Man muss immer an sich glauben

von | 27. Dezember 2019 | Miteinander leben, streiten, wachsen

Mein Sohn ist jetzt sechs Jahre alt. Der Vater war zwar während seiner Geburt dabei und zunächst auch ganz stolz auf sein Kind. Aber er hat sich bald von uns abgewandt und auch nicht regelmäßig Unterhalt gezahlt. Über das Jugendamt habe ich Unterhaltsvorschuss bekommen, so dass zumindest das geregelt war.

Zu der Zeit, als mein Sohn in den Kindergarten kam, ging es mir nicht gut und ich war dann zwei Jahre lang körperlich sehr schwer krank. Meine Eltern wohnen im Ausland und deshalb habe ich es mit den Eltern des Vaters so geregelt, dass der Kleine erstmal bei ihnen lebt, bis es mir bessergeht. Als ich wieder gesünder wurde, wollten die Großeltern mir mein Kind aber nicht zurückgeben. Ich habe es dann mit der Unterstützung vom Jugendamt und einem Anwalt geschafft, dass der Kleine zunächst dreieinhalb Tage die Woche bei mir und dreieinhalb Tage bei den Großeltern war. Mittlerweile geht er in die Schule und ist unter der Woche und an einem Wochenende im Monat bei mir und an den anderen Wochenenden bei den Großeltern. Jetzt möchte ich noch erreichen, dass ich zwei Wochenenden im Monat mit meinem Sohn verbringen kann. Unter der Woche hat er Ergotherapie und Logopädie und da bleibt oft wenig Zeit.

Das Verhältnis zu den Großeltern und dem Vater ist sehr schwierig. Für sie bin immer ich die Böse und an allem schuld. Sie sehen nicht, dass auch sie an sich arbeiten müssen. Ich selber muss da noch besser lernen, für mich einzustehen und auch mal „Nein“ zusagen. Das fällt mir noch schwer.

Ich habe aber schon viel erreicht, und ab Dezember arbeite ich jetzt sogar 25 Stunden in der Woche! Ich habe eine Ausbildung als Hauswirtschaftshelferin, war aber insgesamt sechs Jahre arbeitslos. Ich habe zwar einen Job gesucht, auch mit Unterstützung vom Jobcenter, weil ich meinem Kind etwas bieten wollte, aber das Problem waren immer die Arbeitszeiten.

Dieses Jahr habe ich dann bei Ingeus an dem Programm „Stabil ins Ziel“ teilgenommen und das hat mich wirklich vorangebracht. Es gab pro Woche immer ein individuelles Bewerbungscoaching und einen Workshop in der Gruppe. Ein Workshop hat mir da besonders die Augen geöffnet und ich konnte einiges anders sehen. Und die Leute bei Ingeus kümmern sich nicht nur um deine Bewerbung, sondern auch um deine Probleme. Das fand ich super und ich habe mich da sehr wohlgefühlt.

 

 

Ich habe während des Programms auch zwei Praktika gemacht und bei dem einen hat es mir sehr gut gefallen. Das habe ich bei Ingeus berichtet und dann haben sie bei meiner Praktikumsstelle nachgefragt, ob sie nicht noch jemanden suchen. Und die haben dann gesagt „Klar, warum nicht“ und so habe ich meinen Job bekommen. Es ist zwar nur ein 2-Jahres-Vertrag, aber ich bin stolz darauf, dass ich ihn habe.

Über Ingeus bin ich bei meiner Suche nach einem Hortplatz für meinen Sohn zur Agentur Familie und Beruf gekommen. Und die haben dann tatsächlich irgendwann bei mir angerufen und gesagt, dass sie einen Hortplatz für mich haben. Ich war so glücklich, weil ich doch schon so lange gesucht hatte!
Ganz viel Unterstützung bekomme ich seit einem halben Jahr auch bei meiner Familienhilfe von SOVIA. Sie ist jederzeit für mich da, wenn ich Fragen oder Probleme habe. Und das Zentrum Insolvenzberatung (ZIB) hat mir auch sehr geholfen.

In dem halben Jahr, in dem ich jetzt noch Familienhilfe habe, möchte ich selber eine Psychotherapie beginnen und eine psychotherapeutische Hilfe für meinen Sohn finden, der manchmal sehr aggressiv ist und Hilfe braucht. Der Vater hat jetzt nach einem Gespräch mit der Familienhilfe auch endlich zugestimmt, dass eine entsprechende Diagnostik gemacht wird. Und ich wünsche mir, dass das Verhältnis zwischen mir und dem Vater und seinen Eltern besser wird.

Ich kann allen anderen alleinerziehenden Müttern in einer schwierigen Lage nur raten, auf sich zu achten und sich nicht fallenzulassen. Man muss einfach kämpfen, einen kleinen Funken sehen, sich selber immer wieder Hoffnung machen und sich Unterstützung holen, dann kann man es schaffen. Und eine Mutter-Kind-Kur kann ich auch sehr empfehlen!

 

 

Bildnachweis: Adobe Stock

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