Neu als Oma
Oma werden – was für ein Herzklopfen-Gefühl!!! Davon hab ich in diesem Blog schon einmal erzählt. Etliche Monate sind seitdem ins Land gezogen, der kleine Lennart ist nun schon ein halbes Jahr alt.
Noch immer klopft das Herz ein bisschen schneller und freudiger, wenn sich der zahnlose Mund zu einem unbeschreiblich breiten Lachen verzieht oder mein Finger über diese zarten Bäckchen streicht.
Den eigenen Sohn auf einmal als verantwortungsvollen Vater zu erleben – auch das macht mich noch immer stolz und froh: Ja, der Junge ist gelungen und baut zu seinem Jungen gerade eine tiefe Beziehung auf! Weiter so!
Aber ab und an konnte ich mir, gerade in den ersten Wochen, ein Schmunzeln nicht verkneifen: Klar liegt es über 30 Jahre zurück, dass ich ihn gewickelt, getragen und beruhigt habe und manches ist heute anders. Dass zum Beispiel „vorne“ und „hinten“ auf den Windeln steht. Aha, wär ja auch blöd, eine Windel mit den Verschlüssen nach hinten zuzumachen…
Aber dass der eigene Sohn mir erklärt, dass so ein kleines Köpfchen noch einer Stütze bedarf und dass man kleine Babys nicht lange schreien lassen sollte…hält er mich für blöd?
Ich hab mir Bemerkungen verkniffen darüber, dass ich selber drei Kinder großgezogen habe: Schließlich ist für ihn ja noch alles neu, alles aufregend, alles verunsichernd gewesen!
Die ersten zwei Monate habe ich die jungen Eltern auch mit der kleinen Sorge beobachtet: Ob sie denn überhaupt je in der Lage sein werden, ihr Baby mal für ein Stündchen einer anderen vertrauenswürdigen Person, also zum Beispiel MIR anzuvertrauen???
Eine unbegründete Sorge, wie sich herausstellte
Seit geraumer Zeit schon fahre ich regelmäßig und mit Vorfreude zu der kleinen Familie und bin Lennarts Babysitterin, solange Schwiegertochter ungestört den Wochen-Großeinkauf macht. Ich lese ein paar Seiten während seines Mittagsschlafes und verbringe mit ihm ein vergnügtes Stündchen auf der Krabbeldecke. Nur einmal war es bisher kein Vergnügen, da hatte das Baby eine Triefnase und glasige Augen, weinte viel und musste einfach nur geduldig ausgehalten und warmgehalten werden.
In der Regel fahre ich mit Lennart ein halbes Stündchen raus, durch das Wohngebiet und den nahen kleinen Park. Mittlerweile kenne ich schon viele Leute aus der Umgebung und stelle fest, dass ein Kinderwagen ein Gesprächsanlass sein kann, wie für andere Leute der Hund.
„Hallo Oma!“ grüßt gern jemand aus der Schachspielerrunde älterer (älter als ich!) Männer, die sich regelmäßig um einen Picknicktisch am Teich versammelt. 500 Meter weiter gibt es regelmäßig an einer Bank eine Runde alter Damen mit Rollatoren, die ihr Nachmittagsschwätzchen halten. Ich kenne mittlerweile den dreibeinigen fröhlichen Schäferhund und seine Geschichte, die mir sein freundliches Herrchen erzählt. Und die großen Mädchen, die immer, mit ihren Handys rumdaddelnd, auf der Schaukel am Spielplatz sitzen. Die kommen gern und reden auf Lennart ein wie auf eine große Puppe.
Kurz und gut: Die Sorge war umsonst, Papa und Mama trauen der frischgebackenen Oma durchaus zu, ihr Kind zu hüten und Oma hat dadurch ein Stündchen Abwechslung und liebt den Kontakt zum Enkel. Passt alles.
Aber alles ist im Fluss im Leben…
Schwiegertochter wurde ein Traum-Teilzeitjob angeboten!!! Ihre Augen leuchten, als sie davon erzählt und auch der Sohn rät ihr, ihn anzunehmen. Eigentlich ein halbes Jahr zu früh, der Krippenplatz ist noch nicht sicher. Aber diese Chance kommt nie mehr wieder…
Und so gibt es nun eine Familien-WhatsApp-Gruppe „Betreuung Lennart“ und ich bin Mitglied davon. Dienstpläne werden entwickelt, wann welche Oma oder Opa das Baby hütet, der Papa reduziert seine Arbeitszeit für einige Monate und die Mama sprüht vor Energie und Vorfreude.
Ich freue mich für die Eltern und bin zuversichtlich, dass Lennart mit viel Liebe von zwei Generationen betreut werden wird. Und mir wünsche ich, gut auf mich achtgeben zu können, um „Nööö“ zu sagen, wenn es mir mal zu viel wird.
Bildnachweis: Adobe Stock, Doris Reinecke
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