„Nürnbergs Spielplätze drücken die Grundhaltung aus: Kinder sind uns etwas wert!“
Mit Daniel Ulrich hat die Stadt Nürnberg einen Planungs- und Baureferenten, der klar hinter dem Anliegen steht, die Stadt familiengerecht zu gestalten. Er geht im Familienblog auf einige aktuelle Fragen dazu ein:
Herr Ulrich, aus der Sicht des Planungs- und Baureferenten: Wenn Sie eine Familie davon überzeugen wollten, nach Nürnberg zu ziehen – was würden Sie hervorheben?
Nürnberg spricht für sich selbst, wenn wir uns den großen Zuzug von Familien ansehen! Die Stadt verfügt über ein breit gefächertes Angebot an Arbeitsplätzen und die Kernstadt über ein vielfältiges urbanes Leben. Kita-und Bildungslandschaft sind so attraktiv, dass das Umland nur davon träumen kann. Gerade beim Bau von Schulen, Kindertagesstätten und Spielplätzen leistet sich Nürnberg Qualitäten, die sich andere Kommunen nicht leisten mögen, obwohl es ihnen finanziell oft besser geht. Das sehe ich als Ausgleich für manchen Nachteil, den das Familienleben in einer großen Stadt haben mag. Bei der Planung von Kinderspielplätzen gelten in Nürnberg exzellente Standards, die eine Grundhaltung der Verantwortlichen ausdrücken: „Kinder sind uns etwas wert!“
Und wo sehen Sie in den nächsten Jahren den größten Handlungsbedarf, mit Blick auf Familien mit Kindern?
Zuzug und Familiengründung verjüngen Nürnberg, das ist eine „Wohltat“ für die Stadtgesellschaft: Aber noch schöner wäre es, wenn die jungen Familien auch auf Dauer blieben und den Weg in die Zukunft ihrer Kinder gemeinsam in der Stadt Nürnberg gehen würden. Deswegen müssen wir dranbleiben und das breite Angebot für Kinder und Jugendliche pflegen.
Was das Wohnen betrifft, so ist der Wunsch mancher Familie nach der eigenen, freistehenden Immobilie einfach nicht erfüllbar. Die Kunst besteht darin, Familien aus anderen Gründen in der Stadt zu halten: Sie davon zu überzeugen, dass die Qualität städtischen Lebens den Ausschlag gibt, nicht der Wunsch nach dem Einfamilienhaus.
Und natürlich besteht für uns eine große Herausforderung darin, dass etwa ein Viertel der Nürnberger Familien noch nicht in einer Wohnung von adäquater Größe und Ausstattung leben. Dem gegenüber steht der demografische Wandel, der zur Unterbelegung manch großer Wohnung durch alleinlebende alte Menschen gehört, doch wir wissen ja Alle: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“.
Um Wohnbedarfe zu decken, müssen wir also Lücken schließen.Wir dürfen aber auch nicht überreizen, weil sich an manchen Orten der Verdichtung durch Neubebauung Grenzen zeigen und wir innerhalb der Stadt auch Freiräume erhalten möchten.
Der Klimawandel ist ein großes Thema, zu dem viel zu sagen wäre…Können Sie noch ein paar Gedanken dazu mit uns teilen, wie sich Nürnberg baulich und planerisch darauf einstellt?
Städte können dem Klimawandel, aufgrund ihrer Dichte und Vielfalt, nicht auf dieselbe Weise entgegentreten wie ländliche Gegenden.
Städte sind in besonderer Weise Opfer des Klimawandels, es müssen dort andere Klimaanpassungsstrategien verfolgt werden als auf dem Land. Dazu gehören zum Beispiel die verstärkte Fassaden- und Dachbegrünung im Bestand und im Neubau.
Es besteht aber auch Handlungsbedarf in Feldern, auf die die Stadt Nürnberg keinen Einfluss hat:
Die Stadt kann zwar sicherstellen, dass der öffentliche Raum auch bei Starkregen gut entwässert wird. Doch es sind vor allem private Grundstücke, die mittlerweile schwindelerregende Versiegelungsgrade haben! Ich spreche nicht nur von den leider beliebten Schottergärten, sondern vor allem von breit gepflasterten Einfahrten. Wo früher nur zwei Pflasterreihen zur Garage führten, ist heute der ganze Garten ein Hof. Die Zunahme der versiegelten Flächen im privaten Raum wird bei Starkregen immer problematischer, sie sorgt aber auch überproportional für sommerliche Überhitzung – immer mehr auch da, wo man das Thema eigentlich nicht hat.
Last, not least: Was verbinden Sie persönlich mit dem Begriff „Familie“?
Ich sehe mich als Familienmensch und sage: Familie ist für mich der Grund, abends gern nach Hause und morgens gern zur Arbeit zu gehen! Ich weiß, wofür ich das tue, was ich tue.
Familie ist für mich der Antrieb, mich fort zu entwickeln und mich ständig zu fordern – aber auch nicht zu übertreiben!
In Einstellungsgesprächen fällt mir auf, dass Bewerber gezielt nach den Möglichkeiten einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf fragen. Das unterstütze ich sehr, auch weil ich überzeugt bin, dass Kolleginnen und Kollegen, die komplexe Arbeitszeitmodelle wünschen, davon Vorteile haben, die sich wiederum positiv auf die Arbeit für die Stadt auswirken, auch wenn manches Modell organisatorisch eine gewisse Herausforderung ist…
Im Kontakt mit Investoren bin ich hingegen manchmal ein wenig erschüttert, wie wenig Bewusstsein hierfür noch bei manchem Unternehmen vorhanden ist. Ich halte es für mich und auch für meine Mitarbeitenden für wichtig, immer eine gewisse Work-Life-Balance zu wahren und über dem beruflichen Engagement nicht die Familie zu vergessen!
„Planen – Bauen – Ordnen“ – so lassen sich die Aufgaben des Referats, das Daniel Ulrich führt, kurz zusammenfassen. Unter http://www.baureferat.nuernberg.de finden Sie mehr Informationen –
zu den Dienststellen Hochbauamt, Bauordnungsbehörde, Stadtplanungsamt, Verkehrsplanungsamt, U-Bahnbauamt, wbg-K und dem Dienstleistungszentrum Bau. Aber auch zu Themen wie „Architekturpreis“, „Kulturgroßprojekte“ und „Kunst im öffentlichen Raum“. Schauen Sie mal rein!
Bildnachweis: Foto: Daniel Ulrich
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