Beate wird Oma!

von | 22. Januar 2021 | Miteinander leben, streiten, wachsen

Ich werde Oma!!! … Drei Ausrufezeichen im Kopf und im Herzen!!!
Ein ungläubiger Moment und dann: Freude, Freude, Freude…
Aber da mischt sich auch immer wieder etwas Anderes dazwischen:

Mal ist es doch wieder die Ungläubigkeit des ersten Moments, als der Sohn es stolz verkündete und die Sektgläser verteilte: „Was?? Mein kleiner Junge wird Vater? Hat ihn nicht gerade eben noch der eigene Vater jauchzend fast bis zur Zimmerdecke geworfen? War er nicht eben noch der schlampigste Jugendliche von allen – unfähig, wichtige Papiere, dreckige Socken und leergegessene Pizzateller voneinander zu sortieren?“

Dann kommt der Stolz wieder warm angeflutet: Tatsächlich! Er wird Vater! Er ist dem verschlampten Jugendzimmer längst entwachsen, er sorgt gut für sich und hat eine fitte Frau an seiner Seite und: Ja, er wird ein verantwortungsbewusster Vater werden!

 

 

Ein bisschen verschämt lasse ich den Stolz und die Freude im Gespräch mit Freundinnen und Bekannten aufblitzen. Es ist eine Neuigkeit, die weitergegeben werden will.
Aber es gibt da ein Erstens und ein Zweitens:
1. Gehen mir seit einigen Jahren Freundinnen manchmal auf den Keks, mit denen fast jedes Gespräch und jeder Mailverkehr erstmal die Neuigkeiten über das Enkelkind abhandeln. Natürlich sind sie alle die süßesten und schlausten Enkelkinder, die man sich denken kann…
2. Spüre ich manchmal den kleinen oder großen Kummer bei Bekannten und Verwandten in meinem Alter oder älter, die partout nicht Großeltern werden, aus welchen Gründen auch immer: „Seufz…meine Drei haben alle ein festes Gehalt und Partner – aber babymäßig tut sich nichts. Ich weiß nicht, warum“. Oder: „Ich hab eigene Kinder nie vermisst – aber eigene Enkel zu haben, in denen ein Stückchen von dir weiterlebt, das wär schon schön, denke ich mir manchmal“.

 

Ich werde Oma – bei allen überschwänglichen positiven Gefühlen bin ich manchmal auch ein wenig besorgt und die Erinnerung an eigene Sorgen rund um Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung flüstert mir ins Ohr:
Wird alles gut gehen? Werden Sohn und Schwiegertochter ein stabiles Elternpaar sein?
Wie war das bei mir mit der Ängstlichkeit vor der ersten Geburt? Mit der ständigen Übermüdung in den ersten Monaten mit einem Baby, das viel geschrien hat?

Wie schön, dass die Vorfreude immer wieder das Besorgtsein lauthals überstimmt:
Ja, ich werde Oma!!!
Meine eigenen Erfahrungen mit Omas waren so toll. Ich weiß heute noch, wie es sich anfühlte, auf Oma Gertruds Schoß zu sitzen und wie ihr billiges Eau de Cologne roch. Dass sie mit einfachen Worten und einfachen Haushaltsdingen ihre Enkelkinder stundenlang beschäftigen konnte: Knöpfe sortieren, beim Backen helfen, aus Taschentüchern Handpuppen basteln. Die andere, die Oma Dori, war völlig anders drauf, wurde mir aber als Jugendlicher immer wichtiger: Sie war der Kummerkasten, wenn die Eltern mich wieder mal nicht verstanden und während der ersten Liebeskummerzeit. Sie konnte wundervoll von früher erzählen und gab mir die Liebe zum Lesen mit ihrer klaren Vorlesestimme mit.

 

Was werde ich wohl für eine Oma sein?
Auf alle Fälle gerne eine OMA – nicht wie die Bekannte, die mir erzählte, sie möchte gern von ihren Enkeln beim Vornamen genannt werden, „sonst fühle ich mich so alt!“.
Ach je, das begleitet mich doch sowieso schon seit den ersten grauen Haarsträhnen und dem ersten Schmerz beim Treppensteigen!
Ich will gern eine OMA sein.
Und ich will gern die junge Familie ein bisschen entlasten durch Babysitting und gemeinsame Unternehmungen – wenn Sohn und Schwiegertochter das wollen (Ich hoffe es sehr!)

Beim letzten kurzen Italienaufenthalt habe ich mich dabei ertappt, in einem italienischen Stadtzentrum vor jedem Geschäft stehen zu bleiben, das Babykleidung, Kinderspielzeug, Baby-Goldschmuck (!!) oder nie gesehene Babypflegeartikel anbot.
Wenn ich jetzt durch die Stadt gehe, entwickle ich einen Blick für Kinderwägen, die wahrscheinlich so teuer waren wie meine Couchgarnitur und Tragetücher in allen Varianten.
Braucht man das wirklich alles -? Werden die Eltern meines Enkelkindes Konsumenten sein, denen man alles Mögliche als unverzichtbar einredet? Oder werden sie auf Nachhaltigkeit und „weniger ist mehr“ setzen?
Ich werde Oma und auf einmal ist da so Vieles an Neuem, was ein Plätzchen in meinem Leben und meinem Gefühlsleben hat. Sehr spannend.

Oma werden in Coronazeiten: Noch vermag ich nicht zu ermessen, was das heißen wird für den Kontakt zwischen den Generationen in meiner Familie.
Was das für mein Enkelkind heißen wird. Ich kann nur hoffen, ich darf meinen Teil dazu beitragen, dass ein gesundes, soziales und fröhliches Menschlein gut in sein Leben hineinwächst!

 

 

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