Kindergedichte: einprägsam und prägend

von | 1. März 2024 | Eltern werden, Eltern sein, Freizeit!!!

Seit Jahrhunderten haben Lieder, Gedichte und Reime einen beliebten Platz in der Kindheit. Kaum ein Großwerden ohne „Backe, backe Kuchen“ oder „Ich geh mit meiner Laterne“. Hatten Sie auch gleich die Fortsetzung „…der Bäcker hat gerufen“ oder „…und meine Laterne mit mir“ auf der Zunge? Viele alte Kinderschätze sind im kollektiven Gedächtnis verankert. Wie kommt das? Und warum hat Sprache in Reim-Form überhaupt eine besondere Bedeutung beim Aufwachsen?

 

Jeder der Kinder hat, kennt wahrscheinlich solche Momente: Reime, Lieder, Gedichte – sobald sie die Kleinen aus dem Kindergarten oder aus der Schule mit nach Hause bringen, ist die Erinnerung wieder da. Ganze Verszeilen sind plötzlich präsent, man summt Melodien und ist erstaunt, wie vertraut sich das anfühlt. Ach, das wird heute noch gesungen? Wird es! Über „Summ, summ, summ, Bienchen summ herum“ oder „Häslein in der Grube“ amüsieren sich die Kinder von heute genauso wie ihre Eltern, als sie klein waren. Stichwort „Wiegenlied“ – müssen Sie da lange überlegen? Vielleicht summen Sie spontan und ganz selbstverständlich „Schlaf, Kindlein, schlaf“, ohne sich bewusst zu erinnern, woher Sie das Lied kennen. Komponiert hat es übrigens ein gewisser Kapellmeister Johann Friedrich Reichardt schon im Jahre 1781.

 

 

Viele Verszeilen, die zum Kinderschatz wurden, sind aus der Feder berühmter Schriftsteller wie Clemens Brentano, Joseph von Eichendorff oder Theodor Fontane. Heinrich Hoffmann von Fallersleben schrieb zum Beispiel das Gedicht über den Wettstreit zwischen Kuckuck und Esel „wer wohl am besten sänge zur schönen Maienzeit“. Oder man an denke an Goethes „Hexeneinmaleins“. So manches poetische Liedgut entstammt aus alten Volksweisen, etwa das Liedchen „Ein Vogel wollte Hochzeit machen in dem grünen Walde“. Man hat das fröhliche „Fiderallala“ des Refrains sofort im Sinn, und das, obwohl das Stück über fünfhundert Jahre alt ist! Häufig ist der Verfasser oder Komponist nicht bekannt und die Texte wurden mündlich überliefert. Sie sind gewissermaßen in einer Art kollektivem Gedächtnis in uns gespeichert und werden von Generation zu Generation weitergereicht. Zwar in den verschiedensten Versionen oder Dialekten, im Kern aber doch immer gleichbleibend.

 

Kinder lieben Gedichte. Bereits im Babyalter haben sie Freude an den oft in einem Singsang vorgetragenen Reimen. Oft sind die kleinen Gedichte mit Bewegungs- oder Fingerspielen verknüpft. Beliebte Klassiker: „Geht ein Mann die Treppe rauf, klingelt, klopft an, Grüß Gott Herr Nasemann“ oder „Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen“. Wenn Mama oder Papa dabei mit den Fingerspitzen den Arm entlang spazieren oder die Fingerchen einzeln berühren, können die Kleinen davon nie genug bekommen. Das häufige Wiederholen der Strophen, der gleichmäßige Rhythmus verbindet und gibt Sicherheit.

 

 

 

 

Über Reime kann man gemeinsam herzhaft lachen, andere wiederum spenden Trost. Mit „Heile, heile Segen“ wurden über die Jahre unzählige Kindertränen getrocknet. Und weil sich Gedichte wegen der Sprachmelodie gut einprägen und schnell gelernt sind, stärkt das zusätzlich ganz nebenbei das kindliche Selbstbewusstsein. „Hört mal zu, was ich schon kann!“.

 

Gedichte und Reime fördern die Sprachentwicklung und regen immer wieder zum Spielen und auch Bewegen an. Wer kennt nicht den „Bi Ba Butzemann“ oder „Auf der Mauer, auf der Lauer“? Es gibt unzählige Wortakrobat-Varianten: Zungenbrecher, Schüttelreime, Auszählrituale, Quatschgedichte, Gummihüpfverse – die gereimte Form ist ideal für Kinder, um sich und ihre Welt zu beschreiben. Nicht umsonst ist Rapmusik bei Jugendlichen so beliebt – Lyrik in ihrer modernen Form.

 

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