Studieren mit Kind: Dreifach- statt Doppelbelastung
8 Prozent aller Studierenden in Deutschland haben ein Kind und diese 230.000 Eltern sind auf eine unterstützende soziale Infrastruktur angewiesen, um im Studium die gleichen Chancen zu haben. Familienfreundliche Bedingungen stehen daher immer häufiger auf den Fahnen der Hochschulen und Studierendenwerke. Denn dadurch können nicht nur Studienabbrüche verhindert werden, sondern es wird auch anerkannt, dass Familienplanung ein wichtiges Lebensziel ist – auch für Eltern, die einen akademischen Abschluss anstreben.
Studierende Eltern sehen sich vor besonderen Herausforderungen, denn ihr Studium verläuft im Vergleich zu dem ihrer kinderlosen Kommilitonen oft weniger reibungslos, es kommt deutlich häufiger zu Studienunterbrechungen und -abbrüchen. Was nicht weiter verwundert, wenn man sich die Zahlen ansieht: 54 Prozent der Studierenden mit Kind sind in Teilzeitstudiengängen immatrikuliert, 68 Prozent sind neben dem Studium erwerbstätig bzw. jobben. Um diese Dreifachbelastung zu bewältigen, benötigt man ein hohes Maß an Organisationstalent und ein gutes Zeitmanagement. Es ist wichtig, Pufferzeiten einzuplanen, um unerwartete Ereignisse abzufangen und Stress zwischen den einzelnen Aufgaben zu reduzieren.
Das Hin- und Herpendeln zwischen Kinderbetreuungseinrichtung, Hörsaal und Schreibtisch ist eine wahre Herausforderung. Ein Studium mit Kind erfordert nicht nur einen individuellen Studienplan, der zu der herausfordernden Lebenssituation passt, sondern definitiv auch die Bereitschaft, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Doch nicht jeder hat eine Oma oder Pateneltern vor Ort, die einspringen können, wenn Vorlesung ist. Umso wichtiger ist es, sich anderweitig nach Unterstützung umzusehen und diese auch anzunehmen. An vielen Hochschulen gibt es mittlerweile eigens eingerichtete Beratungsstellen für Studierende mit Kindern. Hier können wichtige Fragen geklärt werden, etwa zu staatlichen Leistungen wie BAfög, Kinderzuschlag, Unterhaltsvorschuss für alleinerziehende Mütter, Wohngeld und den verfügbaren Betreuungsmöglichkeiten. Auch ein Stipendium könnte eine Möglichkeit sein.
Bundesweit betreiben allein die Studierendenwerke 195 Kindertagesstätten mit über 9.000 Plätzen für Kinder bis zu sechs Jahren, zudem Familienwohnungen und weitere Angebote. Die Sozialberatungsstellen des Studentenwerks bieten außerdem Unterstützung bei der Beantragung von einmaligen finanziellen Hilfen, wie etwa für die Babyerstausstattung, sowie Zugang zu Notfonds für Studierende ohne finanzielle Mittel. Auch für die Kinderbetreuung gibt es verschiedene Optionen. Universitäten bieten häufig eigene Kitas an, allerdings oft mit langen Wartelisten. Eine gute Alternative sind Tagesmütter, die über das Jugendamt bezuschusst werden können. In manchen Hochschulen gibt es zudem Mutter-Kind-Räume, die den Studierenden zur Verfügung stehen.
In Bezug auf Studienleistungen gibt es zwar keine speziellen Erleichterungen für studierende Eltern. Gespräche mit Dozenten können aber hilfreich sein. Viele haben Verständnis für die Situation mit Kind und bieten flexible Lösungen an. Auch Online-Vorlesungen machen das Studieren mit Kindern einfacher.
Die Kombination von Studium und Elternschaft ist eine große Herausforderung, doch mit einer klaren Planung, einem starken Unterstützungsnetzwerk und dem richtigen Zugang zu Ressourcen kann es gelingen, die Balance zwischen Familie und Studium erfolgreich zu meistern und die eigenen Ziele trotzdem zu verwirklichen.
Hier noch ein paar Tipps:
- Die „Servicestelle Familienfreundliches Studium“ (SFS) des Deutschen Studierendenwerkes unterstützt mit finanzieller Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die Bereitstellung einer familienfreundlichen Infrastruktur an Hochschulen und sorgt für die Schaffung einer nachhaltigen Kultur der Familienfreundlichkeit für Studierende. Infos gibt es unter Tel.: 030 29 77 27 – 67/ -68 oder sfs@studierendenwerke.de
- Im Tagescafe der FAU für studierende Eltern am Campus Regensburger Straße gibt es die Möglichkeit, sich mit einer pädagogischen Fachkraft auszutauschen. Zudem werden regelmäßig Experten eingeladen, die speziell für studierende Eltern relevante Themen behandeln. Informationen gibt´s hier: Tagescafé für studierende Eltern – Familienservice
- Unter https://www.buchstaben.com/wissen/studium-mit-kind hat man die Möglichkeit, ein kostenloses E-Book zum Thema herunterzuladen, das viele praktische Tipps enthält
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