Winter, Leckereien und Glutenfrei – Wie geht das?
Am deutlichsten tritt der Unterschied zwischen glutenfreiem und “normalem” Backen im Winter hervor. Die stade Zeit ist vorbei, das neue Jahr hat begonnen, aber wer den Weihnachtsbaum noch im Wohnzimmer stehen hat, dem klingen Melodien wie “In der Weihnachtsbäckerei … zwischen Mehl und Milch … eine riesengroße Kleckerei…” noch deutlich in den Ohren.
Als Eltern eines Kindes, das das in Weizen enthaltene Klebereiweiß Gluten nicht vertragen kann, sehen wir aber auf dem erwartungsvollen Gesicht unseres dreijährigen trotzdem gerne Augen, die beim Anblick eines festlich dekorierten Plätzchentellers immer größer werden. Die Frage ist also: Wie stellen wir Backwaren her, die solche kindlichen Glücksmomente herbeizaubern und von Ludwig genussvoll verputzt werden können?
Für meine Frau und mich war es nicht einfach, nach der Diagnose einfach sämtlichen Backwaren, die mit Weizenmehl gebacken sind, auszuweichen. Es ist ein doppeltes Problem, das wir zu bewältigen hatten und haben. Zum einen müssen Familienangehörige und öffentliche Einrichtungen, in denen Essen serviert wird, in Kenntnis gesetzt werden. Das kann nicht immer reibungslos geschehen.
Einer Oma den Keks aus der Hand zu nehmen, der eben noch dem Kind das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, ist etwas, das für Spannungen sorgt. Diejenigen, die nicht betroffen sind, treffen freilich zunächst auf Unverständnis; die mangelnde Informiertheit ist schuld. Die kann durch Gespräche zwar beseitigt werden, aber: Es kann trotzdem eine große Herausforderung sein, weil es auch wenig gerecht wäre, von allen Angehörigen (oder gar Fremden) zu verlangen sämtliche Einzelheiten über Lebensmittel zu erlernen, die Gluten enthalten.
Ich kann – und muss! – als Vater freilich die Etiketten lesen und Zutatenlisten studieren. Von anderen erwarten kann ich das natürlich nicht. Gleichzeitig aber kann ich auch nicht immer gleich Nein sagen, wenn man dem Kind doch nur eine Freude machen möchte. Das würde die Leute nur unnötig vor den Kopf stoßen. Es verunsichert sie auch auf unangenehme Weise. Süßigkeiten an die Enkel und Urenkel zu verschenken ist etwas, das eine zu große Freude bereitet, es schlicht zu verbieten nicht verhandelbar.
So zum Beispiel gehen wir damit um:
Wir besuchen Ludwigs Urgroßeltern regelmäßig, und weil wir von deren Seite keine unzumutbare Vorbereitung erwarten, haben wir uns darauf geeinigt, selbstgebackenes Gebäck, Kuchen und Plätzchen mitzubringen. Wir geben der Oma in Abwesenheit des Kindes ein Tütchen in die Hände, welches wiederum sie dann dem Ludwig gibt.
Wir haben das Glück, dass Ludwig ein leidenschaftlicher Bäcker ist und nicht zweimal in die Küche zur Mithilfe gebeten werden muss. Meine Frau hat sich inzwischen schon umfangreich über Ersatzzutaten informiert und das glutenfreie Back-Einmaleins bestens verinnerlicht. Und wenn dann das Kind, mit vor Freude hüpfenden Knien, auf dem Hocker stehend über die Backschüssel spitzt und nur darauf wartet den aus Mandelmehl hergestellten Schokoladenteig vom Löffel zu lecken, dann sind wir froh, dass es Möglichkeiten gibt auch ohne Weizenmehl für solch ein Glück zu sorgen.
Diesesmal haben wir diesen leckeren, glutenfreien Schokoladenkuchen gebacken:
- 200g Butter
- 200g Schokolade, Zartbitter (normale geht auch)
- 4 Eier
- 160g Zucker (wahlweise kann der Zucker durch Stevia ersetzt werden
- 200g Mandeln, gemahlen
- 2 TL Backpulver
- 1 EL Kakaopulver
- Salz, gemahlene Vanille
Zuerst müssen Butter und Schokolade zusammen geschmolzen werden. Ein Milchtopf eignet sich dazu hervorragend, aber im Wasserbad gelingt es genauso gut. Nicht vergessen, immer wieder umzurühren. Inzwischen kann der Ofen (Ober- und Unterhitze) auf 180°C vorgeheizt werden. Eine Springform mit Butter einfetten und ein wenig vom Kakaopulver hineinstreuen. Dann werden die Eier mit der Hälfte des Zuckers, Vanille und Salz schaumig geschlagen. Wir haben zum Beispiel die Hälfte des Zuckers durch Stevia ersetzt. Als nächstes werden die Mandeln mit Backpulver und Kakao vermischt und schichtweise mit der Butter-Schoko-Mischung verrührt. Jetzt nur noch die fertige Mischung in die Springform gießen und im Ofen für ungefähr eine halbe Stunde backen.
Als letztes kann der noch heiße Kuchen mit Puderzucker bestäubt werden, das sieht lecker aus.
Ludwig, mit breitem Schokoladenmund grinsend, sieht das genauso.
Bildnachweis: Phillip Leupold
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