Mit der „Plastikfrei-Tour“ durch die Innenstadt
Was soll das sein – eine „Plastikfrei – Tour“ durch die Nürnberger Innenstadt an einem Samstagvormittag?
Das war ein abwechslungsreicher, informativer Rundgang, den die Karl-Bröger-Gesellschaft anbot. Alles drehte sich dabei um das Thema „Plastikmüll vermeiden“ und was der einzelne Bürger, die einzelne Familie dazu beitragen können.
Der Spaziergang begann bei SÖR, dem Servicebetrieb Öffentlicher Raum, an dessen Depot schräg gegenüber des IMAX-Kinos. Martin Sauer, Geologe und Bund Naturschutz- Aktivist, führte mit SÖR-Pressesprecher André Winkel in das Thema ein, das immer beunruhigendere Ausmaße annimmt:
Pro Kopf fallen in Deutschland jährlich 220,5 kg Verpackungsmüll an. Wenn man bedenkt, wie gering das Gewicht von Plastikverpackungen ist, ist das eine ordentliche Menge! Es ergibt sich daraus eine Gesamtmenge von 18,16 Millionen Tonnen im Jahr 2016! Was heißt das für Nürnberg? Auch hier steigt das Verpackungsmüllaufkommen: Waren es in 2016 noch 6489 Tonnen, so waren es ein Jahr darauf bereits 6756 Tonnen, so kann man es im Jahresbericht von SÖR nachlesen.
Besondere Highlights im Großstadtleben bedeuten besonders hohes Müllaufkommen, vor allem die „Blaue Nacht“. Aber André Winkel und Martin Sauer weisen vor allem auf das veränderte Ess- und Konsumverhalten hin: „Früher wurde nicht so viel im Stehen und im Gehen gegessen. Coffee-to-go-Becher und Pizzakartons verstopfen in Windeseile Abfallkörbe jeder Größe!“
Ein SÖR-Bereichsleiter, der gerade Feierabend macht, kann das bestätigen:
„Eben haben wir unsere morgendliche Tour durch die Stadt beendet – davon werden Sie in einer Stunde kaum noch etwas merken, wenn Sie durch die Straßen gehen!“
Beim Spaziergang durch die Fußgängerzone und am Mauerring entlang sieht die Gruppe das bestätigt: Die ersten Papierkörbe quellen schon wieder über, zum Teil auch als Deponie benutzt für Sperrmüll und Hausabfälle. Essensreste und Plastikverpackungen liegen in Grünstreifen, so dass sie Vögel und Ratten anziehen.
Bei ebl-Naturkost in der Gostenhofer Hauptstraße nahm sich Christine Fröhlen viel Zeit, um mit den Gästen zu diskutieren. Bei einem Gang durch den Laden erläuterte sie die Bemühungen des Unternehmens, Plastikverpackungen zu vermeiden. Zellglas und kompostierbare Materialien sind (noch) nicht für alle Produkte eine gut zu handhabende und vom Kunden akzeptierte Verpackungsalternative.
Letztendlich entscheide in vielen Bereichen der Kunde, was sich verkaufen lässt und was nicht – und ob ein Unternehmen auf überflüssige Verpackungen verzichten könne. Es erfordere eben ein sehr bewusstes Organisieren des Einkaufs, wenn man eigene Gefäße an die Frischtheke mitbringe, den Kaffee im eigenen oder im Recup-Becher bestelle oder sich bei ebl einen Stoffbeutel besorge, in dem Brot regelmäßig eingekauft wird.
Auch ein Unverpackt-Regal für Waren zum Selber-abfüllen – von Süßigkeiten bis Müslizutaten – gibt es im Geschäft. Die großen durchsichtigen Behälter sind allerdings aus Kunststoff, nicht aus Glas. Christine Fröhlen erklärt, das sei nicht nur eine Entscheidung aus Kostengründen gewesen, sondern auch im Interesse der Mitarbeitenden, die die großen Elemente regelmäßig abnehmen müssen, um sie zu befüllen, bzw zu reinigen, und sonst ganz schön schwer heben müßten.
Gleich einen ganzen Laden, der (fast) ohne Verpackung auskommt besuchte die Gruppe wenige Blocks weiter, in der Oberen-Kanal-Straße: Hier residiert ZeroHero, der Laden, der 2018 mit dem Umweltpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet wurde.
Es ist mittlerweile Samstag Mittag und ein reges Treiben von Kunden, die ihre Schraubgläser und Kunststoffbehälter zum Einkauf mitbringen: Im Gegenzug verlassen sie das Geschäft ohne eine Menge an Verpackungsmüll, der zuhause erst getrennt und entsorgt werden müsste.
Die Karl-Bröger-Gesellschaft ist Partner im Bündnis für Familie. Sie will als soziokulturelle Einrichtung Anstöße zum Vor- und Weiterdenken geben und lädt immer wieder zu Ausflügen und Besichtigungen ein, die für alle Generationen interessant sind:
http://www.karl-broeger-gesellschaft.de
SÖR und seine Aufgaben findet man im Internet hier: https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/soer.html
Hier steht mehr zum „Kochen-Essen-Wissen-Preis“ von ebl: https://www.ebl-naturkost.de/unser-service/artikelarchiv/6-kochen-essen-wissen/ und hier über Nürnbergs ersten Unverpackt-Laden:
https://zerohero-nuernberg.de/
Tipps zur Abfallvermeidung in der Familie sind hier zu finden:
https://www.nuernberg.de/internet/abfallwirtschaft/muell_vermeiden.html
Bildnachweis: Foto Reinhard Klix
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