Ein Jahr Corona mit drei Kindern – so haben wir diese Zeit erlebt

Die erste Schulschließung im März 2020 begann für uns verhältnismäßig entspannt. Mein Arbeitgeber stellte mich eine Woche für die Kinderbetreuung frei und danach musste ich 2 Wochen auf Überstunden zu Hause bleiben. Mein Stundenkonto rutschte also deutlich ins Minus, aber wir konnten ganz strukturiert in den neuen Homeschooling Alltag starten. Nach dem Frühstück machten die beiden großen Kinder (damals 5. Und 3. Klasse) ihre Aufgaben, die wir per E-Mail oder über die Plattform Schulmanager von den Lehren bekamen, während unsere 5-jährige in ihrem Vorschulblock malte. Dann ging es zum Frühsport nach draußen und die zweite Runde Homeschooling stand an. Mein Sohn in der 3. Klasse war anfangs so motiviert, dass er oft schon am Mittwoch oder Donnerstag mit dem Stoff fertig war und den Freitag frei hatte. Mein Mann war im Homeoffice relativ entspannt, da es die letzten Wochen in seinem alten Job waren. An den Wochenenden machten wir schöne Radtouren und natürlich gab es auch die ein oder andere Reiberei, aber im großen Ganzen genossen wir es, uns als Familie zu haben.

Dann aber ging es bei mir wieder los mit Arbeiten. Aus Infektionsschutzgründen wurden wir in zwei Schichten geteilt. Ich kam in die Spätschicht, damit ich vormittags mit den Kindern ihre Schularbeiten machen konnte und nach dem Mittagessen ging ich an 3-4 Tagen die Woche ins Büro. Mein Mann arbeitete im Homeoffice und war bei Bedarf für die Kinder ansprechbar. Die Motivation der Kinder für ihre Schularbeiten sank merklich, statt Online Lernen fand meine Große schnell heraus, dass man auf dem Laptop, den sie für ihre Schularbeiten bekommen hatte, auch prima Bugs Bunny Filme auf Youtube schauen kann. Und wenn die Mathelehrerin immer gleich die Lösung zu den Aufgaben online dazustellt, kann man die auch einfach abschreiben, statt selbst zu rechnen.

 

Die Konflikte nahmen zu und die Motivation nahm ab. Unser Kindergartenkind hatte wenig Verständnis dafür, dass ihre Geschwister etwas für die Schule tun sollten, anstatt mit ihr zu spielen. Dann wurde sie doch öfter als mir lieb war mit dem Handy oder Tablet abgespeist. Mein Sohn hat seinen Ehrgeiz, schnell mit seinen Arbeitsblättern fertig zu sein irgendwann eingestellt und es wurde jede Woche zäher. Mein Mann hatte im Mai einen Jobwechsel und musste sich aus dem Homeoffice in die neue Stelle einarbeiten. So war er zwar zu Hause, aber konnte sich jetzt deutlich weniger um die Kinder kümmern. Zum Frühsport kamen wir schon lange nicht mehr und abends war ich ganz schön ausgebrannt. Dem Stress gegenüber stand immer auch die Dankbarkeit, dass wir und unsere lieben Angehörigen gesund blieben und nicht von Kurzarbeit oder Entlassungen betroffen waren. Auch habe ich oft gedacht, wieviel schwieriger es für ein Einzelkind sein muss, das keine Geschwister zum Spielen hat.

 

 

Meine große Tochter war richtig glücklich, als dann im 14-tägigen Wechsel für sie die Schule wieder los ging. Sie hatte ihre Freundinnen und das gemeinsame Lernen sehr vermisst. Als dann auch der Kindergarten wieder öffnete wechselte ich in die Frühschicht unser Leben gewann wieder an Normalität. Die Schwimmbäder öffneten, die Kinder konnten mit Einschränkungen wieder ihren Hobbies nachgehen und im Sommer konnten wir tatsächlich unseren Urlaub mit eigenem Auto und Ferienhaus coronakonform antreten. So gestärkt begannen wir das neue Schuljahr und waren froh, dass die Schulen und die Kita offen hatten.
Im November kam dann der Lockdown light und in der Woche vor Weihnachten machten die Schulen wieder zu. In den Weihnachtsferien wurde dann deutlich, dass die Schulen so schnell nicht wieder in Präsenz unterrichten würden, und so sind wir jetzt mitten im zweiten Lockdown alle zu Hause. Jetzt sieht es bei uns folgendermaßen aus: meine große Tochter am Gymnasium startet jeden Tag um 8 Uhr mit einer Videokonferenz. Das ist richtig gut, denn so beginnt sie früh mit der Schule und es zieht sich nicht über den ganzen Tag hin. Insgesamt hat sie zwei bis vier Fächer per Videokonferenz und viele Lehrer werden mit der Technik zunehmend warm, stellen online Aufgaben und geben auch Rückmeldung, manche Lehrer mehr, manche weniger.

 

Insgesamt läuft es relativ gut. In manchen Fächer braucht es mehr, in anderen kaum Unterstützung. Am meisten Spaß macht meiner Tochter die wöchentliche Sportstunde mit Tanzchoreografien, Aerobic und Athletikübungen live in der Videokonferenz. Für meinen Sohn muss ich wie im Frühjahr jeden Montag am Vormittag die Kiste mit den Aufgaben abholen. Zusätzlich gibt es eine Onlineplattform auf der seine Lehrerin Videos und am Ende der Woche auch die Lösungen der Aufgaben hochlädt. Das Ganze ist gut strukturiert und vieles kann mein Sohn wirklich selbständig abarbeiten. Kontrollieren und Verbessern muss ich dennoch. Für meine kleine Tochter sind die Vormittage, wenn die Geschwister arbeiten und die Eltern vor ihren Rechnern sitzen mega langweilig. So taucht sie immer wieder in den Videokonferenzen von mir, meinem Mann oder auch meiner großen Tochter auf und freut sich, wenn ihr jemand zuwinkt, aber oft klappt es auch, dass sie sich alleine beschäftigt. Wie oft denke ich an Eltern von wirklich kleinen Kindern und deren Herausforderungen bei geschlossenen Kitas. Dennoch, am besten klappt das konzentrierte Arbeiten ganz früh vor dem Frühstück oder nachmittags, wenn die drei gemeinsam spielen und abends. Zum Glück kann ich mir vieles zeitlich frei einteilen.
Was hilft uns beim Durchhalten? Ausflüge am Wochenende in die nähere Umgebung, z.B. Geocaching, Wandern oder Schlittenfahren lassen uns durchatmen und Kraft tanken. Und wir versuchen den Druck rauszunehmen: wir bestellen Pizza statt zu kochen, schauen oft abends einen Film und versuchen das Chaos im Haushalt einfach zu übersehen.

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Bildnachweis: Rawpixel, Eva Didion