Ausflugstipp: Irret nicht!

von | 26. Juni 2020 | Freizeit!!!

Mit dem ÖPNV ist es von der Stadtmitte nur eine halbe Stunde, um ins Knoblauchsland zu kommen. Mit der Straßenbahnlinie 4 geht es aus der Stadt hinaus bis zur Endhaltestelle Wegfeld. Dort fährt man mit der Buslinie 31 in 8 Minuten nach Kraftshof. Die Haltestelle „Am Kressenstein“ ist gut geeignet, um den Spaziergang zu einem außergewöhnlichen Ort im Reichswald anzutreten, der auf einzigartige Weise Natur und Kultur vereint: Dem Irrhain!

Zunächst aber steht man mitten in Kraftshof, ein ungefähr 700 Einwohner zählendes Dorf, in dem sich ein Baudenkmal an das nächste reiht. Inmitten der meist barocken Bauernhöfe ragt die Anfang des 14. Jahrhunderts errichtete Wehrkirche heraus. Die wuchtige Schutzmauer kann teilweise begangen werden und im Kirchhof finden sich viele historische Grabstätten. Auch das Innere der Kirche, die nach der Zerstörung 1943 wieder errichtet wurde, beherbergt mit dem mittelalterlichen Georgs-Altar und der Madonnen-Figur von 1485 auch kunsthistorische Schätze.

Von der Kirche geht es nach links über die Schiestlstraße und wieder links in die Lachfelderstraße am Friedhof vorbei ins Gemüseanbaugebiet des Knoblauchslands. Je nach Jahreszeit erscheinen die Felder von April bis Oktober mit den vielfältigsten Gemüsesorten bestückt: Petersilie, Radieschen, Dill, Lauch, Zwiebeln, Rhabarber, Wirsing oder Rosenkohl.

Auf einer Fläche von fast 20 km² wird zwischen Nürnberg Fürth und Erlangen seit 800 Jahren auf den fruchtbaren Braunerde-Böden Gemüse angebaut. Das Knoblauchsland ist Bayerns größtes zusammenhängendes Gemüseanbaugebiet – und so kommt viel Gemüse in den Supermärkten auch aus dem Norden Nürnbergs!

 

 

Ungefähr 900 m nach der Kirche muss man links zwischen die Felder einbiegen und auf eine kleine Waldspitze zuhalten. Darin verbirgt sich der Irrhain.

Von der ursprünglichen Einfriedung ist noch das Eingangsportal erhalten. Die faszinierende Anlage geht auf einen Irrgarten, den Pfarrer Martin Limburger 1676 anlegte, zurück. Er schenkte diese Kuriosität Nürnberger Gartenkultur dem Pegnesischen Blumenorden, der heute noch besteht. Der Orden bildete sich 1644, um die deutsche Sprache zu pflegen. Gründer war Georg Friedrich Harsdörfer. In den Nischen des Irrgartens entdeckt man viele interessante Skulpturen und Tafeln an denen Gedichte und Balladen vorgetragen wurden.

So wandelt man durch einen Dichtergarten, der über die Jahrhunderte von der Natur teilweise zurückerobert wurde.

 

Besonders beeindruckend sind die gewaltigen, über teilweise mehr als 250 Jahre alten Eichen. In ihrem Totholz lebt der sehr seltene Eremit, ein bis zu drei Zentimeter großer Verwandter des Scarabaeus. Die Larven dieses europaweit geschützten Käfers haben auch dazu geführt, dass der Irrhain als Schutzgebiet ausgewiesen wurde. Leider lebt er sehr versteckt in Baumhöhlen und lässt sich kaum blicken.

Am Ausgang des Irrhains stößt man auf den Kothbrunngraben, der im Wald anders als in der Flur einen ausgedehnten und extrem artenreichen Auwald ermöglicht. Neben vielen andern Pflanzen (und Stechmücken!) erscheint der Salomonsiegel mit seinen vielen weißen Lilienblüten sehr attraktiv.
Sobald man den Irrhain – noch begleitet von der Aufforderung „Irret nicht!“ verlassen hat, muss man an Weggabelungen rechts abbiegen und kann so nach ca. 2 km-Wegstrecke Kraftshof nicht verfehlen.

Wenn man über den Reuthweg zurück ins Dorf kommt, ist die Bushaltestelle „Kraftshof“ die nächste, um den Rückweg in die Stadt anzutreten. Es laden aber auch mehrere Gasthäuser (Achtung: gehobene Kategorie) zum Verweilen ein.

Die Route ist als App zu finden. Handy-Apps, wie z. B. KOMOOT oder der Bayernatlas können die Datei laden und man kann entlang der Route gehen: Kraftshof_Irrhain2.gpx
Wenn man die Datei in den Bayernatlas lädt, sieht das so aus:

 

 

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bildnachweis: Brunner, Christine Dierenbach / Stadt Nürnberg, Gerhard Brunner, BayernAtlas