Ausflugstipp: Durch den Tennenloher Forst zu den Wildpferden

von | 23. Dezember 2020 | Freizeit!!!

Die heutige Blog-Tour führt einem herausragenden Naturschauplatz zwischen Erlangen und Nürnberg – dem ehemaligen Truppenübungsplatz Tennenlohe. Dort haben sich bayernweit bedeutsame Lebensräume entwickelt auf denen jetzt Wildpferde weiden, die ihre letzten natürlichen Vorkommen in der inneren Mongolei haben.

Von der Haltestelle Tennenlohe Mitte aus startet der Weg über die B4 in Richtung Sebalder Reichswald. Von der Tennenloher Hauptstraße / Sebastianstraße zweigt am Feuerwehrhaus ein Fuß- und Radweg in Richtung Wald ab. Es geht auf einer Brücke über die Bundesstraße und nach wenigen Metern ist man schon im Wald.
Der Spaziergang umfasst mindestens 6 km, kann aber auch auf 9 km ausgedehnt werden, wenn man das gesamte Areal des ehemaligen Schießplatzes umrunden möchte. Mit Beobachtung der Wildpferde, die man vielleicht auch ein bisschen suchen muss, sollte man sich mindestens 2 Stunden Zeit nehmen.

 

Im Wald angekommen halten wir uns links und gehen 250m nach Norden parallel zur Straße. Aber schöne Stieleichen säumen den Waldrand. Danach macht der Weg einen Knick nach rechts und nach weiteren 500m durch Kiefernwald steht man am ehemaligen Schießplatz. Die Betonwände, an denen sich die Panzer in Schussposition brachten sind noch zu erkennen und in der Ferne der Kugelfangwall.

Heute aber beeindruckt die weite, offene Landschaft mehr als die Reste der militärischen Nutzung. In unserer Region gibt es keine größere offene Landschaft, die nur der Natur vorbehalten ist. 100 ha umfasst die offene Sandfläche, was einer Größe von 140 Fußballfeldern entspricht. Wir stehen im Herzen des Naturschutzgebiets Tennenloher Forst. Sandmagerrasen und Heiden begleitet von lichten Kiefernwäldern bilden eine landschaftliche Vielfalt, die auf den natürlichen Sanden durch den Übungsbetrieb bis 1993 entstand. Ohne Panzer drohte die Fläche zuzuwachsen und die wertvollen Pflanzen-, Insekten und Vogelarten würden verschwinden. Seit 2003 sorgen nun zwischen drei und 12 Wildpferde sowie einige robuste Pfauenziegen auf natürliche Weise dafür, dass die wunderbare Landschaft offen bleibt.

 

 

Die breite Forststraße führt am Rand des gezäunten Wildpferdgeheges und der früheren Schießbahn entlang. Nach etwas über einem Kilometer erreichen wir den früheren Kugelfangwall. Ein Pfad führt anfangs steil bergauf durch das Gebüsch. Oben angekommen eröffnet sich ein überraschend weites Blickfeld – im Norden nach Erlangen und die Fränkische Schweiz, im Süden nach Nürnberg mit Burg und Schmausenbuck oder im Westen über das Regnitztal in Richtung Frankenhöhe.


Wenn sich bisher keine Przewalski-Pferde haben blicken lassen, kann man vom Kugelfangwall aus bestimmt eine Pferde-Gruppe in der fränkischen Prärie erspähen. Die Herde besteht ausschließlich aus männlichen Przewalski-Pferden, die aus den Tiergärten München und Nürnberg übersiedelt wurden und von hier aus in andere Tiergärten oder manchmal sogar in die mongolische Steppe übersiedelt werden. Nach Aufgabe der militärischen Nutzung im Jahr 1993 drohte die offene Heidefläche zu verbuschen und letztendlich wieder Wald zu werden. Dies hätte vielen vom Aussterben bedrohten Tieren den Lebensraum gekostet. Die gedrungenen Pferde mit dem etwas klobigen Schädel halten den Baumaufwuchs kurz und mit ihren harten Hufen den Boden offen und sichern so die seltenen Sandlebensräume. Auf Info-Tafeln kann man die seltenen Pflanzen und Tiere kennenlernen.
Von diesem Wall aus kann man gut nachvollziehen, dass hier Vogelarten leben, die auf offene und weite Landschaften angewiesen sind. Dazu zählt auch die Heidelerche, eine noch viel seltenere und kleinere Verwandte der Feldlerche. Für beide hier brütenden Lerchen ist der Singflug charakteristisch. Daneben kommt auch der Ziegenmelker vor und zeitweise haben sogar ein Wiedehopf, Brachpieper und Steinschmätzer das Gelände besiedelt.

 

Wir gehen den gleichen Weg vom Wall wieder nach unten, um vielleicht näher an die Tiere heranzukommen.
Am nördlichen Rand des Walls führt ein schmaler Pfad entlang des Gatters bis zu einer Holzbrücke über eine Schmalstelle im Gehege. Hier kann man den Pferden ganz nah kommen. (Wer die Wanderung um drei Kilometer verlängern möchte, geht auf den Hauptweg zurück und folgt der Umzäunung nach rechts und umrundet dann das gesamte Gehege).
Nach der Brücke halten wir uns rechts am Zaun. Über viele Kurven und Windungen gelangt man wieder zum Abschussplatz. Von hier aus erreicht man in ca. 20 min wieder die Bushaltestelle in Tennenlohe auf gleichem Weg, wie wir gekommen sind.

 

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Bildnachweis: Dr. Gerhard Brunner