Ausbildung in Teilzeit? Geht das?… Ja, klar!

von | 16. Dezember 2022 | Familie und Beruf - Alles gut vereinbar?!

Möglichkeiten und Chancen in Teilzeit

Madeleine K. hat schon viel geschafft in ihren 24 Lebensjahren. Da war erstmal die komplett neue Welt in Deutschland nach der Ankunft vor 10 Jahren. Neue Sprache, neue Kultur, neue Menschen, neue Schule. Mit viel Motivation, Fleiß und guter Laune hat sie es geschafft, die Ausbildung zur Sozialpflegeassistentin an einer Berufsfachschule zu absolvieren. Dann kamen die Kinder und damit nochmal ganz neue Aufgaben, neue Verpflichtungen, neue Freude, aber auch weniger Zeit.

Madeleine weiß, was sie will. Nicht stehen bleiben, weiter gehen und nochmal Neues lernen. Im Pop-up Store für Weiterbildung spricht sie über ihre Pläne. Dass sie in der Pflege bleiben möchte, ist ihr klar. Aber wie geht das in Teilzeit? Fragen über Fragen…

Schon seit 2020 wurde durch die Neuregelung des BBIG (§ 7a) die Teilzeitausbildung deutlich flexibilisiert. So können nun ALLE grundsätzlich eine Ausbildung in Teilzeit mit einer Wochenstundenzahl von mindestens 20 Stunden bis 35 Stunden absolvieren. Dabei kann die tägliche oder auch die wöchentliche Arbeitszeit (in Form von freien Tagen) reduziert werden. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein: Kinderbetreuung, Pflege eines Angehörigen, Ehrenamt, Sport oder der Sprachkurs für Migrantinnen und Migranten am Nachmittag. Sie alle können von der Möglichkeit einer Teilzeitberufsausbildung profitieren.

Dabei gibt es Teilzeitausbildung grundsätzlich in allen Berufen des dualen Ausbildungssystems und in einigen Ausbildungsgängen an Berufsfachschulen. In der Praxis ist es jedoch oftmals noch nicht möglich, die Berufsschulanteile einer betrieblichen Ausbildung in Teilzeit zu besuchen, da dafür spezielle Berufsschulklassen eingerichtet werden müssten. So brauchen vor allem junge Eltern, aber auch alle anderen, weiterhin ein großes Organisationstalent und hohe Motivation, um das schulische Pensum gemeinsam mit den Vollzeit-Azubis zu bewältigen.

Im Beratungsgespräch bei der Agentur für Arbeit hat Madeleine K. noch neue Impulse bekommen. Die nächsten Monate nutzt sie weiter, um Informationen zu sammeln, Bewerbungen zu schreiben, Kontakt zu knüpfen, das Netzwerk auszubauen. Vielleicht wird sie eine finanzielle Förderung erhalten.

Nach der Elternzeit für ihre kleine Tochter soll es neu losgehen im September 2023. Am liebsten in Teilzeit.

Dass es da so viele Möglichkeiten gibt, war Madeleine gar nicht so klar.

Mit Unterstützung von Freunden, Familie, und Netzwerkpartner*innen wird es gelingen, da ist sie sich sicher: „Mein Mann unterstützt mich, und das will ich ausnützen und jetzt etwas für mich und meine Ausbildung tun. Die Kinder werden groß, aber ich muss noch lange arbeiten und es soll mir auch Spaß machen.“

 

 

 

Wichtig ist, dass die Möglichkeit der Teilzeitausbildung bei Betrieben und bei Auszubildenden bekannter wird. Denn die Auswirkungen des Fachkräftemangels, der gerade auch in der Pflege tagtäglich offensichtlich ist, werden immer deutlicher Teilzeitausbildung kann eine große Chance sein, dagegen etwas zu tun!

Ratsuchende und Betriebe finden Unterstützung bei folgenden Netzwerkpartnern:
• Industrie und Handelskammer: florian.kelch@nuernberg.ihk.de Internet: www.ihk-nuernberg.de
• Agentur für Arbeit Nürnberg: Nuernberg.BCA@arbeitsagentur.de Internet: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/nuernberg/chancengleichheit
• Jobcenter Nürnberg: Jobcenter-Nuernberg-Stadt.BCA@jobcenter-ge.de Internet: www.jobcenter-nürnberg.de

Claudia Köster ist Beauftrage für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt in der Agentur für Arbeit Nürnberg.

 

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