„Unser Leben ist farbenfroh und schön“ – Die zehnte Station in der Straße der Kinderrechte

von | 25. September 2020 | Miteinander leben, streiten, wachsen, Sagen Sie mal…

Entdecken, Ausprobieren und Nachdenken: die Straße der Kinderrechte im Nürnberger Stadtpark ist ein ganz besonderer Ort für Kinder.
Viele Kinder hüpfen auf dem Spiel-Weg hin und her und vor und zurück. Andere stecken ihre Köpfe durch die Gleichheitsfiguren und bitten ihre Eltern lautstark Bilder von ihnen als Eis-Prinzessin, Hexe oder Feuerwehrmann zu machen. Heute tummeln sich außerdem – verständlich bei 30 Grad im Schatten – viele Kinder an der 5. Station, einer Schildkröte, die auch als Trinkwasserbrunnen dient.

Aber neben Spiel, Spaß und der verdienten Abkühlung steckt hinter den verschiedenen Stationen der Straße der Kinderrechte noch viel mehr. Jede der neun Stationen repräsentiert einen oder mehrere Artikel der UN-Kinderrechtskonvention. Diese Konvention umfasst 54 Artikel, welche zu zehn zentralen Kinderrechten zusammengefasst werden können.

Die verschiedenen Stationen dienen der Vermittlung dieser Kinderrechte, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, und dazu, die eigenen Rechte für Kinder erlebbar zu machen.
Das Projekt „Straße der Kinderrechte“ hat die Kinderkommission Nürnberg 2005 ins Leben gerufen. Von 2007 bis zum Jahr 2013 wurden nach und nach die neun Stationen umgesetzt, die gemeinsam mit Kindern geplant wurden.

Nun wird die 10. Station geplant. Sie soll das Kinderrecht „Förderung behinderter Kinder“, welches in der UN-Kinderrechtkonvention im Artikel 23 verankert ist, repräsentieren.

Um mehr über die Planung und Umsetzung der 10. Station zu erfahren treffe ich Cornelia Scharf, die Geschäftsführerin der Kinderkommission, in ihrem bunten Büro voller kreativer Projekte.

„Fangen wir mal von ganz vorne an.“, beginnt Cornelia Scharf lachend, „Von der Stadt Nürnberg haben wir die Zusage bekommen, dass uns öffentlicher Raum für 10 Stationen in der Straße der Kinderrechte zur Verfügung gestellt wird. Also haben wir in der Kinderkommission besprochen, welches Kinderrecht sich für die 10. Station eignen würde. Dabei waren wir uns schnell einig. Inklusion ist einfach ein zentrales Thema und dort bisher noch nicht vertreten.“

Besonders spannend ist dabei, dass die 10 Stationen in der Straße der Kinderrechte somit analog zu den 10 wichtigsten Kinderrechten sind.

Sie erklärt mir das weitere Vorgehen: „Anschließend haben wir uns auf die Suche nach Kooperationspartnern gemacht, die Stationen sollen schließlich anhand der Ideen der Kinder entstehen. Zum Glück ist ein ehemaliges Mitglied der Kinderkommission in der Geschäftsführung der Lebenshilfe Nürnberg e.V. tätig. Dort wurde die Idee erst intern abgeklärt und uns dann aber die Rückmeldung gegeben, dass wir unser Beteiligungsprojekt mit Kindern des Förderzentrums Jakob-Muth-Schule durchführen können.“

„Die Kinder des Förderzentrums haben sich dann gemeinsam mit ihren Bezugsbetreuern in drei Gruppen intensiv mit dem Thema Kinderrechte auseinandergesetzt: Die einzelnen Artikel der UN-Kinderrechtskonvention wurden besprochen und was dieses Abkommen regelt. Außerdem wurde die Straße der Kinderrechte besucht und entdeckt. Dabei kamen Fragen auf wie ‚Was ist eigentlich eine Behinderung? Was tut uns gut? Und was würden wir gerne noch besser können?‘“, berichtet Cornelia Scharf.

Dabei seien die Antworten auf die Fragen sehr unterschiedlich. Für manche Kinder hat man eine Behinderung, wenn man eine Brille braucht oder gar nichts sehen kann. Andere Kinder sagten, dass man eine Behinderung habe, wenn etwas im Körper oder Kopf nicht so funktioniere.

Unter dem Arbeitsauftrag „Was wäre mir bei einer solchen Station wichtig?“ entwickelten die Kinder Ideen, Zeichnungen und Modelle zu der Umsetzung der 10. Station.

„Diese Ideen wurden dann in einer Vernissage der Kinderkommission, dem ehemaligen Sozialreferenten Reiner Prölß, den Künstlern Ursula Rößner und Jürgen Eckart und dem Vorstand der Lebenshilfe Nürnberg vorgestellt.“, fährt die Geschäftsführerin der Kinderkommission fort. „Die Künstler fügten dann die einzelnen Ideen zu einem großen Ganzen zusammen und übersetzen dies in ein konkretes Projekt. Es sollen möglichst alle Ideen der Kinder in die 10. Station integriert werden.“ Der bisherige Entwurf sieht dabei so aus:

„Die ersten Informanten bei so einem Projekt sind für uns immer die Kinder. Sie haben eine Sicht auf die Dinge, die wir nicht einnehmen können. Ich bin dabei immer wieder beeindruckt und inspiriert von ihren Ideen. So spielt der Regenbogen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der 10. Station, da es den Kindern einfach wichtig war zu zeigen, dass ihr Leben farbenfroh und schön ist.“, berichtet Cornelia Scharf mit einer Begeisterung, die ansteckend ist.

Als weiteres Beispiel für eine solche Übersetzung werden „schützenden Hände“, die eines der Kinder als Zeichnung entworfen hat, zum schützenden Dach der 10. Station.


„Die 10. Station soll ein Begegnungsort für alle Menschen sein. Trotzdem ist uns die Barrierefreiheit hier natürlich besonders wichtig und auch ein Anstoß dafür, die Barrierefreiheit der ganzen Straße der Kinderrechte nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen.“, erklärt mir die Geschäftsführerin der Kinderkommission.

Das Projekt ist von der Planung bis zur Umsetzung für 3 Jahre angedacht. Allerdings ist die Corona-Pandemie auch hier – wie so oft – eine große Herausforderung und kann die Umsetzung verzögern. „Eigentlich sollte die 10. Station im September 2021 übergeben werden, doch einige Schritte stehen noch aus. So sollen zum Beispiel weitere Workshops mit den Kindern des Förderzentrums stattfinden, die aber aufgrund der Auflagen gegen die Ausbreitung des Coronavirus erstmal verschoben werden müssen.“, so Cornelia Scharf.

Abschließend sagt Cornelia Scharf lachend: „Das Schöne ist für mich, dass man am Anfang nie weiß, was am Ende herauskommt. Es ist immer eine Überraschung, und zwar eine gelungene.“

Die Straße der Kinderrechte wird hauptsächlich durch Sponsoren finanziert, daher ist die Finanzierung auch bei der 10. Station eine Herausforderung. Es werden große und kleine Sponsoren gesucht. Falls Ihr jemanden kennt, der sich beteiligen möchte oder Ihr selbst etwas zur Umsetzung der 10. Station beitragen wollt könnt Ihr Euch gerne bei Cornelia Scharf unter der Rufnummer 0911 / 231 3870 oder der Mailadresse cornelia.scharf@stadt.nuernberg.de informieren.

Mehr Informationen zu der Straße der Kinderrechte und den einzelnen Stationen im Nürnberger Stadtpark findet Ihr hier:
https://www.nuernberg.de/internet/kinder_und_jugendliche/strassederkinderrechte.html

Außerdem interessant:
Das Nürnberger Bündnis für Familie hat die 10 wesentlichen Kinderrechte in einfache Sprache übersetzen lassen. Der Popart-Künstler Hardy Kaiser hat sie illustriert und zu einem handlichen Bilderbuch zusammengefasst:
https://www.nuernberg.de/imperia/md/buendnis_fuer_familie/dokumente/kinderrechte.pdf

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Bildnachweis: Magdalena Groskurth, Cornelia Scharf, Karin Behrens