Berufseinstieg nach der Elternzeit – hilfreiche Angebote des Jobcenters (nicht nur) für Alleinerziehende

von | 25. Oktober 2019 | Familie und Beruf - Alles gut vereinbar?!, Sagen Sie mal…

Nach einer Elternzeit ist der Wiedereinstieg in den Beruf manchmal gar nicht so leicht. Dies gilt noch einmal mehr für Alleinerziehende, die Job und Kinder oft ohne die Hilfe eines Partners oder einer Partnerin unter einen Hut bekommen müssen. Und gerade wenn eine Berufsausbildung fehlt oder gar ein Schulabschluss, dann kann es ganz schön schwierig werden, Anschluss an den Arbeitsmarkt zu finden. Wie das Jobcenter Nürnberg-Stadt hier unterstützt und was Alleinerziehende selber tun können, darüber haben Sabine Schultheiß, Geschäftsführerin, und Angelika Hieronymus, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt und Pressesprecherin, in einem Interview berichtet.

„Ganz wichtig ist es, noch während der Elternzeit zu uns zu kommen, am besten mindestens ein Jahr vor dem geplanten Wiedereinstieg“, sagt Sabine Schultheiß nachdrücklich. Denn im Jobcenter hält man nichts von kurzfristigen ad hoc-Lösungen, sondern setzt auf eine nachhaltige Planung der beruflichen Entwicklung. „Wir versuchen alles, um eine Frau für eine Qualifizierung oder eine Ausbildung zu gewinnen“ ergänzt Angelika Hieronymus. Mit Minijobs und angelernten Tätigkeiten kann man zwar schneller Geld verdienen, aber langfristig führen sie oft geradewegs in die Altersarmut.

Also beginnt die Betreuung im Jobcenter mit einer individuellen Beratung, in der die Integrationsfachkraft und die Kundin gemeinsam ein Ziel festlegen und einen Plan erstellen. Der kann ganz unterschiedlich aussehen, je nachdem, was die Kundin bereits mitbringt. Manchmal muss ein Schulabschluss nachgeholt oder eine Ausbildung absolviert werden. Vielleicht reicht aber auch eine Qualifizierung, um nach der Elternzeit wieder fit fürs Berufsleben zu werden. Oder es sind andere vorbereitende Maßnahmen notwendig, zum Beispiel, wenn es Probleme beim Schreiben, Lesen oder Rechnen gibt oder Sprachkenntnisse fehlen. Sogar eine eigene Gesundheitsberatung gibt es. „Wir holen die Kundinnen genau da ab, wo sie gerade stehen“, sagt Sabine Schultheiß. Eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung!

Im Haus gibt es ein Bewerbungszentrum, in dem Kundinnen Bewerbungen schreiben und ausdrucken können und Tipps von Fachleuten bekommen. Wer unsicher ist, kann auch einen Termin vereinbaren und die komplette Bewerbung gemeinsam mit einer Fachkraft erstellen. Selbst Bewerbungsfotos werden hier kostenlos gemacht. Das perfekte Rundum-Paket also! Dazu kommen noch verschiedene Workshops rund um das Thema Bewerbung, zum Teil sogar mit Kinderbetreuung.

Und ein Insider-Tipp für die Bewerbung? „Eltern sind in der Regel gut organisiert, verantwortungsbewusst, belastbar und äußerst motiviert. Das sind Soft Skills, mit denen sie beim Arbeitgeber punkten können“, so Angelika Hieronymus. „Und diese Stärken sollten Eltern in der Bewerbung auch hervorheben. Also darstellen, was sie in der Familienphase gelernt haben und nicht das, was sie in der Zeit vielleicht versäumt haben“, ergänzt Sabine Schultheiß.

Qualifizierungsmaßnahmen und selbst komplette Ausbildungen sind übrigens in Teilzeit möglich. Für eine Ausbildung in der Kinderpflege oder zur Altenpflegefachhelferin gilt das sogar für den schulischen Teil der Ausbildung.

Beratungs- und Vermittlungsscheine werden auch für andere Träger ausgestellt. So zum Beispiel für die Ingeus GmbH, die für Beratungstermine, Workshops und Vorstellungsgespräche eine Kinderbetreuung im Haus anbietet, oder der Treffpunkt e.V., ein Familienzentrum, das ohnehin von Eltern genutzt wird.

Und lohnen sich all die Anstrengungen für die Kundinnen? „Ja, auf jeden Fall“ sagt Angelika Hieronymus und zitiert eine zufriedene Mutter: „Und ich dachte, ich kann immer nur Minijobs machen, und jetzt habe ich eine Ausbildungsstelle in Teilzeit bekommen. Ich bin in drei Jahren fertige Bürokauffrau und dann bin ich auch ein gutes Vorbild für mein Kind.“ Und gerade diese Vorbildfunktion, da sind sich beide Gesprächspartnerinnen einig, ist ganz wichtig, damit sich Armut nicht von einer Generation zur nächsten weitervererbt.

Weitere Informationen zu den Angeboten des Jobcenters und zu konkreten Projekte finden Sie unter den folgenden Links:

http://www.jobcenter-ge.de/Jobcenter/Nuernberg

Angebote für (Wieder-)Einsteigerinnen nach Familienphasen:
http://www.education-management-consortium.de/portfolio-item/flow-perspektive-wiedereinstieg-mittelfranken/
https://www.ingeus.de/oeffentliche-auftraggeber/avgs/bedarfsgemeinschaften-bagtiv/

Weitere Angebote speziell für Mütter mit Migrationshintergrund
https://www.noa-nuernberg.de/mia/
https://www.treffpunkt-nbg.de/hilfen-fuer-familien/mia.html

 

Bildnachweis: Manuela Schmidt, Rawpixel

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