Der weite Wald – Wanderung am Heidenberg
Der Heidenberg, ein ca. 13 km² großes Waldgebiet 5 km südlich von Schwabach ist für lange, ruhige Spaziergänge gut geeignet – vielleicht besonders nach den Feiertagen, um auf dem 6 km langen Rundweg mit 70 Höhenmetern überschüssige Kalorien abzubauen.
Der Name Heidenberg ist urkundlich ab 1530 erwähnt. Eine Ableitung von dem durch Waldnutzung geförderten Heidekraut ist ebenso denkbar, wie ein Zusammenhang mit der Entdeckung von Hügelgräbern aus vorchristlicher Zeit. In Dokumenten vor 1530 heißt die Erhebung Hegenberg, was auf Waldweide oder intensive Wildhege hindeutet.
Der Nachteil am Heidenberg ist seine Erreichbarkeit. Mit dem Bus ist es gerade an Wochenenden eine große Herausforderung, so dass es vernünftig erscheint, die Tour an einem der drei PKW-Parkplätze zu starten.
Wir starten in Ungerthal, einer kleinen Siedlung im Osten des Heidenbergs. Vom Parkplatz am Rande des Orts geht es durch Ungerthal in ein schmales Tälchen.
An den Flanken des Tals streichen Damhirsche durch eingezäunte Gehege. Nah an die Wanderer kommen sie selten, aber man kann die vielen Hirschdamen gut in Gruppen durch das weitläufige Gehege ziehen sehen. Vorbei an Weihern wird das Tälchen enger und es beginnt der Quellensteig.
Der schmale Weg hat nach einer heftigen Durchforstung etwas von seinem Charme verloren. Trotzdem bleibt die Abfolge dreier Quellen in dem kleinen, engen Tälchen bemerkenswert. Man steigt von der geologischen Schicht des Oberen Burgsandsteins hinauf zur mit rotem Feuerletten bedeckten Anhöhe des Heidenbergs. Der Obere Burgsandstein ist, wie alle Sandsteinschichten, für Wasser durchlässig. Jedoch gibt es so genannte Zwischenletten – wasserstauende Lehmschichten an denen das sickernde Wasser bis zum Quellaustritt geleitet wird. Da das Wasser aus dem unbebauten Heidenberggebiet kommt, kann man davon ausgehen, dass trinkbares Wasser aus den Quellen sprudelt. Amtlich geprüft ist die Wasserqualität natürlich nicht.
Am Ende des Quellensteigs stoßen wir auf einen Forstweg, dem wir rechts folgen und auch nach 100m halten wir uns rechts. Auf einem langen, geraden Forstweg geht es 600m nach Norden.
Achtung: Wer die Tour etwas verlängern will geht hier erst mal nach Süden und biegt nach 250m links in den Wald zum Luderloch. In einer Scharte im Hang befindet sich eine kleine vermutlich von Menschenhand gehauene Höhle im Sandstein. Vermutlich hat das Luderloch seinen Namen von der Nutzung: hier könnte das Luder (erlegtes Wild) vorübergehend sicher und kühl abgelegt worden sein, währen der Jäger weiter nach Beute sucht. Auf gleichem Weg geht es bis zur Weggabelung zurück.
Von dort sind es 600m durch einen schönen, abwechslungsreichen Forst immer geradeaus. Für Jäger und Sammler lohnt sich ein Blick in die Waldbestände aus anderem Grund: Am Heidenberg werden immer wieder Stücke versteinerten Holzes gefunden. Dabei handelt es sich um Baumreste meist von Nadelgehölzen oder Farnen, die nicht verrottet sondern luftdicht z. B. im Schlamm eingeschlossen worden waren. Die orange-braune Färbung der Heidenberg-Versteinerungen ist auf die Einlagerung von Eisenoxid aus den umgebenden Sandsteinschichten zurückzuführen.
Wir gelangen in einer Senke wieder zu einer Weggabelung (hier befindet sich auch ein größerer Wanderparkplatz). Zwischen all den Forstwegen führt ein unbefestigter Weg etwas verwinkelt nach Norden. Hier durchstreifen wir den Wald, der sich im Umbau befindet und viele junge, nachwachsende Arten zeigt. Besonders schön ist die Verjüngung der Tanne. Diesen gar nicht häufigen Nadelbaum erkennt man gut an den waagrecht abstehenden Nadeln, die auf der Unterseite zwei helle Wachsstreifen zeigen. Die weichen Nadeln schmecken den Rehen zum Leidwesen der Förster sehr gut!
Wir treffen wieder auf einen größeren Forstweg – eigentlich müssen wir uns rechts halten, um wieder zum Ausgangspunkt zurück zu gelangen. Aber nach links erreicht man den Funkmast, der 1958 als Radio- und Fernsehsender errichtet wurde, so befindet man sich mit 463 m auf der höchsten Erhebung des Heidenberg-Höhenzugs (Hoher Markstein).
Es geht zurück auf die Forststraße und 1,5 km nach Osten. Entlang dieses Wegstück stehen vier Stationen des Kammersteiner Sagenwegs – z. B. die Sage vom Herzog Ernst oder von der Namensgebung des Bergs und vom Grab des Hunnenkönigs Attila, der selbstverständlich hier begraben ist.
Im Wald sollte man auf Spuren der modernen Forstbewirtschaftung achten. Holz wird heute mit dem Vollernter gewonnen, einer Maschine, die Stämme fällt, entrindet und in 4 m lange Stücke zerlegt. Dazu muss der Vollernter mit seinem Greifarm an den Baum herankommen. Deshalb ist es erforderlich, dass alle 25 bis 30 m eine Rückegasse in den Wald führt. Wie soll sich hier ein naturnahes Waldökosystem entwickeln können?
Die zweite größere Abzweigung nach rechts nehmen wir wieder bergab. Über einen weiteren Forstweg gelangen wir schließlich auf eine Straße, von der aus wir rechter Hand schon Ungerthal sehen können.
Bildnachweis: Dr. Gerhard Brunner
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