Theater Mummpitz macht Schule und Theatergeschichten für alle Sinne

von | 4. Oktober 2024 | Eltern werden, Eltern sein, Freizeit!!!

Beim Schreiben dieser Überschrift löscht die Autokorrektur das zweite „m“ im Namen des Nürnberger Kinder- und Jugendtheaters. Doch das gehört da hin: Mummpitz gibt Mumm und hat und braucht ihn seit 44 Jahren. Solange geschieht hier schon Sinnvolles für Schüler*innen und Lehrer*innen, und nur manchmal spielerischer „Unsinn“ (Mumpitz mit einem „m“).

 

An einem Septembertag besuche ich den „Kachelbau“, im ehemaligen Schlachthofgelände an der Rothenburger Straße – lang ist´s her, dass ich dort mit meiner Tochter im Kindermuseum war. Gespannt auf den Blick hinter die Kulissen stehe ich vor einer alten Metalltür, die auf mein Läuten hin zu bleibt. Schon taucht aus dem sonnigen Garten ein großer freundlicher Mann mit Bart auf (wie im Märchen …) und öffnet mir. Ich steige entlang gelber, gedruckter Fußabdrücke die Retro-Steintreppen zum 2. Stock hoch.

 

Dort empfangen mich die Theaterpädagoginnen Meike Kremer und Lisa Stützer in ihrem kleinen Büro, wo mir gleich das Rot einer Kiste voller Schaumstoff-Clownsnasen ins Auge springt. Mit insgesamt 18 Mitarbeiter*innen werden hier neben Bühnenstücken seit 25 Jahren Schauspiel-Workshops konzipiert, für Schüler*innen wie auch als Pädagog*innen-Fortbildung. Schulklassen von der 1. bis 6. Klasse können sich im neutralen Probenraum bei Mummpitz ausprobieren oder die Theaterpädagoginnen kommen in die Schulen. Beim exklusiven Projekt „Mummpitz macht Schule“, kann eine ganze Grundschule samt Lehrkräften für ein ganzes Jahr lang Kultur und Kreativität erfahren.

 

 

 

Zudem gibt es hier im 16. Jahr den Nürnberger „Kultur-Rucksack“ – eine Idee aus Norwegen. Stadtweit profitieren davon im laufenden Schuljahr 1.650 Drittklässler*innen aus 19 Grund- und Förderschulen. Diese können für nur 10 Euro im Schuljahr Angebote aus 4 Nürnberger Kultureinrichtungen mit darauf abgestimmten pädagogischen Workshops erleben. „Das Recht des Kindes auf volle Beteiligung am kulturellen und künstlerischen Leben achten und fördern“, das besagt Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention  – besonders wichtig für die, die sonst nicht ins Theater, Konzert oder Museum kommen.

 

2 Tage vor der Premiere des ersten Stückes der Saison „Freddie und die ganze Katastrophe“ sitze ich im Foyer des Hauses, im „Café Mahlzahn“, das die Mummpitz-Truppe selbst betreibt. Einmal im Monat ist hier Jazz für Kinder zu hören. Zusammen mit geladenen Lehrer*innen genieße ich im schwarzen Bühnenraum die Voraufführung, den ersten gesamten Durchlauf der Geschichte von „Freddie“, die eigentlich Friederike heißt. Wie sie nach Streit und Trennung der Eltern aus dem Tränenmeer über eine abenteuerliche Schiffsreise ihren Weg mit der neuen Familiensituation findet, ist von 4 Schauspieler*innen so kraftvoll, bunt und sinnlich dargestellt, musiziert und gesungen, dass ich mehr davon möchte. So bezaubert bin ich vom 4-köpfigen Ensemble, in dem ich in der Rolle des „Opa“ den Mann erkenne, der mir neulich die Tür öffnete. Ebenso bezaubert bin ich von der Kunst, wie alle die Kulissen selbst bewegen und teils das Publikum darin „einhüllen“ – mehr sei nicht verraten, geht hin und staunt selbst.

 

 

Die Kunst der Minimal-Besetzung und –Ausstattung ist auch fürs Budget notwendig, das trotz städtischer Förderung und Sponsoren kaum mehr ausreicht. Nachhaltig werden Kostüme und Requisiten stets weiter verwendet – doch damit Mummpitz erhalten bleibt, braucht es mehr Spenden, Fördermitgliedschaften und Abos. Und jede finanzierte Kultur-Rucksack-Klasse zählt, um das Kinderrecht auf Kultur umzusetzen.

 

 

 

 

Details zu Programm, Workshops und Fördermöglichkeiten hier:
https://www.theater-mummpitz.de/

Zu Freddie und die ganze Katastrophe (mit Gast-Regisseur: Alex Byrne / England – bekannt aus der europäischen Theaterszene):
https://www.theater-mummpitz.de/stuecke/freddie-und-die-ganze-katastrophe-6/

 

1 Kommentar

  1. Ein wunderbar anschaulicher, informativer und gut verständlicher Artikel! Von dem Theater hatte ich zuvor noch nie gehört. Danke!

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