Aktion Regenbogen: Wo sind die Kinder denn alle versteckt?
Inzwischen ist die Verwandlung unserer Stadt bei mir angekommen.
Innerlich bin ich nach dem Trubel der letzten Tage stiller geworden und jetzt nehme ich wahr, wie leise es im Viertel ist. Es gibt Lärm, den ich gar nicht vermisse. Die vielen Autos vor dem Fenster zum Beispiel. Die Staubsauger der Tankstelle gegenüber, die für gewöhnlich den ganzen Tag im Dauerbetrieb sind. Die Menschenmassen, die sich sonst durch die Innenstadt wälzen. Ich freue mich darüber, dass internationale Meetings auf einmal doch online stattfinden und merke, dass sich in mir Hoffnung regt. Gestalten wir jetzt, in dieser Krise, neue Formen der Arbeit die uns beim nächsten Großprojekt – dem Einhalten der Klimaziele – helfen werden?
Eine Form von Lärm gibt es, an deren Abwesenheit will ich mich niemals gewöhnen.
Das ist das Kreischen und Jauchzen spielender Kinder, die über den Wiesengrund toben. Ich liebe es, im Sommer auf dem Balkon in der Hängematte zu liegen und dem bunten Treiben im Westbad zu lauschen. Es macht mich jedes Jahr ein bisschen melancholisch, wenn das Freibad schließt. Der Blick aus dem Fenster ist ungewohnt und unheimlich, denn es sind keine Grüppchen von Kindern auf dem Weg zur Schule mehr zu sehen. Es fehlt das gemeinsame durch die Gegend pirschen nach Hortschluss, und das kniende Durchwühlen der Kinderzeitschriften im Supermarkt …
Gestern radelte ich von der Arbeit nach Hause, als mir ein einzelner Junge von vielleicht zwölf Jahren entgegenkam.
Im Gegensatz zu den anderen Menschen, die mir unterwegs begegneten, lächelte er mir freundlich zu. Ich fühlte mich an eine Szene aus Michael Ende’s Kinderbuch „Momo“ erinnert, in der alle herumstreunenden Kinder in Depots untergebracht wurden.
Den Nachmittag verbrachte ich mit einer großen Sehnsucht nach mehr lustigen, jungen Gesichtern.
Dann stieß ich in der Facebookgruppe von „Nordbayern hilft“ auf eine schöne Idee:
Alle Kinder Nürnbergs sind aufgefordert, einen Regenbogen zu basteln und sichtbar ins Fenster zu hängen. Beim Spazierengehen können wir Anderen dann die Regenbögen in den Fenstern zählen und so fühlen wir uns einander gleich wieder verbundener.
Der Große und ich haben direkt losgelegt!
Für unseren Regenbogen haben wir ein altes Tau zerschnitten und die einzelnen Stränge mit buntem Stickgarn umwickelt. Vielleicht finden sich bei euch ja noch Reste von Krepppapier, Wolle oder farbigen Stoffen? Wie wäre es mit Tusche auf Butterbrotpapier? Fingerfarben? Wir haben bei unserem heutigen Ausflug ins Grüne allein bei uns in der Straße schon drei Regenbögen gezählt.
Ich würde mich riesig freuen, wenn es uns gelänge, fast alle Fenster der Stadt damit zu schmücken. Wie sieht es aus, macht ihr mit?
Infos der Stadt zur Coronakrise immer aktuell unter:
https://www.nuernberg.de/internet/stadtportal/coronavirus.html
Bildnachweis: Foto Stephanie Mehnert
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