Von der Vollzeitarbeit zur Vollzeitmama – und wieder zurück?

von | 6. Januar 2020 | Eltern werden, Eltern sein, Familie und Beruf - Alles gut vereinbar?!, Sagen Sie mal…

Eltern sein verändert alles. Mit einem Schlag ordnen sich Prioritäten im Leben neu. Gerade in den ersten Jahren möchte man so viel Zeit wie möglich mit seinem Kind verbringen, da beinahe täglich neue spannende Entwicklungen zu beobachten sind. Viele Eltern nutzen deshalb gerne die Elternzeit, die ihnen ermöglicht, vom Arbeitgeber bis zu drei Jahre freigestellt zu werden. Obwohl die Zahl der Väter in Elternzeit wächst, sind es vor allem Mütter, die in Elternzeit gehen. Nach spätestens drei Jahren stellt sich für sie die Frage nach dem Wiedereinstieg in den Beruf. Ich habe mit zwei Freundinnen über das Thema gesprochen.

Marta
Marta (38) hat eine zweijährige Tochter und einen zehn Monate alten Sohn. Sie ist seit über 2 Jahren in Elternzeit und plant ihren Wiedereinstieg wenn ihr Sohn ein Jahr alt geworden ist. Marta kehrt zurück an ihren Arbeitsplatz in einem Büro. Dort arbeitete sie vor ihrer Elternzeit dreieinhalb Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Vollzeit. Für ihre Rückkehr in den Beruf hat sie sich mit ihrem Arbeitgeber zunächst auf eine Wochenarbeitszeit von 24 Stunden geeinigt.

Stand Deine Rückkehr in den Beruf für Dich zur Debatte, während Du in Elternzeit warst?
Marta: Nein, für mich war klar, dass ich zurückkommen will und das auch kann. Ich habe lange studiert und arbeite wahnsinnig gerne in meinem Berufsfeld. Zudem haben mein Mann und ich gerade ein Haus gekauft und mein Einkommen wird gebraucht, um unseren Lebensunterhalt zu finanzieren. Es ist mir grundsätzlich wichtig, als Frau finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, denn Männer sind keine gute Rentenversicherung. Der Kontakt zu meinem Arbeitgeber war während der Elternzeit zum Glück auch immer da, die Zusagen für meine Rückkehr verbindlich. Dieses Vertrauensverhältnis hat mich bestärkt, genau wie die Flexibilität meines Arbeitgebers und meiner Kolleginnen und Kollegen, als es um meinen Wunsch nach Teilzeit ging. Ich wäre nur Zuhause geblieben, wenn sich die Kinderbetreuung gar nicht anders hätte arrangieren lassen.

Welche Herausforderungen brachte der Wiedereinstieg mit sich?
Marta: Leider hatten wir große Probleme einen geeigneten Krippenplatz zu finden. Für unsere Tochter haben wir früh mit der Suche begonnen. Als unser Sohn dann dazu kam und wir für zwei Kinder suchten, haben wir nach vielen Absagen irgendwann aufgegeben. Gute und verlässliche Kinderbetreuung ist aber das A und O für den Wiedereinstieg in den Beruf, man kann sich ja nicht zerteilen. Mittlerweile sind wir nach Ingolstadt umgezogen, um näher bei der Familie und dem Arbeitsplatz meines Mannes zu sein. Dort haben wir zum Glück auch Krippenplätze für beide Kinder gefunden und meine Schwiegereltern können uns ebenfalls unterstützen. Das hat aber zur Folge, dass ich in Zukunft zu meinem Arbeitsplatz in Nürnberg pendle. Erfreulicherweise zeigte sich mein Arbeitgeber auch hier flexibel: Ich kann an drei Tagen pro Woche arbeiten und die restliche Woche bei meinen Kindern sein.

Worauf freust Du Dich bei deinem Wiedereinstieg am meisten? Was macht Dir Sorgen?
Marta: Am meisten freue ich mich auf den fachlichen Austausch und die Ansprache von anderen Erwachsenen. Ich spreche natürlich auch sehr gerne über meine Kinder und alles was dazugehört – aber eben nicht nur. Die Mischung macht’s, würde ich sagen. Arbeitszeit wird dadurch auch ein wenig zur Zeit für mich. Ich mache mir Sorgen, dass mir meine Kinder im Alltag fehlen werden. Ich denke, dass ein Einstieg in Teilzeit deshalb eine gute Kompromisslösung ist.

Lisa
Lisa (32) hat eine fünfjährige Tochter und war ein Jahr lang in Elternzeit. Sie ist Verkäuferin im Einzelhandel und arbeitete bis zur Geburt ihrer Tochter zehn Jahre Vollzeit in diesem Beruf. Lisa wollte nicht mehr in ihr vorheriges Arbeitsverhältnis zurückkehren, dessen Befristung während ihrer Elternzeit ablief. Sie nutzte den Wiedereinstieg in den Beruf zur Neuorientierung und arbeitet seither als Verkäuferin mit 27,5 Wochenstunden bei einer großen Bekleidungskette in Nürnberg.

Stand Deine Rückkehr in den Beruf für Dich zur Debatte, während Du in Elternzeit warst?
Lisa: Grundsätzlich nicht, ich wäre aber gerne die drei Jahre zuhause bei meiner Tochter geblieben. Die Zeit vergeht rasend schnell und die verpassten gemeinsamen Momente bekommt man nicht zurück. Leider war es aber finanziell nicht möglich, länger als ein Jahr daheim zu bleiben. Das ist auch der Grund, wieso bisher kein Geschwisterchen auf dem Weg ist – ein Kind muss man sich leisten können. Als Eltern hat man eine große Verantwortung, man muss sein Kind auch finanziell unterstützen können. Ich möchte meinem Kind etwas bieten, das wäre mit einem zweiten viel schwieriger.

Welche Herausforderungen brachte der Wiedereinstieg mit sich?
Lisa: Ich musste mir zunächst einen neuen Job suchen. Doch das war nicht das Problem, Verkäuferinnen werden immer gebraucht. Unser Hauptproblem war, dass uns ein Krippenplatz damals rund 400€ im Monat gekostet hätte. Das konnten wir uns nicht leisten. Zum Glück sprang die Stiefmutter meines Partners ein und betreute unsere Tochter, sodass ich arbeiten gehen konnte. Das war eine große Hilfe, aber auch mit einigem organisatorischen Stress verbunden. Jede Woche war eine neue Herausforderung, meine Verfügbarkeiten in der Arbeit mussten ständig umdisponiert werden. Zum Glück haben wir später schnell einen Kindergartenplatz in der Nähe bekommen. Seither konnte ich meine wöchentliche Stundenzahl in der Arbeit anheben und auch etwas mehr verdienen. Von meinem Arbeitgeber würde ich mir mehr Rücksicht bei den Schichtplänen wünschen. Ich weiß, dass Spätschichten im Verkauf dazu gehören, doch sie sind alles andere als familienfreundlich. Was den Verkauf als Branche angeht habe ich es aber gut erwischt: Mein Arbeitsvertrag ist unbefristet, die Konditionen können bei Bedarf aber jedes Jahr neu verhandelt werden. So kann ich auf private Entwicklungen relativ gut reagieren.

Was wünscht Du Dir für die Zukunft? Was macht Dir Sorgen?
Lisa: Nächstes Jahr kommt meine Tochter in die Schule und ich habe große Sorgen, keinen Hortplatz zu finden. Kindergartenzeiten sind ziemlich arbeitnehmerfreundlich, doch die Grundschule endet in der Regel am Mittag. Ich weiß nicht, wie ich Arbeit und Familie ohne einen Hortplatz dann unter einen Hut bekommen soll. Bei aller bisherigen Flexibilität meines Arbeitgebers weiß ich, dass ich ganz ohne die Möglichkeit Spätschichten zu übernehmen, dort nicht gebraucht werde. Für die Zukunft wünsche ich mir also zuerst einmal eine gesicherte Kinderbetreuung und generell mehr Unterstützung für Geringverdiener mit Kind. Ein absoluter Traum wären geregelte Arbeitszeiten am Vormittag und mehr freie Wochenenden für die Familie.

Marta und Lisa waren sich einig, dass es sich für Eltern lohnt in Elternzeit zu gehen. Das gemeinsame Jahr zuhause mit ihren Kindern wollten beide nicht missen. Für einen gelingenden Wiedereinstieg empfehlen sie, schon frühzeitig Ausschau nach Betreuungsangeboten zu halten. Beide sind davon überzeugt, dass sich der Alltag ohne zusätzliche Unterstützung aus der Familie aber nur sehr schwierig organisieren ließe. Marta und Lisa können sich vorstellen wieder in Vollzeit zu arbeiten, wenn ihre Kinder größer sind.

Pro Familia bietet regelmäßig den Vortrag „Elterngeld & Co“ an:
https://www.profamilia.de/bundeslaender/bayern/beratungsstelle-nuernberg.html

und das Bündnis für Familie lädt 2x jährlich zur Infoveranstaltung „Eltern werden in Nürnberg“ ein. Dort gibt es auch Infos zur Elternzeit und zu finanziellen Leistungen für junge Eltern. Wer den Newsletter abonniert, erfährt die Termine rechtzeitig: http://www.bff-nbg.de

Hier geht`s zum Familienportal der Bundesregierung mit Infos zu den Elternzeitregelungen:
https://familienportal.de/familienportal/familienleistungen/elternzeit

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