Loslassen – Veränderung als Chance

von | 6. September 2024 | Eltern werden, Eltern sein, Miteinander leben, streiten, wachsen

Loszulassen ist eines der schwersten Dinge im Leben. Es sind diese kleinen Tode, die wir alle im Laufe unseres Daseins immer wieder sterben, die uns vorbereiten sollen für die großen Momente des Abschiednehmens. Irgendwann verlieren wir alle diesen einen Freund, der beschlossen hat, in seinem Leben ohne uns weiterzugehen, irgendwann stehen wir alle mal vor den klingenscharfen Scherben einer Beziehung oder finden uns am Grab eines geliebten Menschen wieder. Und irgendwann müssen wir auch selbst unsere Lieben „loslassen“, um in Frieden gehen zu können.
Um diese lebensbeeinflussenden Situationen erträglicher zu machen, sich vorzubereiten auf solche Schicksalsschläge, lernen Kinder am besten von klein auf, dass Loslassen leider auch zum Leben dazu gehört. Und nicht selten – langfristig betrachtet – sogar weiterbringt.

 

Das erste Mal, dass wir uns von etwas trennen müssen, von dem wir uns eigentlich nicht trennen möchten, geschieht zwischen Mutter und Baby bei der Geburt. Kinder der 70er können zusätzlich ein Lied davon singen, denn sie wurden – wenn sie schlafen oder Ruhe geben sollten – einfach alleine in ihren Gitterbettchen gelassen. Weit weg vom Geschehen. Das Gebrüll, so sagte man früher den Eltern, müsse man aushalten. Das Kind lerne sonst nie, sich alleine zu beruhigen und loszulassen. Dass Therapeuten jetzt davon profitieren, verwundert nicht.

 

 

Aber auch, wenn heute wohl hoffentlich niemand mehr so mit einem Säugling umgeht, Trennungen gibt es trotzdem. Erst die kleinen, innerhalb des vertrauten Gebietes, später die größeren. Es gibt in jedem Kinderleben zahlreiche Situationen, die dazu führen, dass man sich verabschieden muss. Real oder innerlich – je nachdem: ein verlorenes Lieblingskuscheltier, das trotz aller Gesuche nicht mehr auftaucht, der vermeintlich beste Freund in der Schule, der sich von heute auf morgen einem anderen zuwendet, Eltern, die einfach beschließen umzuziehen oder sich zu trennen, eine Urlaubsfreundin, die weit weg wohnt, eine vertraute Erzieherin, die ihren Arbeitsplatz wechselt, eine neue Schule, die erste Liebe, die morgen schon wieder eine andere küsst … die Liste möglicher Abschiede ist lang. Die Trauer oft sehr groß und schier unüberwindlich.

 

 

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Doch auch Eltern müssen lernen, loszulassen. Der erste Tag in der Betreuung, das Einsteigen des Kindes in den Klassenfahrtbus und nicht zuletzt das Ausziehen aus dem elterlichen Zuhause. Für beide Seiten ein oft nicht ganz einfacher Schritt. Was die

Eltern angeht, hat die Wissenschaft dafür sogar einen Namen: das Empty-Nest-Syndrom.

 

 

 

 

 

Letztendlich bedeutet jedes Loslassen einfach nur Veränderung – und die ist der einzig unveränderliche Faktor in unserem Leben. Die Veränderung ermöglicht es uns, uns weiterzuentwickeln, sie zwingt uns, aus unserer Komfortzone herauszutreten und bietet damit die Chance, Neues zu erfahren und zu lernen. Natürlich wird sich mit jedem dieser Schritte auch die Beziehung zu anderen verändern – kann aber dadurch eine ganz neue Qualität gewinnen. Und wie heißt es so schön: Die Zeit heilt alle Wunden. Oder zumindest macht sie ein großes Bärchenpflaster darüber.

 

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