Antworten rund ums Taschengeld
Für einen Euro kriege ich fünf Gummifrösche. Oder kauf ich mir dafür doch lieber ein Eis? Wenn ich die coolen Sneakers haben will, muss ich mindestens drei Monate sparen. Über ein eigenes Budget zu verfügen, ist für Kinder und Jugendliche eine gute Möglichkeit, den Umgang mit Geld zu lernen. Was sollten Eltern über Taschengeld wissen? Wir haben ein paar Antworten zu den wichtigsten Fragen zusammengestellt.
Haben Kids ein Recht auf Taschengeld? Was ist der Taschengeldparagraph?
Einen gesetzlichen Anspruch auf Taschengeld gibt es nicht, die Entscheidung darüber liegt ganz im Ermessen der Eltern. Beim Taschengeldparagraph (BGB §110) geht es darum, zu regeln, welche Käufe Minderjährige rechtswirksam tätigen dürfen. Denn eigentlich sind Kinder unter sieben Jahren gar nicht, ab dem 7. Lebensjahr nur beschränkt geschäftsfähig. Ausnahme: Sie dürfen Dinge mit den Mitteln kaufen, die ihnen „zu diesem Zweck oder zur freien Verfügung von dem Vertreter oder mit dessen Zustimmung von einem Dritten überlassen worden sind.“ Heißt: kauft sich beispielsweise ein Grundschüler eigenständig von seinem Taschengeld ein Comic-Heft, dann ist das ein wirksames Rechtsgeschäft.
Dürfen Kinder mit ihrem Taschengeld machen, was sie wollen?
Auch wenn es keinen gesetzlichen Anspruch auf Taschengeld gibt, ein Recht sollten Kinder haben, wenn sie es bekommen: sich von dem Geld kaufen zu dürfen, was sie möchten und nicht, was die Eltern als sinnvoll erachten. Fehler machen gehört zum Lernprozess dazu. Wer es bereut, seine Moneten komplett in Kaugummi investiert zu haben, denkt beim nächsten Mal vielleicht genauer nach, wägt ab, oder legt auch mal einen Teil auf die hohe Kante für die Erfüllung eines teureren Wunsches. Wichtig: Um planen oder sparen zu lernen, müssen Kinder sich auf die Zahlung des Taschengelds verlassen können. Es sollte nicht an Bedingungen geknüpft sein, etwa an Hilfe im Haushalt, oder als Druckmittel bei schlechten Schulnoten dienen – Stichwort Taschengeldkürzung.
Ab wann sollten Kinder Taschengeld bekommen?
Das hängt ganz vom individuellen Entwicklungsstand ab. Ab etwa vier Jahren entwickeln Kinder einen Sinn dafür, dass Geld einen bestimmten Wert hat – aha, für zwei Gummischnecken muss ich am Kiosk zwei von den kleinen goldene Münzen hergeben. Für regelmäßiges Taschengeld ist es da wahrscheinlich noch zu früh, aber dem Kind ab und an beim Einkaufen eine Münze zu geben, für die es sich etwas aussuchen darf, hat einen großen Lerneffekt. Viele Eltern starten mit Taschengeld mit Beginn der Einschulung, was durchaus Sinn macht. Die Kleinen lernen Zahlen und Rechenwege und können den Umgang damit gleich prima in der Praxis ausprobieren. So können sie, in einem für sie überschaubaren Rahmen, über ihre Wünsche und Bedürfnisse nachzudenken, selbständig Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.
Wie viel in welchem Alter?
Grundsätzlich gilt: wie viel ein Kind Taschengeld bekommt, hängt vor allem von der finanziellen Situation der Familie ab. Eine allgemeine gute Orientierung bietet die Tabelle des Deutschen Jugendinstituts, das alle vier Jahre eine aktualisierte Taschengeld-Empfehlung herausgibt. Für Siebenjährige wird dort zum Beispiel ein wöchentlicher Betrag zwischen 0,50 und 1,00 Euro als angemessen angegeben. Für Zehnjährige bewegt sich der Richtwert zwischen 16,00 und 18,50 Euro pro Monat. Im Herbst 2024 soll die neueste Tabelle veröffentlicht werden.
https://www.dji.de/themen/jugend/taschengeld.html
Wöchentlich oder monatlich?
Wie teile ich mir fünf Euro vier Wochen lang ein? Für Vor- und Grundschulkinder ist das noch schwer zu überblicken, weil sie noch kein ausgeprägtes Zeitverständnis haben. Und auch nicht die Geduld! Einfacher ist es deshalb für sie, wenn sie ihr Taschengeld wöchentlich erhalten. Etwa ab der weiterführenden Schule kann man auf monatliche Auszahlung umstellen, wenn das Kind das möchte. Aber egal ob einmal pro Woche oder einmal pro Monat: es sollte ein fester Termin für die Auszahlung festgelegt werden – immer freitags nach der Schule, am Ersten eines Monats, etc. Und: es ist die Aufgabe der Eltern, daran zu denken.
Bar oder aufs Konto?
Nur Bares ist Wahres! Das gilt zumindest am Anfang. Um Geld im wahrsten Sinne zu begreifen müssen Kinder es in Händen halten, es „in echt“ ausgeben und den Gegenwert erleben, es im Sparschwein klimpern und knistern hören. Alles andere wäre zu abstrakt. Für Teenager allerdings kann ein Jugendgirokonto der ideale nächste Schritt im Umgang mit Geld sein: Cash abheben mit der ersten Karte, online Überweisungen tätigen, Kontoauszüge checken. Vorteil von Letzterem: sie haben immer einen Überblick, wann, wo und für was sie ihr Taschengeld ausgegeben haben.
Was ist Budgetgeld?
Je älter Kinder werden, umso mehr Verantwortung können und wollen sie übernehmen. Deshalb kann es sinnvoll sein, ab dem Teenageralter zusätzlich zum Taschengeld ein Budgetgeld zu zahlen. Der Unterschied: Beim Taschengeld dürfen die Kids selbst entscheiden, für was sie es ausgeben, Budgetgeld ist zweckgebunden, zum Beispiel für Kleidung oder ausschließlich Schulsachen. Dinge, um deren Anschaffung sich bislang die Eltern gekümmert haben. Durch das Budgetgeld geben sie Verantwortung an den Nachwuchs ab und ermöglichen ihm, umfangreichere finanzielle Situationen zu organisieren. Das funktioniert am besten Schritt für Schritt und indem man vorab gemeinsam die Rahmenbedingungen bespricht und absteckt.
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