Freiheit für alle – Urlaub auf dem Campingplatz
Obwohl wir schon seit vielen Jahren am liebsten mit unserem VW-Bus unterwegs sind, haben wir dieses Jahr ein ganz besonderes Experiment gewagt. In diesem Sommer erlebten wir die ersten Sommerferien unseres Schulkindes. Wir waren in den Jahren davor aufgrund der Schließzeiten unseres Kinderladens auch an bestimmte Ferienwochen gebunden. Das, was unsere Planung so besonders gemacht hat, war das deutliche Erholungsbedürfnis unseres Sohnes. Und auch, was uns Erwachsene angeht, hatten wir ein ungeheures Schlafdefizit auszugleichen. Es ist uns während des gesamten ersten Schuljahres leider nicht gelungen, uns an das frühe Aufstehen zu gewöhnen.
Für uns war schnell klar, dass wir in diesem Jahr keine weiten Strecken auf uns nehmen wollten. Wir haben uns schon vor Jahren bewusst gegen das Fliegen entschieden. Mit unserem Auto, einem dreißig Jahre alten Bully, sind auch Fahrten in den europäischen Süden eine eher durchwachsene Freude. Wir sind eine kleine Familie. Mutter, Vater, Kind. Bei vielen vorhergehenden Reisen war es eine große Herausforderung für uns, einen Platz zu finden, an dem es infrage kommende Spielgefährtinnen und Spielgefährten gab. Vor einigen Jahren hatten wir mit Freundinnen und Freunden aus früheren Wohngemeinschaften recht spontan eine tolle Zeit beim Camping am See gehabt. Das wollten wir unbedingt noch einmal wagen. Ein Tipp führte uns auf die Website eines wunderbaren kleinen Campingplatzes direkt am Faaker See in Österreich. Unsere Nachbarn waren mit ihren zwei kleinen Kindern gerade von einem einjährigen Auslandsaufenthalt zurückgekehrt und schlossen sich kurzerhand an. Sie brachten ein weiteres befreundetes Pärchen mit, dass ebenfalls einen Sohn im passenden Alter hat.
Mit diesen aufregenden Aussichten starteten wir unsere Reise. Wir alle würden zu unterschiedlichen Zeiten beim Campingplatz eintreffen, was die Lage ein klein wenig komplizierter gestaltete. Das war zumindest unsere Befürchtung. Tatsächlich lief von Anfang an alles wie am Schnürchen. Der erste Blick auf den türkisblauen See war atemberaubend! Jubelnd und in bester Laune landeten wir als Vorhut auf dem Platz. Die anderen ließen auch nicht lange auf sich warten und so richteten wir uns nacheinander in unserem großen Lager ein. Die Kinder waren nach einer Eingewöhnungszeit von gefühlten drei Minuten nicht mehr zu sehen und wir Großen machten es uns am Ufer des Sees gemütlich.
Für satte zehn Tage lebten wir eine freiheitliche Gemeinschaft, in der jede Familie autark plante, wir uns aber immer wieder begegneten. Irgendwer fing einfach zu den üblichen Zeiten an zu kochen und andere gesellten sich dazu. Die Abende waren lang und lustig, auch für die Kinder, die wir eigentlich nur sahen, wenn sie Hunger bekamen oder einen Streitschlichter brauchten.
Einkaufen am Kiosk, Glitzersteine aus dem Boden bergen, improvisierte Verkaufsstände und geheime Machenschaften, von denen wir nichts wissen sollten. Unsere Jungs und Mädchen fielen jeden Tag zerzaust und glücklich in die Betten. Ab und zu machten wir gemeinsam eine Wanderung oder gingen klettern. Was uns aber vor allem anderen guttat, war die viele Zeit des nicht-wissens. Völlig planlos in den Tag hinein zu leben – wir hatten schon fast vergessen, wie das geht. Ich habe es als absolut natürlich erlebt, wie alle Erwachsenen automatisch einen Blick auf alle Kinder haben und so die Verantwortung auf viele Schultern verteilt wird. Auch das erlebe ich als entspannend. Für uns, die wir nicht im Schoß der Großfamilie leben, war das ein wirklich stärkendes Erlebnis. Wie heißt es so schön: es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen…
Für uns steht fest: das wollen wir kultivieren! Zukünftig gehört Urlaub im Rudel zum festen Jahresprogramm.
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