„Ich habe den Logenplatz!“: Musikangebote im Sebastianspital

von | 1. Juni 2020 | Sagen Sie mal…

„Seit März beschäftigt Corona nun die Welt und raubt uns jede Normalität. Seitdem hätten viele musikalische und kulturelle Ereignisse im Pflegezentrum Sebastianspital stattfinden sollen und konnten es leider nicht“, berichtet Marina Skowronek, „Seit vielen Wochen ist für die BewohnerInnen und die Mitarbeitenden wenig so, wie es gewohnt war. Deshalb habe ich mir für die Krise als Ziel gesetzt, viele kleine musikalische Hoffnungs- und Ablenkungsmomente zu schaffen: Immer mit viel Abstand und Hygiene! Denn die Musikgeragogik im Sebastianspital ist nicht verstummt!“
 
Marina Skowronek ist Musikgeragogin. Das heißt, sie hat nach ihrem Studium an der Hochschule für Musik in Nürnberg noch eine Weiterbildung absolviert, die sie praktisch zur Musikpädagogin für alte Menschen – eben zur Musikgeragogin – qualifiziert.
 
Die Hochschule für Musik liegt in direkter Nachbarschaft zum Sebastianspital in einem parkartigen Gelände am Wöhrder See. Es gab und gibt in den letzten Jahren viele musikalische Begegnungen zwischen PflegeheimbewohnerInnen und Studierenden, zu denen Marina Skowronek viel beigetragen hat.
Im Familienblog erzählt sie von ihrer Arbeit in „Coronazeiten“:
 
„Seit Beginn der Krise springe ich auch in der Betreuung, mit allem was dazu gehört, ein.
Meine Einzelbetreuung ist natürlich durch und durch von Musik geprägt. Ich bringe den BewohnerInnen individuell ausgewählte Medien – CDs, Schallplatten – in ihr Zimmer. So bekommen sie zumindest für ein bis zwei Stunden eine akustische Ablenkung und können bei den ihnen bekannten Liedern mitsingen.
Natürlich beachte ich dabei streng die Hygienemaßnahmen und die Medien werden im Bewohnerzimmer gelassen oder nach dem Verlassen desinfiziert.“
 
„Zudem besuche ich die BewohnerInnen mit sogenannten ‚Türrahmen-Konzerten’.
Mit dem neu angeschafften E-Piano komme ich an die Türrahmen der BewohnerInnen oder die BewohnerInnen setzen sich in ihren eigenen Türrahmen und ich singe im Gang die ihnen bekannten Volkslieder.
Die BewohnerInnen haben so die Möglichkeit, bei mindestens vier Metern Abstand, im eigenen Zimmer/Türrahmen mitzusingen oder auch nur mir zuzuhören. Sie kommen dabei mit keinen anderen BewohnerInnen oder dem E-Piano in Kontakt und ich öffne nur die Tür.
Durch Blickkontakt und meinen Gesang, den sie akustisch wahrnehmen, schaffe ich so für die BewohnerInnen eine Ablenkung und Erinnerungen an frühere Zeiten.
Auch hier beachte ich natürlich strengstens die hygienischen Maßnahmen, wahre Abstand und singe mit Mundschutz.
Die Türrahmen-Konzerte werden sehr gut angenommen und, je nachdem in welchem Bereich ich gerade arbeite, klingt die Musik in den Gängen.“
 
 
„Ablenkung durch Musik und der damit verbundene Trost sind in dieser Zeit von extremem Wert für die BewohnerInnen!
Leider kann die geplante Konzertreihe ‚Eine gute ¾-Stunde im Sebastianspital’ nicht wie gewohnt stattfinden. Deshalb fange ich gerade damit an (wie viele andere Alters- und Pflegeheime), ‚Fenster-Konzerte’ zu organisieren.
In Zusammenarbeit mit dem Amt für Kultur und Freizeit und Vischers Kulturladen konnte bereits am Samstag, den 2. Mai, das erste Fenster-Konzert stattfinden.
Zwei Musiker spielten ein kleines Programm mit klassischen Stücken und Volksliedern vor 2 Häusern des Sebastianspitals.
Die BewohnerInnen waren begeistert und winkten von ihren Fenstern den MusikerInnen zu. ‚Ich habe den Logenplatz’, rief mir eine Bewohnerin zu.
In diesem Video vom Kulturladen bekommen Sie einen guten Einblick davon:
https://www.youtube.com/watch?v=8X2pp_pkoSs“
 
„In den nächsten Wochen möchte ich weitere dieser ‚Fenster-Konzerte’ organisieren und die geplanten MusikerInnen von der Konzertreihe dazu einladen, die Häuser vom Park aus zu bespielen – mal mit einem Gesangsensemble, mal mit einem Blockflöten-Duo.
Ab Juni finden die Fenster-Konzerte wöchentlich in Kooperation mit der Hochschule für Musik statt: Die Studierenden absolvieren in diesem Rahmen ihre Klassenkonzerte.“
 
 
Hier kommt Ihr zu der Website vom NürnbergStift:
https://www.nuernberg.de/internet/nuernbergstift/
 
Aktuelle Informationen rund um das Coronavirus findet Ihr hier:
https://www.nuernberg.de/internet/stadtportal/coronavirus.html

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Bildnachweis: Skowronek