„Ich kann sehen: Mutter geht es gut“ – Eine App für das Pflegeheim

von | 26. März 2020 | Miteinander leben, streiten, wachsen, Sagen Sie mal…

Aktuell ist es Angehörigen nicht möglich, ihre Familienmitglieder im Pflegeheim zu besuchen: Das ist hart für Alle – die Angehörigen, die Pflegekräfte, vor allem aber die alten Menschen selber, die Besuche vermissen und von sich aus oft keinen Kontakt über das Telefon halten können.
Dazu haben wir mit Jacqueline Schroll-Würdig gesprochen, die im Pflegepraxiszentrum (PPZ) von NürnbergStift als Projektmanagerin arbeitet.

„Es ist zur Zeit ganz schön schwierig!“ erzählt sie, „tatsächlich gehen unsere MitarbeiterInnen der Sozialen Betreuung zu den Heimbewohnern und bauen für sie einen telefonischen Kontakt zur Familie auf, wenn das nicht selbständig möglich ist.“
Sie berichtet uns aber auch über eine interessante Möglichkeit in den Heimen von NürnbergStift, die gerade eine erste Testphase durchlaufen hat: Die myo-App.

Im PPZ wird zusammen mit Partnern von NürnbergStift digitale Technik in der Pflege erprobt, finanziert mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Dazu gehört auch die myo-App, die es ermöglicht, dass Mitarbeitende im Pflegeheim den Angehörigen Bilder und Infos über die Senioren mailen – alles unter hohen Datenschutzvorkehrungen und ohne, dass der Familie dadurch Kosten entstehen.
„Vieles, was im Heimalltag geschieht und angeboten wird, erfahren Angehörige ja gar nicht – selbst wenn sie nach Feierabend regelmäßig zu Besuch kommen. Das liegt unter anderem daran, dass unsere Heimbewohner sich nicht immer daran erinnern oder auch davon nicht mehr erzählen können“, erläutert Jacqueline Schroll-Würdig. „Hier gibt die myo-App die Möglichkeit, die Familie teilhaben zu lassen. Angehörige fühlen sich dann oft beruhigt, zu sehen: Meiner Mutter geht es gut – welche Freude, Aktivitäten und Zuwendung sie erlebt. Neben unseren täglichen Angeboten für unsere BewohnerInnen werden auch ganz tolle Ausflüge von den Mitarbeitenden vor Ort organisiert. Das sind für alle besonders schöne Erlebnisse. Dies in Bildern auszudrücken und zu teilen sind wertvolle Eindrücke und auch Erinnerungen.
Auch wenn aktuell aufgrund der Corona-Situation keine Gruppenangebote möglich sind, gibt es vor allem im Rahmen der Einzelbetreuung wertvolle Momente, an denen die Angehörigen teilhaben können. Diese schreiben auch Nachrichten zurück, die den BewohnerInnen im passenden Moment wieder mitgeteilt werden. Oft kommt auch ein positives Feedback für unsere Mitarbeitenden zurück.“

Die Angehörigen, die sich und „ihre“ Heimbewohner für die Nutzung der App registrieren ließen, nahmen bis Januar an der Erprobungsphase der myo-App in zwei Heimen teil. Diese Erprobung wird nun durch zwei Hochschulen, die das PPZ begleiten, wissenschaftlich ausgewertet.
Der Hersteller der App, die Myosotis GmbH, bietet aktuell allen Heimen für die Zeit der Coronakrise eine kostenlose Nutzung an.

„Was im Heim passiert, wird durch dieses Medium ein Stückchen transparenter und die Familie kann ein klein wenig teilhaben an dem, was rund um ihre pflegebedürftigen Angehörigen passiert“, berichtet Jacqueline Schroll-Würdig.

„Natürlich können wir nicht wissen, wie sich unser Personalstand in nächster Zeit entwickelt und nur hoffen, dass dies Angebot gut aufrecht erhalten werden kann. Wir müssen Angehörigen auch vorsichtig vermitteln, dass unser Pflegepersonal im Moment telefonisch sehr in Anspruch genommen wird – neben allen anderen nötigen Tätigkeiten.“

Wir wünschen dem Team von NürnbergStift und allen anderen Pflegeheimen hierbei viel Kraft und Zuversicht!

Und hier noch eine Anregung:

Kinder sind herzlich dazu eingeladen, bunte Bilder und Fensterbilder zu malen, die die Mitarbeitenden von NürnbergStift in den Zimmern und Aufenthaltsräumen der Bewohnerinnen und Bewohner verteilen können!

Hier die Adresse – und im Voraus ein großer Dank an alle, die mitmachen:
NürnbergStift
z.H. PPZ/Bilder für Bewohner
Regensburger Str.388
90480 Nürnberg

https://www.nuernberg.de/internet/nuernbergstift/
Im Pflegepraxiszentrum Nürnberg, einem geförderten Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, wird in einem Konsortium aus 6 regionalen Partnern digitale Technik in der Pflege im Echtbetrieb erprobt. Beim Konsortialführer NürnbergStift wurde in diesem Rahmen die „myo-Kommunikations-App für die Pflege“ eingesetzt.

Aktuelle Infos zur Coronakrise gibt es hier:
https://www.nuernberg.de/internet/stadtportal/coronavirus.htmlhttps://www.nuernberg.de/internet/stadtportal/coronavirus.html

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bildnachweis: Foto Doris Reinecke