Linsensuppe und rote Unterwäsche – Silvesterbräuche rund um den Globus
Silvester, ein Abend wie jeder andere? Für viele dann doch nicht!
Am 31. Dezember wird der Jahreswechsel gefeiert – zumindest von einem großen Teil der Weltbevölkerung. Aber wie? Neben Glücksbringern, wie Hufeisen, Kleeblättern oder Glücksschweinen, begleiten unterschiedliche Rituale und Bräuche den Jahreswechsel
Der dringende Wunsch nach einem Blick in die Zukunft schlägt sich in vielen Traditionen nieder. Versuchen es die Deutschen mit Bleigießen (inzwischen wird das Blei aus Gesundheitsgründen durch andere Materialien ersetzt), so wird in Tschechien ein Apfel aufgeschnitten und das Kerngehäuse gedeutet, während in El Salvador die Form eines rohen Eis in einer Schüssel etwas über die Zukunft sagen soll.
Essen spielt überhaupt an Silvester eine große Rolle. Linsen als Garant für Geld sind weit verbreitet, der Verzehr von Linsen an Silvester soll sich positiv auf das finanzielle Glück im kommenden Jahr auswirken. In den meisten Regionen Italiens gibt es um Mitternacht Zampone con lenticchie, also gefüllter Schweinefuß mit Linsen. Auch die US-Amerikaner essen traditionell Linsensuppe, weil es Geldsegen und Glück bringen soll.
Die Portugiesen machen es sich etwas leichter. Sie halten um Mitternacht eine Münze fest in der Hand, das soll ebenfalls finanzielles Glück bringen – naja, klingt logisch.
So manche Gepflogenheit birgt auch gewisse Gefahren: Punkt Mitternacht wird pro Glockenschlag der Rathausuhr in Madrid, der Puerta del Sol, eine Traube gegessen. Das dient der Erfüllung von Wünschen. ABER: wer bis zum 12. Glockenschlag nicht fertig ist, hat Unglück. Da es schon mehrere Erstickungstote gab, wird der Glockenschlag vom Glöckner in dieser Nacht verlangsamt und dauert insgesamt 36 statt der regulären18 Sekunden. Also insgesamt 36 Sekunden Zeit für 12 Trauben, macht 3 Sekunden pro Traube – immer noch sportlich! Profis schälen die Trauben vorher und entfernen die Kerne, dann lässt es sich schneller schlucken. Die Tradition des Trauben Essens gibt es auch in Portugal und Argentinien.
Auch nicht ganz harmlos ist Monchi. Die Klöße aus gestampften Klebereis werden in Japan serviert und gelten eigentlich als Garant für ein langes Leben. Manchmal bewirken sie aber genau das Gegenteil: auch bei den relativ zähen und trockenen Reisbällchen droht Erstickungsgefahr. Abhilfe könnte hier theoretisch der Brauch des Schulterklopfens schaffen, eine ziemlich handfeste Angelegenheit, die in Bulgarien praktiziert wird. Ein Ast des Korneilkirschbaums wird bunt geschmückt. Als sogenannte „Surwatschke“ dient er dann für die Rückenhiebe. Kinder gehen damit von Haus zu Haus und schlagen die Bewohner auf den Rücken, das soll Gesundheit und Reichtum bringen – na gut …
Verletzungsgefahr besteht an Silvester – abgesehen von Unglücken mit Feuerwerksköpern – auch anderweitig. Die Dänen sind angehalten, um Punkt Mitternacht von einem Stuhl oder Sofa ins neue Jahr zu hüpfen. Kann schiefgehen! Aber auch vor herumfliegenden Gegenstände ist man an Silvester nicht unbedingt sicher. In Griechenland wird schon mal der ein oder andere Granatapfel zertrümmert (Zeichen für Glück, Wohlstand und Fruchtbarkeit) und in Rom frönen manche Leute noch dem alten Brauch, Geschirr aus dem Fenster zu werfen – oder rote Dessous! Diese empfehlen sich ohnehin bei einem Silvesterbesuch in der italienischen Hauptstadt. Wer sie über Silvester trägt, hat dann im folgenden Jahr Glück, Gesundheit und Liebe zuhauf – vorausgesetzt es handelt sich bei der attraktiven Leibwäsche um ein Geschenk.
Wer es noch abenteuerlicher möchte, kann sich am Neujahrsmorgen von der Cavourbrücke in den eiskalten Tiber stürzen und mit dem traditionellen Brückenspringen das neue Jahr einläuten.
Dann vielleicht doch lieber zuhause bei Fondue, Raclette, Linsen oder anderen Silvestergerichten ein „Dinner for one“ oder two oder three …
Bildnachweis: Fotowerk, Erwin Wodicka, Stock Adobe
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