„Jede Familie hat andere schwierige Dinge zu meistern!“

von | 2. Dezember 2018 | Miteinander leben, streiten, wachsen, Sagen Sie mal…

Elke Schwarzer leitet den städtischen Hort am Förderzentrum in der Fürtherstraße. Die Einrichtung liegt versteckt im Hinterhaus eines denkmalgeschützten Hauses. Ihre Räume sind ganz schön verschachtelt, strahlen aber viel Gemütlichkeit aus. Der Hort muß ohne Garten oder eigene Außenfläche auskommen:
„Aber damit kommen wir ganz gut klar. Gostenhof hat so tolle Spielplätze, die wir alle gerne nutzen – vom Aktivspielplatz bis zu den Schulhöfen oder zum Kinder-und Jugendhaus Gost. Wir sind mit den Kindern viel unterwegs, da spielt Verkehrserziehung eine große Rolle!“ erzählt Elke Schwarzer. Es stärke auch das Miteinander, wenn Kinder lernen, an der Ampel aufeinander zu warten, bis auch wirklich alle da sind.
„Außerdem sehen Kinder beim Laufen in der Stadt ungemein viel“ betont sie. „Beim Gehen kann man prima miteinander reden und es tut Kindern so gut, wenn man ihnen zuhört. Wir sind manchmal erstaunt, was wir unterwegs für Geschichten von ihnen erfahren! Dann entdecken wir gemeinsam auch so vieles Interessantes: Eine Mama schaut zum Fenster raus und winkt. Wir machen Ratespiele und üben Straßenschilder zu lesen. Oder wir entdecken eine Meise oder einen toten Igel.“
Nachmittags geht es oft mit der Gruppe in die Rosenau, denn nach den Hausaufgaben sei der Bewegungsdrang besonders groß! Auch dort, mitten in der Stadt, gäbe es zahlreiche Begegnungen mit Tieren. „Wir haben mal ganz lange Königsameisen beobachtet, die fliegen konnten. Die Kinder kennen einige freundliche Hunde und ihre Besitzer sehr gut. Wenn Kinder mit Hunden spielen, dann ist das anfangs natürlich immer von uns angeleitet und wir passen gut auf.“
Elke Schwarzer berichtet, dass ErzieherInnen auch aus anderen Gründen darauf achten, wo sich die Kinder bewegen und was sie machen: „Ein Park in einer Großstadt bietet so viele tolle Spielmöglichkeiten.Aber dort kann auch schon mal eine Spritze rumliegen oder alkoholkranke Menschen sitzen auf einer Bank. Da müssen wir dann zum Beispiel kindgerecht erklären, dass das eine andere Spritze ist als die saubere, die der Arzt benutzt. Oder darüber reden, dass es auch Menschen mit schweren Lebensgeschichten gibt und dass manche deswegen Drogen nehmen oder zum Alkohol greifen“.
Manches Problem, dass der Hortgruppe unterwegs begegnet, sei den Kindern ja auch von ihrem Elternhaus her nicht fremd: „Unsere Eltern leben in ganz unterschiedlichen Verhältnissen. Jede Familie hat andere Dinge zu meistern und manche haben ganz ordentliche Belastungen. Aber alle wollen wirklich nur das Beste für ihre Kinder!“
Elke Schwarzer weiß, dass Probleme aus der Arbeitswelt für viele Familien ein schweres Paket sind: „Schlechte Bezahlung. Oder die Enttäuschung darüber, keinen Job zu finden. Oder die Belastung, als Alleinerziehende noch eine Ausbildung zu machen. Oder das Leben in zu kleinen Wohnungen.“
Der Hort bietet den Kindern ein festes Wochenprogramm, in dem auch die Beteiligung von Kindern eine große Rolle spielt. So gibt es z.B. Projekte zu den Kinderrechten und wöchentliche Kinderkonferenzen.
Ehrenamtliche kommen ins Haus und machen Angebote wie „Lesen mit Erna“ und „Kochen mit Dieter“. Geburtstage werden gefeiert und es gibt Programmschwerpunkte wie „Drums Alive“, Zirkus und Klettern.

Der Hort an der Fürtherstraße ist auch eine integrative Einrichtung. Viel geredet und getan würde ja mittlerweile rund um Inklusion. Aber Elke Schwarzer weiß auch, wie mühsam und lang oft für Eltern der Weg ist, eine anerkannte Förderung zu bekommen:
„Ein halbes Jahr oder Jahr sind so lange in der Entwicklung eines Kindes, das Förderung braucht! Es ist auch sehr wichtig, dass Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen zusammenwirken können zum Wohle der Kinder“. Von politisch Verantwortlichen aller Ebenen würde sie sich noch mehr Unterstützung für Kindertageseinrichtungen wünschen: Eine klare finanzielle Entscheidung für bessere frühkindliche- und außerschulische Bildung, für mehr Personal und damit mehr Qualität für Kinder.
Viele Kitas seien dringend angewiesen auf bessere Ausstattung, mit der Kinder unterstützt werden können, zum Beispiel in ihrer Sinneswahrnehmung. Oder auch, um pädagogisch auf gesellschaftliche Veränderungen – Stichwort „Digitalisierung“ einwirken zu können.
Kita- MitarbeiterInnen und – Betreiber müssten sich auch immer wieder neu fragen, wie sie Eltern denn überhaupt erreichen und deren Vertrauen gewinnen: „Immer geht es vor allem darum, gute Beziehungen aufzubauen. Den Eltern zu vermitteln, dass ihre Kinder sich hier wohlfühlen können. Dann öffnen sich auch die Eltern mit ihren Anliegen.Und ich ziehe echt meinen Hut – ich möchte fast sagen: Ich ziehe demütig meinen Hut – vor dem, wie manche Familien ihren Alltag meistern.“

Hort am Förderzentrum, Nuernberg : https://www.kita-bayern.de/n/hort-fuerther/
Aktivspielplatz Gostenhof: https://www.aktivspielplatz-gostenhof.de/
Kinder- und Jugendhaus Gost: https://www.nuernberg.de/internet/jugendhaus_gost/

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Bildnachweis: Doris Reinecke