Ein neuer Anfang mit uralten Wurzeln: Die jüdische Kita in Nürnberg öffnet ihre Türen

von | 22. August 2025 | Eltern werden, Eltern sein, Familie und Beruf - Alles gut vereinbar?!

Ein leiser, aber bedeutungsvoller Schritt ist in Nürnberg getan worden einer, der auf zarte Füßchen stellt, was jahrhundertelang gerungen, zerstört, gesucht und nun endlich wieder gefunden wurde: eine jüdische Kindertagesstätte. Ein Ort, an dem Kinder spielen, staunen, singen und wachsen dürfen. In einem Haus, das nicht nur Schutzraum ist, sondern auch ein Zeichen. Ein Zeichen des Lebens. Ein Zeichen der Hoffnung. Ein Zeichen des Miteinanders.

Diana Liberova, eine der Initiatoren der Kita und Mitglied im erweiterten Vorstand des Trägers, hat lange auf diesen Moment hingearbeitet. Ihre Motivation ist zutiefst persönlich. Vor zwanzig Jahren war sie selbst auf der Suche nach einer Einrichtung für ihr Kind, welche mit den jüdischen Traditionen vereinbar war. „Das war gar nicht so einfach“, erzählt sie. Koscheres Essen, die Möglichkeit, jüdische Traditionen zu leben, ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit, all das fehlte. Und doch: Der Wunsch wuchs. Gespräche mit der Gemeinde, Ideen, Hoffnungen und dann endlich konkrete Pläne.

 


Heute steht sie da, die Kita mit dem Namen Gan Schalom. Hell, offen, lebendig und sie ist offen für alle Kinder, gleich welcher Herkunft oder Religion. Denn so wichtig das jüdische Profil ist ebenso bedeutsam ist der Beitrag zur Verständigung. „Wir wollen sichtbar sein als Teil der Nürnberger Gesellschaft“, sagt Diana Liberova. „Unsere Türen stehen auch nichtjüdischen Familien offen. Es geht um Begegnung, um Dialog, um gegenseitiges Verstehen.“

 

 

 

 

 

Pädagogisch orientiert sich die Kita an großen humanistischen Denkern wie Janusz Korczak, für den das Kind ein eigenständiger Mensch war. Ein Wesen voller Rechte, voller Würde. Die Kita setzt auf ein halboffenes Konzept, das Kinder in ihrer Neugier begleitet. In kleinen Werkstätten zu Themen wie Musik, Kunst oder Natur können sie ihren Neigungen folgen. Es ist ein Ort, an dem Kinder nicht „beschäftigt“, sondern begleitet werden, mit Respekt, mit Wärme, mit dem tiefen Glauben daran, dass Kinder die Welt nicht erst irgendwann verändern, sondern jetzt schon.

 

 

 


Das Team besteht derzeit aus sechs bis sieben Fachkräften für 62 Kinder, mit Herz, Verstand und einem klaren pädagogischen Kompass. „Kinder brauchen Freiheit, um sich zu entfalten“, sagt Liberova. „Aber auch Orientierung. Sie sollen die Welt verstehen dürfen um darin ihren Platz finden.“

 

 

 

 

 

Und dieser Platz darf auch ganz ausdrücklich ein jüdischer sein: Die Kinder erleben jüdische Traditionen, lernen Feste kennen, spüren einen Jahresrhythmus, der Identität stiftet. Gleichzeitig ist die Kita ein Lernort für alle, die neugierig sind. Für nichtjüdische Kinder ist sie ein Tor zur Vielfalt, zur gelebten Toleranz, zu einem stabilen Bild des Zusammenlebens.

 

 

Nürnberg: das ist ein Ort mit langer jüdischer Geschichte. Eine Geschichte voller Licht und Schatten, mit tiefen Brüchen. Die neue Kita ist kein Rückgriff auf eine vermeintlich „goldene Zeit“, sondern ein kraftvolles Jetzt. Ein Bekenntnis zur jüdischen Zukunft hier, in dieser Stadt, in diesem Land. „Viele denken ans Auswandern“, sagt Diana Liberova. „Aber wir sagen: Es gibt jüdisches Leben in Deutschland und es soll bleiben. Es wächst. Und es trägt Früchte.“

 

 

 

Natürlich gibt es Herausforderungen. Die Sicherheit ist eine davon. Die Kita ist eingebettet in ein Sicherheitskonzept, das für Außenstehende kaum sichtbar ist, für das Team aber Alltag bedeutet. „Für uns eine Selbstverständlichkeit“, so Liberova. „Nicht aus Angst, sondern aus Verantwortung.“

 

Langfristig wünscht sie sich, dass es zur Normalität gehört, dass jüdische Einrichtungen Teil der Trägerlandschaft sind. Dass Austausch möglich ist. Dass Vielfalt keine Besonderheit, sondern Alltag ist.

 

 

 

 

 

Und was wünscht sie den Kindern? „Eine stabile, freudvolle, zukunftssichere Kindheit. Dass sie zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern heranwachsen. Dass jüdische Kinder eine starke Identität entwickeln dürfen – und nichtjüdische Kinder ein klares Bild vom Zusammenleben, vom Dialog, vom Frieden.“
Die jüdische Kita in Nürnberg, sie ist ein Haus der Hoffnung. Für heute. Und für all jene, die noch kommen werden.

 

 

Es sind noch wenige Plätze frei. Weitere Informationen gibt´s hier:
Unsere KiTa – Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg K.d.ö.R.

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