Familie ist der Ort, an dem das Herz zuhause ist. Das Familienbild in aktuellen Kinderbüchern
Früher haben wir Vater-Mutter-Kind gespielt und die Rollen in der Familie waren klar. Heute ist das nicht mehr so selbstverständlich. Oder anders gesagt: Alles ist selbstverständlich und das ist gut so. Diese Entwicklung bildet sich auch auf dem Kinderbuchmarkt ab.
So wie bei Charlotte Bellières und Ian de Haes Und deine Familie?, bei denen den Kindern das klassische Spiel eindeutig zu kompliziert wird – in Anbetracht aller möglichen Konstellationen. Waren es früher noch die großen Ausnahmen wie Pippi Langstrumpf oder das doppelte Lottchen beziehungsweise im übertragenen Sinn auch die „alleinerziehenden Väter“ wie Herr Taschenbier, Meister Eder oder Pettersson, so wird heute klipp und klar von Anfang an dargestellt, dass Vater, Mutter, Kind lediglich eine Form von Familie ist. Eine von vielen. Regenbogenfamilien, Patchwork, Alleinerziehende … vielschichtig und farbenfroh. Aber eben auch nicht immer einfach.
Das bekommen die Räuberkinder in Wann gehen die wieder? ziemlich zu spüren. Bei ihnen kam es knüppeldick. Erst trennen sich Mama und Papa Räuber und die Kinderschar muss regelmäßig durch den ganzen Wald traben, um mal den einen und dann wieder den anderen zu sehen. Zwei Zuhause, zwei Zahnbürsten, zweimal Regeln und dann sind da auch noch die doofen Prinzessinnenkinder, die die Neue vom Papa mitgebracht hat und die jetzt dauernd da sind. Auf „zwangsverwandt“ haben die Räuber-Kids aber so gar keinen Bock und machen den feinen Damen und Herren das Leben so lange schwer, bis diese endlich verschwinden. Mit dem Zeichenstift bedient die Autorin und Illustratorin Ute Krause in diesem Bilderbuch jedes Klischee und doch wieder nicht. Denn ihre Räuber, Prinzessinnen und Drachen müssen zusammenfinden, müssen starke Gefühle wie Eifersucht, Trauer, Verlustangst oder Neid erst richtig durchleben, um festzustellen, dass das Leben manchmal alles in Stücke bricht, um es neu zusammenzusetzen. Und dass das Neue nicht schlecht sein muss.
In Alles Familie – vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau von Alexandra Maxeiner und Anke Kuhl, in Das alles ist Familie von Michael Engler und Julianna Swaney oder auch in Schau mal, das ist meine Familie von Pauline Oud zeigen die Autoren, wie viele Familienmöglichkeiten es überhaupt gibt und dass es manchmal gar nicht so einfach ist, da durchzublicken – halb verwandt, direkt verwandt, stiefverwandt … oder gar nicht verwandt, sondern einfach nur befreundet. Denn auch das kann eine Form von Familie sein.
Allerdings hat nicht jeder die Wahl. Für Elia ist es schwer zu verstehen, als er eines Tages erfährt, dass seine „Bauchmama“ ihn hergegeben hat. Er fühlt sich oft einsam und unverstanden, kann diese Gefühle aber nicht einordnen. Und er fühlt sich von Mama angelogen. Einfühlsam geht Silke Zimmermann in Elia hat zwei Mamas mit dem Thema Adoption um. Auch Oscar hat zwei Mütter. Aber beide sind immer da. Susanne Scheerer und Annabelle von Sperber erzählen in Zwei Mamas für Oscar, wie bei Bine und Lina das „Regenbogenwunder“ Wirklichkeit wurde.
Es ist wichtig, dass Kinder Bücher haben, die sich abwenden von gängigen Rollenklischees und Stereotypen, die verschiedene Lebensentwürfe und Rollenbilder zeigen und die ihnen helfen, sich zu identifizieren. Um gestärkt den eigenen Weg gehen zu können.
Bildnachweis: arsEdition, Stab Familie
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