritisch und ich spürte eine hohen Perfektionsanspruch. Und gleichzeitig wären ein Großteil der Eltern gern Kind bei sich zu Hause, was zeigt, das sie auf dem richtigen Weg sind. Und zu jedem Weg gehören Kurven, Schrägen, Hindernisse und Stolpersteine, sie gehören in jede Elternschaft. Es ist nicht entscheidend wie groß die Schritte sind, viel entscheidender ist, in welche Richtung wir laufen!

Vielen herzlichen Dank Frau Hohmann, wir freuen uns auf unseren Familienbildungstag mit Ihnen!

 

Hier geht´s zur kostenlosen Anmeldung:

Nürnberger Familienbildungstag 2025 – Familienbildung in Nürnberg

Die Bücher von Kathrin Hohmann und Informationen zu ihr findet ihr hier:

Angebote und Fortbildungen für den Kindergarten-Bedürfnisorientierte Erziehung

 

 

 

 

 

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Bildnachweis: Copyright: Uwe Steckhan, Copyright: Kathrin Hohmann