Eltern wollen für ihre Kinder ein entspanntes Leben – auch die Eltern queerer Kids!

von | 3. Januar 2020 | Miteinander leben, streiten, wachsen, Sagen Sie mal…

Einmal monatlich treffen sich in einer zentral gelegenen Nürnberger Gaststätte Mütter und Väter zum Erfahrungsaustausch darüber, wie es ihnen mit der Entwicklung ihrer Kinder geht und wie sie damit umgehen können. Susanne Türk erzählt uns von diesem Stammtisch, den Eltern aus der ganzen Region besuchen:

„Wir sind Eltern von Kindern zwischen aktuell 12 Jahren und Ende 20, die schwul, lesbisch, bisexuell, pansexuell oder transgender sind.
Unsere Initiative trägt aber den langen Namen `Freundinnen, Freunde und Eltern queerer Kids´, um alle anzusprechen, die hinter Jugendlichen stehen, die queer sind“.

Manche Eltern, die frisch mit dem Queersein ihres Kindes konfrontiert sind, fühlten sich erst einmal stark überfordert, erklärt Susanne dann kämen häufig Ängste um die Gesundheit des Kindes hinzu, die durch geplante oder durchgeführte körperliche Eingriffe ausgelöst werden.

Viele Eltern äußern dann in unserer Stammtischrunde, sie seien an sich ja sehr offen gegenüber diesen Themen, wüßten aber nicht, wie sie damit in der eigenen Situation umgehen sollten.“
Ja, auch Angst sei bei manchen zu spüren: „Dann sagen Eltern zum Beispiel, sie würden am Liebsten die Zeit zurückdrehen, oder dass sie noch garnicht glauben können, was sie erfahren haben.“

Die Grundhaltung in der Elterninitiative sei die, solche Ängste möglichst gemeinsam aufzulösen: Wie können wir unsere Kinder unterstützen?
„Es kommen auch Eltern, die zugeben, gerade überhaupt nicht mit dieser Thematik umgehen zu können. Manche durchlaufen aber in kürzester Zeit einen hilfreichen Prozess, wenn sie Eltern begegnen, denen es ähnlich gegangen ist.“
Manche Entwicklungen könnten lange weh tun – zum Beispiel, wenn das Kind, das transgender ist, den Namen, den man ihm bei seiner Geburt gegeben hat, ablegt, um den zu tragen, der zum eigenen Geschlecht passt.
Es helfe aber enorm, sagt Susanne Türk, wenn man spüre, dass die eigenen Fragen auch die anderer Eltern sind.

Die queeren Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, seien oft viel weiter, und ihre Eltern hätten vielfach auch einen Informationsvorsprung einzuholen, was das Wissen über sexuelle Orientierungen oder Transgender betrifft.

Über unterschiedlichste Kanäle habe sich der Kreis der Eltern, die sich regelmäßig treffen, erweitert. Mittlerweile versucht die Initiative auch, über kirchliche Gemeinden einzuladen. Sie plant, sich mit einer gleichgesinnten Gruppe, die in München existiert, zu vernetzen. Ein Infostand am Rande des Christopher Street Day fand regen Zuspruch.

„Die Elterngruppe war zu Beginn vor allem Kummerkasten. Heute ist es ein lebendiger, offener Kreis, in dem man mitreden oder auch einfach nur zuhören kann. Wir nehmen Jede/n so an, wie er oder sie kommt!“ und am Ende unseres Gesprächs meint Susanne Türk noch:
„Alle Eltern wollen für ihre Kinder ein entspanntes Leben. Ganz so einfach ist Queersein in der heutigen Gesellschaft aber noch nicht“.

Jeden ersten Dienstag treffen sich die „Freundinnen, Freunde und Eltern queerer Kids“ ab 18:00 Uhr in einem Speiselokal mit guter Verkehrsanbindung. Zur Zeit ist das die „Silberne Kanne“ in der Breitscheidstr.15. Unter eltern@jugendinitiative.com sollte man sicherheitshalber nochmal nachfragen, ob sich daran etwas geändert hat.

 

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Bildnachweis: Foto: S.Türk, Foto D.Reinecke