Glückliche Kindheit in der Leistungsgesellschaft – ???

von | 27. Januar 2019 | Eltern werden, Eltern sein, Miteinander leben, streiten, wachsen, Sagen Sie mal…

Bereits zum 17. Mal laden die Nürnberger Familienbildungsstellen gemeinsam mit dem Jugendamt zum Familienbildungstag ein. Unter dem Motto: „Glückliche Kindheit in der Leistungsgesellschaft. Was brauchen Kinder heute?“ wird am Samstag, 30.03.2019, von 9 bis 14 Uhr im eckstein ein abwechslungsreiches Programm für Eltern geboten.
Für den Hauptvortrag wird Frau Prof. Dr. Regina Remsperger-Kehm nach Nürnberg kommen. Sie lehrt an der Hochschule Koblenz und forscht unter anderem zur frühkindlichen Entwicklungsbegleitung und zum Austausch mit Kindern. Im Familienblog beantwortet sie uns vorab schon einige Fragen.

Glückliche Kindheit und Leistungsgesellschaft, das zu vereinbaren ist nicht einfach. Was macht es für Familien heute so schwierig?

Kinder zu haben ist ein großes Glück – und zugleich verbunden mit hohen Erwartungen: Kindern soll es gut gehen, an nichts fehlen und das ein Leben lang. Die Perspektive von Eltern richtet sich schnell auf die Zukunft und damit auf Fragen von Bildung, Leistung und Wohlstand. Das Glücklichsein mit dem eigenen Kind im „Hier und Jetzt“ wird schnell überlagert von den Anstrengungen, die Eltern für eine gute Zukunft ihres Kindes auf sich nehmen. Hier geht es um die eigene Erwerbstätigkeit, die frühe Bildung des Kindes, die Wahl der besten Schule, die gewinnbringendsten Freizeitaktivitäten und Vieles mehr. Dieses Spannungsverhältnis ist nur schwer zu bewältigen und versperrt den Blick auf das Wohlbefinden der Kinder selbst.

Welchen Beitrag kann Familienbildung leisten?

Für Eltern ist es heute oft nicht leicht, das Aufwachsen ihrer Kinder mit Gelassenheit, Muße und Zeit zu begleiten. Familienbildung kann Eltern dafür sensibilisieren, dass das intensive Spielen und die freie, kreative Entfaltung ganz wesentliche Voraussetzungen für eine glückliche Kindheit sind – auch in der Leistungsgesellschaft. Spielen heißt Lernen, die eigene Phantasie ausleben, Ungewohntes ausprobieren und weiter machen, wenn etwas nicht gleich funktioniert. Familienbildung kann Eltern in diesen Fragen mehr Sicherheit geben, sie in ihrer Erziehungskompetenz und vor allem beim Beziehungsaufbau mit ihren Kindern unterstützen.

Es wird ja viel darüber geforscht, was Kinder brauchen. Sie haben dazu bei den Kindern selbst nachgefragt, warum?

Vom frühesten Alter an können uns Kinder sehr klar signalisieren, wann es ihnen gut geht und was sie brauchen, um glücklich zu sein – wir müssen ihnen nur zuhören! Kinder schauen mit ganz anderen Augen auf die Welt, sie sind offen und äußern sich „gerade heraus“. Mich fasziniert die Weitsicht, Offenheit und Phantasie von Kindern – ihr Blick auf sich selbst und die Welt, auf ihre Einschätzungen der Gesellschaft, in der sie aufwachsen und die so stark von Erwachsenen geprägt ist. Die Sichtweisen von Kindern können uns zum Staunen bringen, uns irritieren, aber uns vielleicht auch zum Überdenken unserer eigenen Lebens- und Handlungsweisen bewegen.

Sie haben selbst vier Kinder und sind Professorin, bekommt Ihre Familie da den Druck der Leistungsgesellschaft nicht auch manchmal zu spüren?

Immer und jeden Tag aufs Neue! Vor allem die Strukturen von Schule sind ein enges Korsett für Familien. Wir versuchen dem soweit als möglich entgegen zu steuern, indem wir freie Zeit auch möglichst frei belassen. Oft denken wir als Erwachsene, unseren Kindern möglichst viel bieten zu müssen. Unsere vier Kinder lehren uns hier etwas anderes. Oft genügt es ihnen, wenn wir den Dingen freien Lauf lassen, uns auf ihre Ideen einlassen, mit ihnen reden, basteln, kochen oder durch den Wald laufen und es uns dabei einfach gut gehen lassen. Vielleicht ist weniger manchmal doch mehr.

Regina Remsperger-Kehm

All jenen, die Lust auf mehr zum Thema haben, legen wir den Familienbildungstag ans Herz! Die Teilnahme ist kostenlos und Kinderbetreuung wird angeboten.
Neben Frau Remsperger-Kehms Vortrag erwarten Sie die Nürnberger Familienbildungsstellen mit Infoständen und einem umfangreichen Workshop-Angebot. Für Eltern von Kindern im Säuglings- bis zum Jugendalter ist etwas geboten. Auch einen Büchertisch der Buchhandlung Raum wird es geben. Und nicht zu vergessen: Kaffee und Brezeln. Unter nachfolgendem Link geht es zum Programm des diesjährigen Familienbildungstags und zur Online-Anmeldung. Ich freue mich auf einen spannenden Vortrag, tolle Workshops und Ihren Besuch!
http://www.familienbildung.nuernberg.de/familienbildungstag_anmeldung.html

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Bildnachweis: Regina Remsperger-Kehm, Stadt Nürnberg Familienbildung, Familienbildung