Meine ambulante Geburt

von | 19. Oktober 2020 | Eltern werden, Eltern sein

Unser Sohn Jonas kam vor gut 2 Wochen auf die Welt. Im Vorfeld hatten wir uns dafür entschieden, wenn möglich eine ambulante Geburt zu machen.

Bei einer ambulanten Geburt geht man normalerweise wenige Stunden nach der Geburt nach Hause. Unsere Beweggründe waren zum einen die Corona Pandemie – es war nicht sicher, ob wir im Krankenhaus ein Familienzimmer bekommen würden und mehrere Tage im Krankenhaus alleine ohne den Partner – möglicherweise mit fremden Menschen in einem Zimmer – war für mich kein schöner Gedanke. Außerdem machte uns unsere Hebamme Mut, das zu versuchen, da man daheim zwar von Anfang an in der Verantwortung steht, es zugleich aber auch mehr Ruhe z.B. für das Stillen gibt.

Wenn man wie wir eine ambulante Geburt anstrebt gilt es ein paar Dinge vorzubereiten. Wichtig ist z.B., dass die U2 dann nicht im Krankenhaus erfolgt, sondern man einen Kinderarzt/eine Kinderärztin braucht, die diese wichtige Untersuchung innerhalb von 10 Tagen übernimmt. Die Abnahme des Fersenbluts innerhalb der ersten Tage zur Untersuchung von seltenen aber schweren Krankheiten konnte glücklicherweise unsere Hebamme bei uns daheim machen. Auch das gilt es abzuklären. Und natürlich braucht man familiäre Unterstützung für daheim, Partner, Ehemann, Familie, da man als frisch gebackene Mama zunächst ja vor allem noch relativ viel Zeit im Bett verbringen wird. Und natürlich ist die Frage, ob eine ambulante Geburt möglich ist, auch etwas vom Geburtsverlauf selbst abhängig.

Nachdem ich nach einem Blasensprung keine Wehen bekam, musst meine Geburt medikamentös eingeleitet werden. In Folge dessen war die Geburt bzw. die darauffolgenden Wehen sehr heftig, dafür dauerte die Geburt selbst nur ein paar Stunden. Aufgrund des Wehensturms hatte ich mich während der Geburt für eine PDA entschieden.

Jonas wurde samstagnachmittags geboren und wir überlegten in den darauffolgenden Stunden, ob wir gleich noch am selben Abend heimgehen wollten. Allerdings fühlte ich mich direkt nach der Geburt kreislaufmäßig noch etwas schwach auf den Beinen und als uns die sehr nette Hebamme sagte, dass wir auch ein Familienzimmer haben könnten, entschieden wir uns dafür die Nacht noch im Krankenhaus zu verbringen. Ich denke die Entscheidung war gut, da so einige Fragen, die direkt nach der Geburt auftreten (Wochenfluss, Baby wickeln, erste drängende Fragen zum Stillen) für mich als Erstgebärende doch hier sofort beantwortet werden konnten. Andererseits merkte man auch in der einen Nacht schon, dass es im Krankenhaus auch ständig Unruhe gibt, es kam oft jemand ins Zimmer und bei den Stilltipps waren die Ratschläge doch zum Teil sehr unterschiedlich und für mich nicht immer hilfreich.

Am nächsten Morgen gab es dann noch Abschlussuntersuchungen von Jonas und mir, die PDA wurde entfernt und wir konnten gegen Mittag das Krankenhaus verlassen. Nachmittags kam unsere Hebamme und bei ihr fühlte ich mich gut aufgehoben, vor allem auch was die Stillfrage betraf.

Ehrlicherweise habe ich die erste Nacht daheim allein mit meinem kleinen Sohn kein Auge zugetan. Jonas schlief friedlich, aber mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf: Hat er es warm genug, atmet er noch (der Klassiker), warum atmet er so unregelmäßig, wann muss ich ihn zum stillen wecken und wir das klappen und und und. Die ersten Tage waren für uns alle anstrengend, bei mir wollte sich der Schlafrhythmus noch nicht einstellen, aber zugleich gab es täglich Fortschritte, z.B. beim Stillen, nach ein paar Tagen der erfolgreiche Besuch beim Kinderarzt (mit Papa im Tragetuch), nach ein paar Tagen der erste kleine gemeinsame Spaziergang als Familie und und und.

Wir sind rückblickend glücklich mit unserer Entscheidung, schnell nach Hause zu gehen. Dort hatten wir unsere Ruhe und konnten uns als kleine Familie in unserem Zuhause langsam finden. Sicherlich hat es auch Vorteile im Krankenhaus zu bleiben, da man weniger selbst organisieren muss – vor allem was die Untersuchungen angeht und immer jemand verfügbar ist für Fragen. Für uns waren die ersten gemeinsamen Tage daheim allerdings eine sehr schöne Erfahrung, die wir allen nur ans Herz legen können.

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