Transitionen – Übergänge im Lebenslauf

von | 17. November 2023 | Eltern werden, Eltern sein, Miteinander leben, streiten, wachsen

Was sind Übergänge überhaupt? Schuhe anziehen ist immer so ein Drama, kennst du das auch? Mein kleiner Sohn Max mag es draußen in der Natur zu sein. Ich liebe es ihm zuzuschauen, wie er den Spielplatz unsicher macht, rückwärts die Rutsche herunter rutscht, über Rampen rennt und sich dabei freut. Er steckt so voller Lebensenergie und Aktion. Außer, wenn es um das Anziehen geht. Das dauert immer ewig, ist mit maulen verbunden und all seine Energie ist weg. Er liegt grundsätzlich auf dem Boden und hat keine Lust sich in seine Schuhe zu begeben. Obwohl er das Draußen mag, fällt ihm dieser Übergang unglaublich schwer.

 

Es ist nur ein kleiner Übergang, einen den wir jeden Tag ganz oft haben und der von uns kaum beachtet wird, aber für mein Kind ist er schwer. Für Mütter, Väter, Erzieherinnen und Erzieher ist das Wissen darum sehr bedeutend. Ich habe irgendwann angefangen Max einen Parcours zu legen mit seinen Schuhen und all das was er für draußen braucht. Von der Küche aus, über das Esszimmer bis zur Türe. Das fand er lustig und der Übergang fiel ihm nicht mehr so schwer. Natürlich habe ich ihn vorher auch versucht anders zu motivieren, mit: „Komm wir gehen zum Spielplatz! Anziehen ist nicht so schwer! Komm schon draußen ist so schön!“ was natürlich zu mehr Unmut geführt hat als ich wollte. Doch den Übergang von drinnen nach draußen für Max so zu gestalten, wie er es braucht war wichtig für meine Nerven und seine Stimmung.

Hast du das auch schon mal erlebt oder kennst es bei dir selbst? In unserer Biografie aber auch im täglichen Leben werden wir immer wieder mit Übergängen konfrontiert.

 

Da gibt es die normalen Übergänge, die wir (fast) alle durchleben. Angefangen vom zu Hause geht es meist in die Kinderkrippe oder den Kindergarten. Verläuft diese Transition weich und fließend, kann das Kind sich nach kurzer Zeit wohl und geborgen in seiner neuen Umgebung fühlen und eine weitere Bezugsperson akzeptieren. Dann steht der Übergang zur Schule an, der für viele Kinder spannend und aufregend ist, weil der Kindergarten einfach langweilig wird und in der Schule etwas Neues passiert und das jeden Tag. Danach kommt die weiterführende Schule. Nach der Schule folgen die Ausbildung und dann der Einstieg in das Berufsleben.

Noch zusätzlich kommen die Übergänge dazu, die wir selbst wählen, wie eine Familie gründen, Reisen, Auslandsaufenthalte und viele mehr. Zum Schluss folgt der Einstieg in das Rentenalter. Dies alles sind in unserem Lebenslauf normale Übergänge, die von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst werden. Hierbei spielen Kultur und Religion eine wichtige Rolle.

Es gibt auch die Transitionen, die nicht jeder von uns durchleben muss, wie Flucht aus dem eigenen Land, Unfall, Krankheit, Tod eines oder beider Elternteile oder der Geschwister als Kind, Jugendlicher, Erwachsener oder die Trennung der Eltern, sowie Umzüge. Diese Übergänge sind meist plötzlich und wir haben kaum Zeit uns darauf einzustellen, vorzubereiten oder lernen damit umzugehen.

Viele von uns haben das schon erlebt. Wir können vorher nicht wissen, wie wir damit umgehen werden, wie es sich anfühlt, denn bei jedem Menschen ist das Gefühl individuell. Für die einen ist der „einfache“ Übergang hinaus zu gehen nicht schwer. Manche denken darüber kaum nach. Für einige ist es extrem schwierig und sie brachen viel Zeit und mehrere Anläufe.

Wie ist es für Dich, Deine Kinder, Eltern und Freunde? Hast Du das schon mal beobachtet? Wichtig bei all den Übergängen, die wir in unserer Lebenslaufbahn und im täglichen Leben haben ist, dass wir unserer Entwicklung nicht im Weg stehen, sondern die Veränderungen zulassen, auch wenn wir manchmal nicht wissen warum uns etwas passiert, sei es schön oder nicht so schön.

Veränderungen bringt immer eine Chance mit sich, auch wenn das so leicht gesagt ist und die Umsetzung uns oft schwerfällt. Jeder Übergang, sei er noch so winzig und unbedeutend, wie das rausgehen bei meinem Sohn, kann positiv, ohne schimpfen und Eile erfolgen. Verschiedene Wege ausprobieren kann Spaß machen und irgendwann finden wir die eine Lösung die uns gut tut und weiterbring.

 

1 Kommentar

  1. Wahre Worte! Schön, einmal einen etwas anderen Blickwinkel zu erhalten. Das macht mir Mut, bestärkt mich und ermahnt mich gleichzeitig, stets zu versuchen, das Positive zu sehen! Vielen Dank, Sonja!

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bildnachweis: Copyright: Adobe Stock, Gajus, Copyright: Adobe Stock, Wavebreak Media Micro